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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus
Autoren: Jason Dark
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darüber reden. Sie hielten alle den Mund, und ihre Lippen waren dabei zusammengepreßt. Die Augen mit den unsteten Blicken hatten sie nach vorn gerichtet und gaben sich ihren Gefühlen hin, die einfach nicht positiv sein konnten.
    Hier war alles anders. Hier hatten sie eine andere Welt betreten. Das Haus, obwohl es sich noch im Schatten der Nacht versteckte, war einfach zu dominant. Es strahlte etwas ab, dem sie nicht entwischen konnten. Das würde jedem so ergehen, der sich dem Haus näherte.
    Graystone Hall hatte seine Geschichte, und es gab die Geschichten über das Haus. Irgendwo spürten die drei jungen Männer sehr intensiv, daß dies nicht unbedingt gelogen war.
    Nach einer Weile gerieten sie immer stärker in den Bann des alten Baus. Keiner sprach mit dem anderen darüber, jeder stellte es für sich fest. So hatte Simon Fowler den Eindruck, als hätte das Haus mit ihm Kontakt aufgenommen. Er hörte keine Stimme, das nicht, und trotzdem bewegte sich da etwas in seinem Kopf.
    Flüstern? Raunen? Eine rätselhafte Botschaft, die nur ihm allein galt? Er wußte es nicht. Er nahm es nur hin und hatte nicht mehr das Bedürfnis, sich umdrehen zu müssen, weil er nach dem Auto und seiner darin sitzenden Freundin schauen wollte. Diese Normalität des Lebens war vergessen. Es gab für ihn nur Graystone Hall, dessen Macht und Einfluß sich mit jedem Schritt, der sie näher an das Haus heranbrachte, verstärkte. Keiner von ihnen hätte jetzt noch die Kraft gefunden, sich umzudrehen und wieder in den Wagen zu steigen.
    Das Haus lockte. Es war da. Es hatte mit ihnen Kontakt aufgenommen. Es faßte nach ihnen. Es schickte ihnen Gefühle entgegen, es war für sie wie ein Magnet, der sie zu sich heranholen wollte.
    So gingen sie weiter.
    Schritt für Schritt, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie hatten ihr Leben hinter sich gelassen. Das neue lag jetzt vor ihnen, und das schälte sich immer stärker aus dem Dunst hervor. Jetzt, als sie näher an das Haus herangekommen waren, da erkannten sie, wie breit, hoch und mächtig es war. Sie selbst kamen sich so klein vor. Graystone Hall dagegen wie ein Übervater.
    Das Haus sandte etwas aus. Es schickte ihnen seine Botschaft entgegen, die sie auch empfingen. Zuerst war es der Geruch. Nicht unbedingt normal, auch wenn er eine gewisse Feuchtigkeit beinhaltete. Da gab es noch etwas anderes, das sie störte, aber von ihnen hingenommen werden mußte. Das Haus >sprach< mit ihnen!
    Es meldete sich. Es schickte ihnen die Gedanken, die durch die Köpfe irrten. Jemand hatte auf sie gewartet. Er meldete sich jetzt, aber sie verstanden keine Worte, keine Sätze. Es war einfach nur ein Durcheinander hinter ihren Stirnen, aus dem sich ein Punkt jedoch sehr stark hervorhob.
    »Kommt weiter… kommt her…«
    Und sie gingen. Sie konnten nicht anders. Die drei jungen Männer kamen sich vor wie angeleint. Schrill für Schritt näherten sie sich der düsteren Fassade mit den oben und unten angebrachten Veranden, und sie merkten auch, daß sich der Geruch änderte. Etwas anderes schwang darin mit, das die drei irritierte.
    Es roch widerlich. Nach altem Fleisch. Nach vermoderten Leichen, nach tiefster Graberde. Sie hörten Geräusche. Ein schweres Ächzen und Stöhnen wehte ihnen entgegen. Nur waren keine Menschen zu sehen, die es hätten ausstoßen können.
    Es gab nur das Haus.
    Und genau das zog sie immer stärker an. Auch wenn sie es gewollt hätten, ein Rückweg wäre nicht mehr möglich gewesen. Das Haus hatte sie schon zu sehr in seiner Gewalt.
    So gingen sie weiter. Keiner hatte mehr einen Blick für den anderen. Nur das Haus war wichtig. Sie achteten auch nicht einmal auf die Schreie hinter ihnen, die Kelly Kidman ausgestoßen hatte, um sie zurückzuhalten. Es war nicht wichtig, sie gingen weiter, immer weiter, begleitet vom schwächer werdenden Licht der Scheinwerfer.
    Der Boden war jetzt noch weicher geworden. Als wäre er mit lockerer Graberde bedeckt. Über ihnen jagten die düsteren Wolken am Himmel, die der Wind vor sich herscheuchte. Hin und wieder blinkte das kalte Licht der Gestirne in den Lücken, aber nie für lange Zeit, denn diese Spalten wurden sehr schnell wieder verdichtet.
    Kellys Rufe waren verstummt, als die drei die alte Holztreppe erreichten, die eine Schneise in die breiten Balkone in Parterre hineingeschlagen hatte.
    Stufen, die alt waren. Die aus Holz bestanden. Es hätte braun und schmutzig sein müssen. Das traf nicht überall zu. Es gab genügend helle Stellen auf den
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