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Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde

Titel: Wimsey 08- Zur fraglichen Stunde
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Weldon sich herabgelassen, mit Monsieur Antoine zu tanzen, und Henry hat das gar nicht gefallen. Wenn Sie Henry Weldon und Morecambe wieder laufenlassen, wie hoch würden Sie dann das Leben dieser beiden versichern – Antoines und Mrs. Weldons?«
    Es herrschte Stille, nachdem der Inspektor fort war. »Tja!« sagte Harriet schließlich.
    »Tja«, sagte Wimsey, »ist das Ganze nicht eine schreckliche, traurige, idiotische Farce? Die alte Närrin, die einen Liebhaber wollte, und der junge Narr, der eine Krone suchte. Eine Kehle durchgeschnitten und drei Leute dafür aufgehängt, und 130000 Pfund warten auf den nächsten, der bereit ist, Leib und Seele dafür zu verkaufen. Mein Gott! Was für ein Spaß! Fürst Tod hat Eselsohren, und was für welche!«
    Er stand auf.
    »Hauen wir hier ab«, sagte er. »Packen Sie Ihre Sachen, geben Sie der Polizei Ihre Adresse, und kommen Sie mit mir nach London. Mir steht’s bis hier oben.«
    »Ja, gehen wir. Mir graut davor, noch einmal Mrs. Weldon zu begegnen. Antoine möchte ich auch nicht mehr sehen. Es ist so grauenhaft und abstoßend, das Ganze. Fahren wir nach Hause.«
    »Abgemacht! Fahren wir nach Hause. Wir gehen in Piccadilly essen. Hol’s der Kuckuck«, sagte Wimsey wütend, »ich habe diese Seebäder noch nie leiden können!«

Über Dorothy L. Sayers (1893-1957)
    Ich bin in Oxford geboren, im vierten Jahr vor Queen Victoria’s diamantenem Jubiläum. Mein Vater war damals Headmaster der Schule des Domchors, wo es zu seinen Pflichten gehörte, kleine Teufel mit Engelsstimmen in den Grundlagen des Lateinischen zu unterrichten. Als ich viereinhalb Jahre alt war, erhielt er die Pfarre von BluntishamcumEarith, in Huntingdonshire – eine einsame Landgemeinde, die einer der alten Häfen oder Brücken der Isle of Ely war und zu der bis heute die Wälle eines römischen Lagers gehören. Ich erinnere mich sehr gut an die Ankunft im Pfarrhaus, ich hatte einen langen braunen Mantel und eine mit Federn besetzte Mütze an und war vom Kindermädchen und einer unverheirateten Tante begleitet, die einen Papagei im Käfig trug. Das Kind, dessen gelehrter Vater der Sechsjährigen den ersten Lateinunterricht erteilte, hieß Dorothy L. Sayers. Das L. steht für Leigh, den Mädchennamen der Mutter und war ihr ein wichtiger Teil des Namens, der millionenfach auf Buchtiteln verbreitet werden sollte. Sie war nicht die erste berühmte Schriftstellerin, die in einem englischen Pfarrhaus heranwuchs, dessen Fortwirken in den Eigenheiten ihrer Person ebenso wahrnehmbar ist wie in ihrer Bildung, ihren Interessen und ihren Büchern.
    Vielleicht ist der milde Pfarrer Venables in The Nine Tailors (1934) ein Abbild des Vaters, gewiß aber ist die weite Landschaft, die das Buch schildert, die Landschaft ihrer Kindheit, so wie das Frauencollege in Gaudy Night (1935) die Züge des Somerville College zu Oxford trägt, in das Dorothy L. Sayers 1912 eintrat. Sie war wohlgerüstet, vortrefflich im Lateinischen und Französischen, gut im Deutschen, musikalisch und mit poetischem Sinn begabt, von dem frühe, jetzt rar gewordene Gedichte zeugen; sie haben eine theologische Substanz, die lebenslang wirksam bleibt. Die Aneignung des damals noch geforderten Griechischen machte ihr keine Schwierigkeiten, das durch ein Stipendium ermöglichte Studium galt der Romanistik; sie schloß es als eine der ersten Frauen mit einem akademischen Grad ab. Damit war die Grundlage gelegt einer beständig bewahrten Neigung zur Literatur und zu den philologischen und historischen Wissenschaften, von denen nicht nur Essay-Bände wie Unpopular Opinions (1946) und The Poetry of Search and the Poetry of Statement (posthum 1963) Zeugnis geben, sondern auch ihre Untersuchungen über Dante (1954 und 1957), Seitenflügel des Riesenbauwerkes ihrer Dante-Übersetzung (1949 bis 1963). Die schönsten Zeugnisse ihres literarischen Sinnes aber finden sich als Anspielung und Zitat versteckt in ihren Erzählungen.
    Eine gelehrte Frau also, deren Ruhm sich allerdings auf ganz anderen Hervorbringungen gründen sollte. Nach einem kurzen Zwischenspiel als Lehrerin an einer Mädchenschule (1915) und einer Gastrolle in der berühmten Oxforder Buchhandlung Blackwell’s verließ Dorothy L. Sayers den akademischen Bereich und arbeitete für zehn Jahre in einer Londoner Werbeagentur, deren Atmosphäre und Tätigkeiten in Murder Must Advertise (1933) aufgehoben sind. Es war eine Detektivgeschichte mit Lord Peter Wimsey, der mit seinem Diener Bunter zum ersten
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