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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus
Autoren: Jason Dark
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aufgereiht wie an einer Allee, der Fahrer mußte ihnen schon hin und wieder ausweichen oder um sie herumkurven.
    Dann sahen sie das Haus!
    Nein, nicht direkt. Das Fernlicht wehte wie ein Schleier gegen die Fassade, als wollte sie es abtasten. Der Beginn einer alten Treppe tauchte auf, umwuchert von Gestrüpp und hohem Gras. Das Haus war eigentlich nicht typisch für England oder Europa. Es hätte mehr in die USA gepaßt, denn die gesamte Frontseite teilte sich ein in zahlreiche Balkone oder Veranden, die ihren Halt durch breite, säulenartige Stempel fanden. Sie wiederum reichten hoch bis zum Dach, das auch von ihnen gestützt wurde.
    Zwar strahlte noch immer das Fernlicht gegen das Haus. Nur reichte es auf keinen Fall aus, die Fassade aus dieser Distanz zu erkennen. Sie blieb mehr in der Dunkelheit verborgen.
    Bernie Salsa traute sich auch nicht, näher an das Gebäude heranzufahren. Er stoppte. Danach stellte er den Motor ab, und in der ersten Stille blieben die vier unbeweglich sitzen. Nicht einmal ihr Atem war zu hören, doch die Augen blickten nach vorn, und jeder schaute sich den alten Bau genau an.
    Kelly Kidman meldete sich als erste. »So, jetzt sind wir hier«, sagte sie. »Und was haben wir nun davon?«
    Neben ihr hob Simon die Schultern. Das war ihm Antwort genug. Roy Walker mußte sein vorlautes Maul wieder aufreißen. »Ist doch stark, oder?«
    »Was ist stark?«
    »Der Bau. Richtig gruselig. Da… da… flattert sogar noch Dunst in den beiden Scheinwerfern.« Er lachte. »Wau – Nebel, die aus dem Boden kriechen wie Totengeister. Ist doch was.«
    »Schnauze!« sagte Bernie nur.
    »He, habe ich dir was getan?«
    »Ja, du redest zuviel.«
    »Ich sehe das so.«
    »Und jetzt?« meldete sich Kelly. »Was habt ihr vor? Sollen wir wieder umdrehen? Wäre am günstigsten. Gesehen haben wir schließlich genug. Ich bin dafür, daß wir uns auf die Socken machen und wieder zurückfahren. Alles andere können wir uns sparen.«
    Bernie blickte zurück. »So denkst du, wie?«
    »Klar, hast du doch gehört.«
    Er grinste breit, und auch sein dunkler Oberlippenbart verzog sich dabei. »Das glaube ich aber nicht, Kelly. Es ergäbe keinen Sinn, wenn wir drehen und verschwinden.«
    »Ach ja?« Kelly reckte trotzig ihr Kinn vor. »Wie sieht denn deiner Meinung nach so ein Sinn aus?«
    »Wenn ich schon ein Ziel vor Augen habe, dann will ich es zumindest anfassen können, sage ich mal.«
    »Also reingehen?«
    »Klar doch!«
    Kelly bewegte sich nicht. Sie schaute in Bernies grinsendes Gesicht. Neben ihr atmete Simon Fowler heftig, doch er hielt sich mit einem Kommentar zurück. Da Roy Walker sowieso keine eigene Meinung hatte, blieb sie allein übrig. »Ihr könnt tun, was ihr wollt. Ich jedenfalls werde es nicht machen. Ich bleibe hier sitzen, versteht ihr das? Mich bekommt ihr nicht für Geld und gute Worte in den Bau. Es ist mir auch egal, ob ich als feige angesehen werde oder nicht, aber ich gehe nicht hinein, und in der Dunkelheit schon gar nicht.«
    »Glaubst du die Geschichten?« fragte Bernie.
    »Sie sind bei mir zumindest nicht ohne Eindruck geblieben. Tagsüber hätte ich mit euch darüber reden können, aber in der Dunkelheit betrete ich es nicht – verstanden?«
    »Wie du willst. Wir gehen!«
    »Lieber nicht!« warnte Kelly.
    »Was sollte uns denn davon abhalten?«
    Die junge Frau dachte einen Moment nach. »Ich kann es euch auch nicht sagen. Es ist ja nur ein Gefühl, versteht ihr. Es geht hier einiges nicht mit rechten Dingen zu. Ich habe nicht viel gesehen, keiner von uns hat das, aber ich glaube fest daran, daß Graystone Hall dem Untergang geweiht ist. Das ist wie bei Edgar Allan Poe. Ihr kennt vielleicht die Geschichte des Hauses Usher.«
    »Ich habe den Film mal gesehen«, sagte Simon neben ihr. »Da spielte noch Vincent Price mit.«
    »Genau, Simon. Erinnere dich gut. Mir kommt es so vor, als wären wir hier in eine Filmkulisse hineingeraten. Die gleichen bleichen Bäume, die gleiche unheimlich Atmosphäre, als hätten Geister und Gespenster einen Freibrief bekommen. Hier kann man einfach nur Furcht bekommen. Das Haus hat etwas, glaubt mir. Es strahlt sogar bis zu mir hin ab. Ich jedenfalls gehe keinen Schritt näher.«
    Bernie Salsa lachte sie aus. Und Roy sprach von emanzipierten Röcken, die wieder Schiß bekamen.
    Kelly hörte nicht hin. Sie hatte sich zurückgesetzt und die Arme vor der Brust verschränkt. Eine Geste, die Entschlossenheit ausdrücken sollte.
    Simon Fowler schielte seine Freundin an.
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