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Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation

Titel: Wilsberg 17 - Wilsberg und die dritte Generation
Autoren: Juergen Kehrer
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nicht behaupten konnte. Sowohl beim münsterschen Kripobeamten wie auch bei Weingärtners Komplizen hatte der Arzt nur noch den Tod feststellen können. Ob es jedoch die von mir oder die von Fuchs abgefeuerte Kugel gewesen war, die Podzey tödlich getroffen hatte, würde sich erst bei der Obduktion herausstellen.
    Das Schnellboot tanzte auf den Wellen, die von einem vorbeifahrenden Kreuzfahrtschiff ausgelöst wurden.
    »Was hätte Sie daran gehindert, die Wahrheit zu sagen, nachdem Sie wieder in Freiheit gewesen wären?«
    »Unter anderem Sie.«
    »Ich?«, fragte ich erstaunt.
    »Was denken Sie, warum man mich in Everskirchen zu Ihnen gebracht hat? Ich sollte mir anschauen, wozu diese Leute in der Lage sind. Es war nicht geplant, Sie so bald – wenn überhaupt – wieder gehen zu lassen. Wörtlich hat einer der alten Säcke zu mir gesagt: Nach einem gescheiterten kleinen Privatdetektiv kräht doch kein Hahn. «
    »Verstehe«, sagte ich.
    »Außerdem war beabsichtigt, Regina zu entführen.«
    »Da hat man Ihnen etwas vorgemacht«, sagte ich. »Ihre Mutter sollte eiskalt getötet werden. Ich muss es wissen, ich stand daneben, als auf sie geschossen wurde.«
    »Sie irren sich«, widersprach Felizia. »Der Scharfschütze hat absichtlich auf die Schulter gezielt. Regina sollte aus dem Krankenhaus verschleppt werden. Aber Niemeyer ist den Herren zuvorgekommen, indem sie Regina nach Bad Iburg gebracht hat. Also hat man sich den jungen Kriminalbeamten vorgenommen.«
    »Und über all das wurden Sie ständig informiert?«, wunderte ich mich.
    »Ja. Die alten Herren haben mir gegenüber mit offenen Karten gespielt. Das war ihr Kalkül. Ich sollte wissen, dass es von mir abhängt, ob Sie und Regina überleben. Und es hat funktioniert, wie Sie gesehen haben. Die ersten Kapitel des Buches sind schon fertig.« Sie sah meine Zweifel. »Sie denken, man hat mich verarscht?«
    »Könnte sein«, sagte ich. »Das eigene Versagen, und sei es bei einem Mordversuch, zur Absicht umzudichten, ist der älteste Trick der Welt.«
    »Glauben Sie wirklich, denen wäre es nicht möglich gewesen, Sie umzubringen?«
    »Mich vielleicht schon«, gab ich zu. »Aber ich habe auch nicht so viel Erfahrung im Abtauchen und Verstecken wie Ihre Mutter.«
    »Wenn sie jemanden getötet hätten, wäre ich nicht bereit gewesen, auch nur einen einzigen Satz zu schreiben. Das war den alten Herren klar.«
    Ich schaute aufs Wasser hinaus. Der Marktplatz von Helsinki war schon so nah, dass man einzelne Menschen erkennen konnte.
    »Und der Mord an Ihrem Vater hat Sie nicht gestört?«
    »Er ist nicht ermordet worden.«
    »Wie bitte?« Ich suchte ihren Blick, aber sie starrte geradeaus. »Haben Ihnen die Rentner aus Everskirchen das auch erzählt? Dass er Selbstmord begangen hat?«
    »Nein.«
    »Woher wissen Sie dann …«
    »Ich …«
    Plötzlich ging mir auf, mit wem Thomas Berning alias Peter Fahle in jener Nacht im Holzhaus an der Werse verabredet gewesen war. »Sie waren da. Sie haben sich mit ihm getroffen, bevor er … starb.«
    Felizia nickte.
    »Was ist passiert?«, fragte ich.
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich alles über ihn wüsste, über seine Rolle als Spitzel, als Anstifter von Überfällen und Attentaten im Auftrag gewisser Leute beim Verfassungsschutz und der Polizei, die ihn für ihre Zwecke benutzten. Und dass ich in meinem Buch die Wahrheit enthüllen würde. Nicht um ihm zu schaden und ihn bloßzustellen, obwohl sich das nicht vermeiden ließe, sondern einzig und allein, um Regina die Rückkehr nach Deutschland und den Wiedereinstieg in ein normales Leben zu ermöglichen. Ihretwegen würde ich das Buch schreiben und er könne mich nicht davon abhalten.« Felizia schüttelte den Kopf. »Es hätte mir bewusst sein müssen, dass ich damit sein Todesurteil unterschrieben hatte. Thomas’ Leben war eine einzige Lüge und jetzt ging seine eigene Tochter daran, das Lügengebäude einzureißen. Das konnte er nicht ertragen.« Sie schaute mich an. »Wenn Sie so wollen, bin ich an seinem Tod schuld. Ich habe ihm die Pistole in die Hand gedrückt. Aber den Abzug betätigt hat er selbst.«
    Das Boot verlangsamte seine Fahrt. Der Kai war nur noch wenige hundert Meter entfernt.
    »Eine tragische Geschichte«, sagte ich. »Nur leider stimmt sie nicht.«
    »Was?« Auf Felizias Hals breiteten sich rote Flecken aus.
    »In der Nacht, als Ihr Vater in Münster auf Sie gewartet hat, waren Sie bereits in der Hand der Rentnerbande. Hat man Sie gezwungen, sich mit ihm zu
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