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Wind (German Edition)

Wind (German Edition)

Titel: Wind (German Edition)
Autoren: Stephen King
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großer Haufen von dem Zeug lag auf ihrem Schoß. Sie schlug ihn mit kräftigen Schlägen weg, die fast Boxhiebe waren.
    »Dreckiger alter Scheißkamin! Blöder alter Fotzenabzug! So ein gottverdammter, beschissener …«
    Sie drehte sich um und sah Jake, der sie mit großen Augen und offenem Mund anstarrte. Oy, der hinter ihm auf der Treppe saß, erging es nicht anders.
    »Sorry, Schätzchen«, sagte Susannah. »Bin ein bisschen ausgeflippt. Am meisten ärgere ich mich über mich selbst. Ich bin mit Öfen und offenen Kaminen aufgewachsen, also hätte ich’s besser wissen müssen.«
    Im Tonfall höchsten Respekts sagte Jake: »Du kennst geilere Flüche als mein Vater. Ich hätte nicht geglaubt, dass irgendwer bessere Flüche kennt als mein Vater.«
    Eddie kam herbeigeeilt und fing an, ihr Gesicht und Hals abzuwischen. Sie schob seine Hände weg. »Du verteilst das Zeug nur. Komm, wir suchen diesen Gook, was immer das ist. Vielleicht führt er ja noch Wasser.«
    »Es wird Wasser geben, so Gott will«, sagte Roland.
    Susannah wandte sich ihm zu und musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Kommst du mir frech, Roland? Mach das lieber nicht, solange ich hier wie Missus Teerbaby sitze.«
    »Nein, Sai, wo denkst du hin?«, sagte Roland, aber sein linker Mundwinkel zuckte kaum merklich. »Eddie, sieh zu, dass du Gook-Wasser findest, damit Susannah sich waschen kann. Jake und ich fangen schon mal an, Brennholz zu sammeln. Beeil dich, damit du uns dann beim Sammeln helfen kannst. Hoffentlich hat unser Freund Bix es ans andere Ufer geschafft. Ich befürchte nämlich, dass uns weniger Zeit bleibt, als er vermutet hat.«

12
    Der Stadtbrunnen lag auf der anderen Seite des Versammlungshauses auf einer Fläche, die Eddie für den ehemaligen Dorfanger hielt. Das Seil, das an der Rolle unter dem baufälligen Brunnendach hing, war zwar längst verrottet, aber das stellte kein Problem dar, weil sie ein gutes Seil in ihrer Gunna hatten.
    »Das Problem ist nur: Was wollen wir ans untere Seilende binden?«, sagte Eddie. »Vielleicht ist ja eine von Rolands alten Satteltaschen …«
    »Was ist das, Süßer?«, fragte Susannah und zeigte in das mit Brombeeren durchsetzte Unterholz links neben dem Brunnen.
    »Ich sehe da nichts …« Aber dann sah er doch etwas. Anscheinend verrostetes Blech. Vorsichtig, damit die Stachelranken ihm nicht den Arm zerkratzten, griff Eddie in das Gewirr und zog ächzend einen rostigen Blecheimer heraus, in dem sich verwelkter Efeu knäuelte. Der Eimer hatte sogar einen Henkel.
    »Zeig mal her«, sagte Susannah.
    Er kippte den Efeuballen aus und gab ihr den Blecheimer. Als sie an dem Henkel ruckte, riss er sofort ab – nicht mit einem Knacken, sondern mit einem weichen Schmatzen. Susannah sah Eddie an und zuckte entschuldigend die Achseln.
    »Schon okay«, sagte Eddie. »Lieber reißt er jetzt ab als unten im Brunnen.« Er warf den Henkel weg, schnitt ein Stück von ihrem Seil ab, drehte die äußeren Stränge auf, damit es dünner wurde, und fädelte es dann durch die Löcher, die von dem alten Henkel zurückgeblieben waren.
    »Nicht schlecht«, sagte Susannah. »Für ’nen weißen Knaben bist du echt geschickt.« Sie spähte über den Brunnenrand. »Ich kann Wasser sehen. Keine drei Meter unter uns. Uah, sieht ganz schön kalt aus!«
    »Schornsteinfeger dürfen nicht wählerisch sein«, sagte Eddie.
    Der Eimer klatschte aufs Wasser, kippte zur Seite und lief voll. Als er unter die Wasseroberfläche sank, hievte Eddie ihn wieder hoch. Der Eimer hatte mehrere Rostlöcher, aber die waren zum Glück klein. Eddie zog sein Hemd aus, tauchte es ins Wasser und machte sich daran, Susannah das Gesicht zu säubern.
    »Du meine Güte!«, sagte er. »Da kommt eine Frau zum Vorschein!«
    Sie ließ sich das zusammengeknüllte Hemd geben, wrang es aus und wusch sich dann die Arme. »Wenigstens ist der verflixte Abzug jetzt frei. Sobald ich halbwegs sauber bin, kannst du noch mal frisches Wasser holen, und wenn das Feuer erst mal brennt, kann ich den Rest mit warmem …«
    Aus Nordwesten war ein dumpfes Krachen zu hören. Bald darauf kam noch eines. Diesem Krachen folgten mehrere nacheinander, eine regelrechte Salve. Die Geräusche kamen unverkennbar in ihre Richtung marschiert. Ihre erschrockenen Blicke begegneten sich.
    Eddie, bis zur Taille nackt, trat hinter den Rollstuhl. »Ich glaube, wir sollten einen Zahn zulegen.«
    In der Ferne – aber eindeutig näher rückend – waren Geräusche wie vom Vormarsch einer
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