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Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition)
Autoren: Stephen King
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mit der sie sich zur Fresszeit den Magen gefüllt hatten – sprang auf das Floß und blieb zappelnd vor Oys Pfoten liegen. Obwohl der Bumbler sonst jedes kleine Lebewesen erlegte, das seinen Weg kreuzte, schien er den Fisch nicht einmal wahrzunehmen. Roland beförderte ihn mit einem Tritt seiner abgewetzten Stiefel ins Wasser zurück.
    »Euer Throcken weiß, was kommt«, bemerkte Bix. Er musterte Roland. »Dem werdet ihr doch Beachtung schenken, aye?«
    Im ersten Augenblick hatte Roland keine Ahnung, was das heißen sollte. Dann stieg aus seinem Unterbewusstsein ein deutliches Bild auf: einer von einem Dutzend handkolorierter Holzstiche aus einem alten Kinderbuch, das er sehr gemocht hatte. Sechs Bumbler, die unter einem Halbmond auf einem umgestürzten Baum saßen, alle mit hochgereckter Schnauze. Dieses Buch, Wundersame Geschichten vom Eld, hatte er als kleiner Junge mehr als alle anderen geliebt, wenn seine Mutter ihm in seinem Turmzimmer vor dem Einschlafen daraus vorgelesen hatte, während draußen ein Herbststurm sein tristes Lied heulte, als wollte er den Winter herbeirufen. »Der Wind durchs Schlüsselloch« lautete der Titel der Geschichte zu diesem Bild, und sie war beängstigend und wundervoll zugleich gewesen.
    »Alle Götter auf den Hügeln!«, sagte er und schlug sich den Ballen seiner verstümmelten Rechten an die Stirn. »Da hätte ich sofort draufkommen müssen. Schon weil das Wetter in den letzten Tagen unnatürlich warm gewesen ist.«
    »Soll das heißen, dass du’s nicht gemerkt hast?«, fragte Bix. »Obwohl du aus Innerwelt bist?« Er schnalzte missbilligend mit der Zunge.
    »Roland?«, sagte Susannah. »Was bedeutet das?«
    Roland ignorierte sie. Er sah von Bix zu Oy, dann wieder zu Bix hinüber. »Der Stoßwind kommt?«
    Bix nickte. »Aye. Das sagt euer Throcken, und was den Stoßwind angeht, irren die Throcken sich nie. Außer dass sie ein bisschen sprechen können, ist das ihre Helle.«
    »Welche Helle?«, fragte Eddie.
    »Er meint ihre Begabung«, sagte Roland. »Bix, kennst du am anderen Ufer eine Unterkunft, in der wir uns verkriechen und ihn abwettern können?«
    »Zufällig kenne ich eine.« Der Alte zeigte zu den bewaldeten Hügeln hinüber, die sanft zum Whye hinunter abfielen, wo ein weiterer Steg und ein weiteres Boots haus – diesmal ungestrichen und weit weniger großartig – auf sie warteten. »Dort drüben findet ihr euren Weg, ein kleines Sträßchen, das früher eine richtige Straße war. Es folgt dem Pfad des Balkens.«
    »Natürlich tut es das«, sagte Jake. »Alle Dinge dienen dem Balken.«
    »Ganz recht, junger Mann, ganz recht. Was kennt ihr, Räder oder Meilen?«
    »Beides«, sagte Eddie. »Aber für die meisten von uns sind Meilen besser.«
    »Also gut. Folgt der alten Callastraße fünf Meilen weit, vielleicht sechs, dann erreicht ihr ein verlassenes Dorf. Die meisten Häuser sind aus Holz und für euch unbrauchbar, aber das Versammlungshaus ist solide aus Stein gebaut. Dort seid ihr sicher. Ich war schon drinnen und weiß, dass es einen schönen offenen Kamin hat. Ihr müsst natürlich den Abzug überprüfen, denn darin nisten gern Vögel, wenn keiner sie vertreibt, und ihr wollt doch, dass er in den drei, vier Tagen, die ihr dort ausharren müsst, gut zieht, oder? Als Brennholz könnt ihr die Reste der übrigen Häuser verwenden.«
    »Was bedeutet Stoßwind?«, fragte Susannah. »Ist das ein ausgewachsener Sturm?«
    »Ja«, sagte Roland. »Ich habe seit vielen, vielen Jahren keinen mehr erlebt. Nur gut, dass wir Oy bei uns haben. Obwohl es mir trotzdem nicht aufgegangen wäre, wenn Bix nicht gewesen wäre.« Er drückte die Schulter des Alten. »Ich sage dir meinen Dank. Wir alle sagen dir unseren Dank.«

7
    Wie so viele Dinge in Mittwelt stand das Bootshaus am Südostufer des Flusses kurz vor dem Einsturz; Fledermäuse hingen mit dem Kopf nach unten an den Dachsparren, und dicke Spinnen liefen die Holzwände hinauf. Alle waren froh, als sie wieder draußen im Freien waren. Bix vertäute sein Floß und gesellte sich zu ihnen. Sie umarmten ihn nacheinander, wobei sie darauf achteten, ihn nicht so fest zu drücken, dass seine morschen Knochen lädiert wurden.
    Nachdem alle an die Reihe gekommen waren, fuhr der Alte sich über seine feuchten Augen, dann beugte er sich hinunter und tätschelte Oy den Kopf. »Sorg dafür, dass ihnen nichts passiert, Sir Throcken.«
    »Oy!«, antwortete der Billy-Bumbler. Dann: »Bix!«
    Als der Alte sich aufrichtete, hörten sie
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