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Willst du dein Herz mir schenken

Willst du dein Herz mir schenken

Titel: Willst du dein Herz mir schenken
Autoren: Marit Hannis
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die vor gar nicht allzu langer Zeit  den Umbau der Burg beschlossen, zu einer großen Weihnachtsfeier kurz vor Weihnachten angekündigt hatten.
    Als Teresa schließlich eine Woche vor Weihnachten wieder in der Diele der Burg stand, schien tatsächlich alles beim Alten zu sein. Die Gäste spazierten zufrieden im kalten, klaren Dezemberwetter auf dem Burgberg, verspeisten mit gesundem Appetit die leckeren Menüs und genossen im warmen, gemütlichen Salon das ausgesuchte Programm. Die Zimmer waren sauber und ordentlich, es gab kaum Beschwerden oder Probleme. Teresa atmete auf.
    »Zufrieden?«, fragte eine Stimme hinter ihr. Es war Christopher.
    Teresa drehte sich um. »Ja. Alles bestens. Vielen Dank.«
    »Gern geschehen. Es hat Spaß gemacht«, lächelte er. »Auch wenn es meistens ganz schön anstrengend war.«
    Teresa nickte. »Für eine Person ist es eine Menge Arbeit. Aber jetzt kannst du dich wieder ausschließlich um die wirklich wichtigen Dinge kümmern, wie eine kaputte Heizung oder zerbrochene Stühle«, versuchte sie zu scherzen. Doch Christophers Lächeln verschwand.
    »Nein, morgen kommt ein neuer Hausmeister. Ich gehe.«
    Teresa sah Christopher mit erstaunten Augen an. »Aber warum denn? Macht dir die Arbeit inzwischen keinen Spaß mehr?«
    Christopher schüttelte den Kopf.
    »Das hat nichts mit dem Job zu tun.«
    »Was ist es denn ...?« Auf einmal fiel ihr Blick auf zwei große Reisetaschen neben der Eingangstür der Burg. Überrascht sah sie auf. »Du hast gepackt?«
    Er nickte. »Wir fahren gleich.«
    »Wir.« Teresa schluckte. Er fuhr mit seiner Frau davon. Das war also der Grund für seinen Abschied. »Wollt ihr wieder auf eure Insel?«, fragte sie krächzend. Auf einmal klang ihre Stimme wieder so heiser wie im Krankenhaus.
    »Eugenie will auf die Insel. Ich weiß noch nicht, wohin ich gehe.« Er sah sie mit seinen braunen Augen ruhig an. »Aber ich kann auch nicht hier bleiben.«
    Teresa spürte, wie ihr Herz plötzlich ganz schwer wurde. Wie ein großer Felsbrocken steckte es in ihrer Brust und pumpte mühevoll das Blut durch ihre Adern. »Gibt es neue Probleme wegen deines Passes?«, fragte sie und versuchte dabei, wieder die Kontrolle über ihre Stimme und ihren Herzschlag zu gewinnen.
    Er lächelte müde. »Nein. Damit ist alles in Ordnung.« Er zögerte, doch dann sprach er etwas leiser weiter. »Du bist der Grund. Ich liebe dich. Und ich kann nicht jeden Tag mit dir zusammenarbeiten, wenn du mich hasst, mir aus dem Weg gehst und mich ignorierst.«
    Jetzt hatte Teresa das Gefühl, als würde ihr Herz auf einmal komplett aufhören zu schlagen. Hatte er tatsächlich gerade gesagt, dass er sie liebte?
    »Was?«, fragte sie. »Was hast du gerade gesagt?«
    »Ich liebe dich, und ich halte es nicht mehr aus, Tag für Tag von dir gemieden und verachtet zu werden. Ich habe es begriffen, dass du mich nicht zurückliebst. Deshalb muss ich gehen. Irgendwohin und neu anfangen, dich vergessen.«
    Er wandte sich seinen Reisetaschen zu und ging Richtung Tür. Teresa folgte ihm völlig fassungslos. »Aber du bist verheiratet. Du hast niemals von deiner Frau gesprochen und plötzlich stand sie vor der Tür. Was soll ich denn davon denken!?«
    »Wir leben schon seit Jahren getrennt. Sie kam hierher, weil sie gehört hat, dass ich angeblich eine Burg besitze. Sie ist ein Schmarotzer und eine noch viel größere Betrügerin als ich. Ich hatte sie aus meinem Leben gestrichen, obwohl wir offiziell niemals geschieden wurden. Das wollte ich dir schon vor Wochen erzählen, nachdem sie hier auftauchte. Aber du bist ja immer davongelaufen.«
    Teresa senkte schuldbewusst den Kopf. »Es tut mir leid. Ich hab gedacht, du hast mich wieder belogen und mir was vorgemacht.«
    Das Klappern von hohen Absätzen hallte durch die Burg. »Hier bist du ja, Schatz«, tönte die Stimme von Eugenie Benkins alias Gräfin Eugenie von Woog, als sie in einem hautengen Kleid und einem Pelzmantel in die Diele kam. »Können wir fahren?« Sie legte ihre Hand auf Christophers Arm und wollte ihn mit sich ziehen, doch er schüttelte sie sanft ab. »Noch einen Moment, ich komme gleich.«
    Eugenie lächelte Teresa spitz an. »Man könnte eine Menge aus der Burg machen, vielleicht wird es ja noch was.« Dann drehte sie sich um und ging hinaus.
    Christopher sah Teresa an, dann nahm er ihre Hand. Seine Stimme wurde plötzlich ganz leise und sanft.
    »Wenn du nicht möchtest, dass ich gehe, dann sage es mir.«
    Teresa schlug das Herz bis zum Hals.
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