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Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel

Titel: Wimsey 10 - Das Bild im Spiegel
Autoren: Dorothy L. Sayers
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nicht erinnern, das eingeschenkt zu haben. Wahrscheinlich war ich so mit den Gedanken woanders, daß ich es ganz mechanisch gemacht habe.« Er leerte das Glas langsam und dachte dabei an Smith.
    Was hatte dieser Smith um alles in der Welt bei Skimmings’ Haus zu suchen gehabt?
    Eine merkwürdige Geschichte von vorn bis hinten. Wenn Skimmings’ Haushälterin von diesem Geld gewußt hatte … Aber sie hatte nichts davon gewußt, und wenn, wie wäre sie auf Smith gekommen, Smith und sein Tha …
    – das Wort hatte ihm für einen Moment auf der Zunge gelegen.
    »Das hätten Sie gar nicht nötig. Ich würde Sie finden.«
    Was hatte der Mann damit gemeint? Aber das war doch lächerlich. Smith war gewiß nicht der Teufel. Aber wenn er wirklich dieses Geheimnis besaß – wenn er einen Preis dafür verlangte – Unsinn!
    »Geschäfte in Rugby – etwas Geschäftliches in Skimmings’ Haus.« Ach was, das war absurd!
    »Man kann niemandem trauen. Absolute Herrschaft über anderer Leute Leben … Es läßt einen nicht mehr los.«
    Irrsinn! Und falls doch etwas daran sein sollte, war es verrückt von dem Mann, es Pender zu erzählen. Wenn Pender den Mund aufmachte, konnte er ihn an den Galgen bringen. Penders bloße Existenz wäre schon eine Gefahr für ihn …
    Dieser Whisky!
    Je länger Pender darüber nachdachte, desto überzeugter war er, daß er sich diesen Whisky nie und nimmer selbst eingeschenkt hatte. Smith mußte das hinter seinem Rücken getan haben. Warum dieses plötzliche Interesse an den Büchern? Es hatte doch mit allem Vorangegangenen überhaupt nichts zu tun. Jetzt im Nachhinein fand Pender, daß dieser Whisky ziemlich stark gewesen war. Bildete er es sich nur ein, oder hatte da auch mit dem Geschmack etwas nicht gestimmt?
    Kalter Schweiß trat Pender auf die Stirn.
    Eine Viertelstunde später, nach einer ordentlichen Portion Senflösung, war er wieder unten und kauerte sich frierend und zitternd vors Feuer. Er war gerade noch einmal davongekommen – wenn er davongekommen war. Er wußte ja nicht, wie das Zeug wirkte, aber er nahm sich vor, die nächsten Tage kein heißes Bad zu nehmen. Man konnte nie wissen.
    Ob die Senflösung nun noch rechtzeitig ihre Wirkung getan hatte, oder ob das heiße Bad ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung war – Penders Leben war vorerst jedenfalls gerettet. Aber wohl war ihm noch lange nicht. Er ließ die Sicherheitskette an der Haustür vorgelegt und schärfte seinem Diener ein, keine Fremden ins Haus zu lassen.
    Er abonnierte noch zwei Tageszeitungen und für den Sonntag die News of the World und las sie alle aufmerksam durch. Tödliche Unfälle im Badezimmer wurden bei ihm zu einer regelrechten Besessenheit. Er vernachlässigte seine Erstausgaben und gewöhnte sich an, allen gerichtlichen Voruntersuchungen von zweifelhaften Todesfällen beizuwohnen.
    Drei Wochen später kam er auf diese Weise nach Lincoln. Ein Mann war in einem Türkischen Bad an Herzversagen gestorben – ein korpulenter Mann mit sitzender Lebensweise. Das Gericht, das auf Unfalltod erkannte, ergänzte seinen Spruch dahingehend, daß dem Personal solcher Bäder auferlegt werden solle, die Badegäste besser zu beaufsichtigen und sie im Dampfraum nie alleinzulassen.
    Als Pender den Saal verließ, sah er vor sich einen abgetragenen Hut, der ihm bekannt vorkam. Er stürzte ihm nach und bekam Mr. Smith gerade noch zu fassen, als dieser in ein Taxi steigen wollte.
    »Smith!« rief er außer Atem und packte den Mann fest bei den Schultern.
    »Was denn, Sie schon wieder?« sagte Smith. »Der Fall scheint Sie zu interessieren. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein? «
    »Sie Teufel!« schrie Pender. »Sie hatten da Ihre Finger drin! Und neulich haben Sie versucht, mich umzubringen.«
    »So? Und warum hätte ich das tun sollen?«
    »Dafür werden Sie hängen«, rief Pender drohend.
    Ein Polizist schob sich durch den sich bildenden Auflauf.
    »Nanu«, sagte er, »was ist denn hier los?«
    Smith tippte sich bedeutungsvoll an die Stirn.
    »Schon gut, Konstabler«, sagte er. »Dieser Herr scheint zu glauben, ich sei mit finsteren Absichten da. Hier ist meine Karte. Der Richter kennt mich. Aber der Mann hat mich angegriffen. Sie sollten ein Auge auf ihn haben.«
    »Das stimmt«, bestätigte einer der Umstehenden.
    »Dieser Mann hat versucht, mich umzubringen«, sagte Pender.
    Der Konstabler nickte.
    »Lassen Sie mal gut sein, Sir«, sagte er. »Das werden Sie sich noch überlegen. Die Hitze da drin im Saal hat
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