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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Mr. Morecambe sich als nächstes nach Leamhurst und bleibt ein paar Tage bei Weldon. Während der ganzen Geschichte war Morecambe viel zu schlau, irgend etwas Schriftliches aus der Hand zu geben, bis auf den ganzen chiffrierten Quatsch natürlich, und darum glaube ich, daß der Plan da schon mehr oder weniger komplett ausgearbeitet wurde. Weldon erzählt Morecambe von Alexis’ romantischen Vorstellungen von kaiserlicher Abstammung, und das bringt sie auf die Idee, ihr Opfer zum Satans-Bügeleisen zu locken. Unmittelbar danach beginnen diese geheimnisvollen Briefe hinauszugehen. Ich frage mich übrigens, welchen Grund sie dafür vorgeschoben haben, daß der erste Brief nicht in russischer Sprache abgefaßt wurde. Denn der muß ja in Klartext und nicht in Geheimschrift geschrieben gewesen sein.« »Dazu hätte ich eine Idee«, sagte Harriet. »Haben Sie nicht neulich gesagt, Sie kennen einen englischen Roman, in dem die Playfair-Chiffre erklärt wird?«
    »Ja – von John Rhode. Warum?«
    »Ich nehme an, daß in dem ersten Brief nur der Titel dieses Buches mit den betreffenden Kapiteln sowie das Kodewort für die nächste Mitteilung enthalten waren. Da es ein englisches Buch ist, war es nur natürlich, das Ganze gleich auf Englisch zu schreiben.«
    »Raffiniert«, sagte Wimsey. »Ich meine Sie. Aber es ist eine durchaus mögliche Erklärung. Das alles brauchen wir jetzt jedoch nicht noch einmal durchzukauen. Offenbar war Mrs. Morecambe die Informationsquelle, was die Topographie und Fauna von Wilvercombe und Darley betrifft. Weldon wurde die Aufgabe des Reiters und Mörders zugedacht, denn dazu brauchte man nur Muskeln, während Morecambe herumraste und Briefe und Fotos in die Gegend schickte und Alexis in allerhöchste Erregung versetzte. Und dann, nachdem alles so gut wie bereit war, machte Morecambe sich als Wanderfriseur auf die Reise.«
    »Aber wozu denn dieses unglaubliche Theater?«
    wollte Harriet wissen. »Warum haben sie nicht irgendwo ein gewöhnliches Rasiermesser gekauft?
    Dessen Herkunft wäre doch schwieriger festzustellen gewesen.«
    »Sollte man meinen. Ich würde es auch so sehen.
    Aber es ist erstaunlich, was man alles herausbekommen kann. Denken Sie nur an Patrick Mahon und das Hackebeil. Die Absicht war jedenfalls, den Plan doppelt und dreifach abzusichern. Zuerst sollte es wie Selbstmord aussehen; wenn dann der Selbstmord angezweifelt und die Herkunft des Rasiermessers ermittelt wurde, sollte es dafür eine überzeugende Erklärung geben; und wenn drittens Morecambes Verkleidung zufällig durchschaut werden sollte, mußte es auch dafür eine Erklärung geben.«
    »Ich verstehe. Na ja, machen Sie weiter. Morecambe hatte jedenfalls den Mut der eigenen Überzeugung – er hat sehr gründlich gearbeitet.« »Ein kluger Kopf – ich muß zugeben, daß er mich vollkommen eingewickelt hat. Nun zu Weldon. Er hatte die Identität als Haviland Martin fertig zum Hineinschlüpfen. Anweisungsgemäß mietete er sich einen Morgan, stopfte ihn mit einem kleinen Zelt und seinen persönlichen Habseligkeiten ungemütlich voll und fuhr los, um am Hinks’s Lane, gleich neben Bauer Newcombes Wiese, zu kampieren. Am selben Tag kam Morecambe nach Wilvercombe.
    Ob und wann die beiden sich getroffen haben, weiß ich nicht. Nach meinem Eindruck war das Ganze so weit wie möglich im voraus geplant, so daß sie sich, nachdem die Durchführung des Plans in Angriff genommen war, so gut wie gar nicht mehr miteinander in Verbindung zu setzen brauchten.«
    »Sehr wahrscheinlich«, sagte Umpelty. »Das würde erklären, wieso der Zeitplan durcheinandergeriet.«
    »Möglich. So, und am Donnerstag begibt sich nun Alexis, seinen Instruktionen gemäß, zum Satans-Bügeleisen. Übrigens war es wichtig, daß die Leiche gefunden und identifiziert wurde – meiner Ansicht nach war das der Grund, warum Alexis offen über die Küstenstraße zu dem Felsen gehen sollte. Falls die Leiche dann verlorengegangen wäre, hätte es Zeugen gegeben, die ihn in diese Richtung hätten gehen sehen, und man hätte einen Anhaltspunkt gehabt, wo man suchen mußte. Es hätte nicht viel genützt, wenn er einfach verschwunden wäre wie Schnee auf der Wüste staubigem Antlitz. Alexis zieht also aus, eine Krone zu erobern. In der Zwischenzeit hat Henry Weldon eine Nähnadel durch die Zündkabel seines Morgan gedrückt und sich damit einen guten Grund geschaffen, per Anhalter nach Wilvercombe zu fahren. Und nun sehen Sie, warum es ein Morgan sein mußte. Wenn
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