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Willst du dein Herz mir schenken

Willst du dein Herz mir schenken

Titel: Willst du dein Herz mir schenken
Autoren: Marit Hannis
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gehe gleich wieder«, erklärte Teresa ihre Anwesenheit. »Ich möchte mir nur die Zimmer ansehen, da wir in nächster Zeit vielleicht noch ein paar Verbesserungen vornehmen. Ich dachte, Sie sind unten bei der Tagung beschäftigt.«
    »Das bin ich auch. Ich wollte mir nur noch eine Jacke holen. Es ist etwas zu kalt da unten.«
    Offenbar hatte die Frau das falsche Outfit aus ihrem Koffer gewählt. Sie trug ein dünnes Top mit Spaghettiträgern, dazu eine leichte, weite Hose. Beides viel zu kühl für die bereits herbstlichen Tage.
    »Dann geh ich lieber wieder, Entschuldigung«, sagte Teresa, doch die Frau schüttelte den Kopf.
    »Nein, das macht nichts. Ich bin gleich wieder weg.« Dann lächelte sie Teresa an. »Sie dürfen sich die Sache nicht so zu Herzen nehmen. Am Ende werden Sie merken, dass er es nicht wert war, ein gebrochenes Herz zu haben.«
    Teresa schluckte. »Was meinen Sie?«
    Die Frau sah Teresa mit ihrem hellen, lebendigen Blick an. »Sie haben Liebeskummer, das sehe ich Ihnen an. Es ist der Hausmeister mit den dunklen Haaren, habe ich recht?«
    Teresa schluckte wieder, aber sagte kein Wort. Sie merkte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss.
    Die Frau fuhr einfach fort. »Ich habe beobachtet, wie Sie ihm ständig aus dem Weg gegangen sind und mit traurigem Gesicht durch die Burg schleichen. Sie haben sogar den kaputten Schrank gestern selbst aus dem Zimmer geschleppt und gezogen, nur um ihn nicht rufen zu müssen.« Sie legte Teresa die Hand auf den Arm. »Er ist ein Trottel und wird schon noch merken, was er verloren hat.«
    Teresa stand immer noch wortlos da, und bevor sie etwas erwidern konnte, hatte sich die Frau eine Strickjacke aus ihrem Koffer geschnappt und war wieder aus dem Zimmer verschwunden.
    Teresa musste sich setzen. Vorsichtig setzte sie sich auf die Bettkante des Bettes, um es nicht noch mehr in Unordnung zu bringen, dann holte sie tief Luft. Sie versuchte tatsächlich seit Tagen, Christopher aus dem Weg zu gehen. Es war ein Spießrutenlauf, da er immer wieder mit ihr reden wollte und ihre Nähe suchte. Doch sie wollte nicht mit ihm reden. Er war verheiratet und hatte es ihr verschwiegen. Punkt. Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Jetzt war seine Frau hier, und die beiden waren ganz offensichtlich ein glückliches Ehepaar. Damit hatte sich Teresas dumme, romantische Schwärmerei für den ehemaligen Grafen ganz schnell erledigt. Er konnte sich einfach nicht ändern. Und wollte es wohl auch nicht. Jedenfalls nicht für sie.
    Langsam stand sie wieder auf und versuchte endlich, ein Bild von dem Zimmer zu zeichnen, doch ihre Hand zitterte. Die Zeichnung erinnerte mehr an die Kritzeleien einer Fünfjährigen als an eine brauchbare Skizze. Teresa ließ den Block sinken. Vielleicht sollte sie sich lieber um das Essen kümmern, das würde sie sicherlich besser ablenken.
    Sie verließ das unordentliche Zimmer der Psychologin und ging leise wieder hinunter in die Diele. Jetzt waren aus dem Salon Stimmen zu hören, offenbar hatte die Tagung eine lebendigere Phase erreicht.
    Als sie den Weg in die Küche einschlug, wurde ihr bewusst, dass sie wieder die kritische Zone erreicht hatte. Hier konnte sie Christopher jederzeit begegnen. Er konnte ganz plötzlich irgendwo auftauchen und vor ihr stehen, was sie aber auf jeden Fall vermeiden wollte. Lautlos schlich sie Richtung Küche, doch sie hatte kein Glück. Das leise Quietschen der Küchentür ließ ihren Schritt stocken. Kam er jetzt etwa aus der Küche? Der feste Klang männlicher Schritte wurde lauter. Er kam ihr offenbar wirklich entgegen. Teresa war nicht bereit für eine Konfrontation. Eilig wandte sie sich nach links, dem Salon zu. Sie öffnete die Tür und schlüpfte hinein.
    Doch was sie nun erwartete, war nicht unbedingt besser als eine Begegnung mit Christopher. Mehr als zwanzig Psychologen-Augenpaare waren auf sie gerichtet, darunter die hellen der Psychologin, die bei ihr eben den Herzschmerz diagnostiziert hatte. Teresa konnte wieder spüren, wie sie errötete. Wenn der Rest der Tagenden sie genauso gut beobachtet hatte wie die Frau, wusste jeder über sie Bescheid.
    »Entschuldigung«, murmelte sie. Fieberhaft suchte sie nach einer Ausrede, warum sie gerade hier war, doch etwas richtig Pfiffiges fiel ihr nicht ein. »Ich wollte nur sehen, ob es wirklich so kalt ist hier drin. Dann könnten wir die Heizung aufdrehen.«
    Bei diesen Worten bereute sie bereits, sie gesagt zu haben. Denn »wir könnten die Heizung aufdrehen« bedeutete, dass sie
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