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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Komplizen befand. Sie könnten nicht zufällig herausfinden, ob das Rasiermesser mit der Post irgendwohin geschickt worden ist, wo Weldon es abholen konnte?«
    »Das haben wir schon versucht, aber nichts gefunden.«
    »Nein. Mich würde es nicht wundern, wenn Weldon am Mittwoch einzig und allein nach Wilvercombe gefahren wäre, um das Rasiermesser abzuholen. Es kann so leicht irgendwo für ihn hinterlegt worden sein. Natürlich hat Morecambe, der schlaue Fuchs, sich wohlweislich gehütet, an diesem Tag selbst in Wilvercombe zu sein – aber nichts wäre einfacher gewesen, als das Päckchen in einem Tabakladen oder sonstwo für seinen Freund Mr. Jones zu hinterlegen. Ich würde Ihnen raten, da einmal nachzuforschen, Inspektor.«
    »Das werde ich tun, Mylord. Da ist nur noch eins: Ich verstehe nicht, wieso Weldon und Morecambe vom Ergebnis der Leichenschau so überrascht werden konnten. Soll Alexis ihnen denn von seinem Gebrechen nichts erzählt haben? Wenn er doch darin einen Beweis für seine Abstammung von den Romanows sah, sollte man meinen, er hat es ihnen als erstes gesagt.«
    »Im Gegenteil! Es liegt klar auf der Hand, daß Alexis dieses kleine Geheimnis eifersüchtig gehütet hat. Es ist keine Empfehlung für einen Mann, der eine erfolgreiche Revolution anführen will, wenn er jeden Augenblick von einer schmerzhaften und unheilbaren Krankheit aufs Lager geworfen werden kann. Und für ›Feodora‹ wäre es auch nicht gerade ein Anreiz gewesen, ihn zu heiraten, wenn sie gewußt hätte, daß er ein Bluter war. Nein, der arme Teufel muß die ganze Zeit in Todesängsten gelebt haben, daß sie es herausbekommen könnten.«
    »Aha. So gesehen ist das auch wieder zu verstehen.«
    »Wenn Sie die Leiche exhumieren«, sagte Wimsey, »werden Sie höchstwahrscheinlich die typischen Gelenkverdickungen finden, die mit Haemophilie einhergehen. Und ich würde sagen, den endgültigen Beweis können Sie bekommen, wenn Sie sich einmal bei den Leuten erkundigen, die ihn in London und Amerika gekannt haben. Ich bin ziemlich sicher, daß er die Krankheit hatte.«
    »Es ist schon komisch«, sagte Harriet, »wie das alles für Weldon & Co. gelaufen ist. In der einen Beziehung hatten sie so unwahrscheinliches Glück und in der anderen so unwahrscheinliches Pech. Ich meine, zuerst haben sie einen recht guten Plan gefaßt, gestützt auf ein Alibi und eine Verkleidung. Dann komme ich ganz unerwartet dazwischen und lasse die Verkleidung platzen. Das ist Pech. Auf der anderen Seite liefere ich ihnen mit viel unnötiger Schläue und Umsicht ein wesentlich besseres Alibi für eine völlig andere Zeit, was wieder Glück für sie ist. Dann bleibt wegen der dreihundert Pfund in Gold die Leiche verschwunden, was furchtbar unangenehm für sie werden kann. Aber wieder komme ich ihnen mit meiner Aussage und meinen Fotos zu Hilfe, durch die der Tod bekannt und die Leiche wiedergefunden wird. Und als sich dann zu ihrem Entsetzen ihr ursprüngliches Alibi als nutzlos und gefährlich entpuppt, kommt unser armer kleiner Mr. Perkins daher – der übrigens so unschuldig ist wie ein neugeborenes Lamm – und gibt ihnen ein gußeisernes Alibi für die falsche Zeit. Wir finden das Hufeisen, und damit wäre ihr Schicksal endgültig besiegelt, wenn sie nicht wieder das Glück mit dem ungeronnenen Blut hätten. Und so weiter. Ein unglaubliches Durcheinander. Und im Grunde ist das alles meine Schuld. Wenn ich nicht so neunmalklug hätte sein wollen, hätte niemand je etwas über den Zustand des Bluts erfahren, und wir wären alle davon ausgegangen, daß Alexis lange vor meinem Eintreffen am Tatort starb. Es ist alles so kompliziert, daß ich wirklich nicht weiß, ob mein Hiersein nun nützlich oder hinderlich war.«
    »Es ist alles so kompliziert«, stöhnte der Inspektor, »daß wir es den Geschworenen im Leben nicht klarmachen werden. Dazu kommt dann noch der Polizeipräsident. Ich wette mit Ihnen um was Sie wollen, daß er uns auslachen wird. Er wird sagen, wir haben noch immer nicht bewiesen, daß es kein Selbstmord war, und darum sollen wir besser die Finger davonlassen. Er ist sowieso schon stinkwütend auf uns, weil wir die Leute verhaftet haben, und wenn ich jetzt noch hingehe und ihm etwas von Haemo-was-weiß-ich erzähle, trifft ihn gleich fünfzigtausendmal der Schlag. Was meinen Sie, Mylord – wenn wir Anklage erheben, haben wir da auch nur die allerkleinste Chance?«
    »Ich will Ihnen mal was erzählen«, sagte Harriet. »Gestern abend hat Mrs.
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