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Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus
Autoren: Jason Dark
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Hall einen zweiten Wohnsitz erhalten.
    Kelly spürte den Wind. Sie bekam auch die Kälte mit, die wie mit eisigen Fingern durch ihre Kleidung drang, als wollte sie die Haut erstarren lassen. Es war nicht still. Der Wind bewegte auch die blattlosen Zweige der Bäume. Manchmal prallten sie gegeneinander, und diese dabei entstehenden Geräusche erschreckten Kelly. Sie hörten sich an wie das knarrende Lachen eines lebenden Skeletts.
    Bernie, Simon und Roy gingen weiter. Sie hatten schon mehr als die Hälfte der Strecke hinter sich. Ihre Umrisse verschwammen jetzt ein wenig, da sie schon den Bereich des bodennahen Dunstes erreicht hatten, der sich bis zum Haus hinzog und auch die Treppe leicht umwaberte. In Wolken floß er durch das Licht. Für Kelly war es kein normaler Dunst mehr. Sie sah die Wolken mehr als Atem aus einer Geisterwelt an.
    Plötzlich erfaßte sie Angst!
    Es war ein Gefühl, ein Druck, der von einem Moment zum anderen entstand. Sie konnte sich nicht dagegen wehren.
    Er war einfach da, und er preßte ihre Brust und ihren Magen zusammen, als würde sie von mächtigen Klauen gefoltert.
    Sie fing an zu zittern. Sie stützte sich am Wagen ab. Dabei dachte sie an ihre kürzlich verstorbene Großtante, die ebenfalls durch derartige Angstanfälle gequält worden war. Immer dann, wenn sie eingetreten waren, hatten sich diese unbestimmten Gefühle im nachhinein bestätigt. Da war dann immer etwas Schreckliches passiert.
    Bisher war es Kelly nie so ergangen wie ihrer Tante. Das hatte sich in den letzten Sekunden geändert. Jetzt glaubte sie daran, daß auch etwas Furchtbares passierte, was nicht mit ihr, sondern mit den drei jungen Männern zusammenhing.
    Das Haus war nichts für sie. Das war eine Falle. Das konnte sehr leicht tödlich sein. Wenn sie doch nur auf sie gehört hätten, verdammt! Sie war durcheinander, während die drei anderen ihrem Ziel immer näher kamen.
    Kelly hielt es nicht mehr aus. Sie konnte einfach ihren Mund nicht halten. Sie wäre sich selbst mies vorgekommen, hätte sie nicht einen letzten Versuch unternommen.
    »Zurüüüückkk!« brüllte sie so laut wie möglich. »Kommt zurück! Geht nicht mehr weiter…«
    Ihre Schreie hätten einfach gehört werden müssen, aber niemand reagierte darauf.
    »Bitteeee!« brüllte sie weiter. Voller Verzweiflung schlug sie gegen die Karosserie des Wagens. »Bitte… kommt! Kommt doch zurück, verdammt noch mal…«
    Ihre Stimme endete in einem wilden Keuchen. Sie war auch körperlich kaputt und sackte neben dem Fahrzeug zusammen. Dann vergrub sie ihr Gesicht in beide Hände. Eine schreckliche Vision tauchte vor ihr auf. Sie sah ihre Freunde als Gefangene des Hauses, wie sie furchtbare Qualen unter einer mörderischen Folter erlitten.
    Kelly stemmte sich wieder hoch. Ihr Gesicht war durch die Tränen naß geworden. Sie mußte sich erst die Augen freiwischen, um normal schauen zu können.
    Die drei waren noch immer zu sehen.
    Jetzt schritten sie schon die Stufen der Treppe hoch, und sie waren auch weiterhin dicht zusammengeblieben.
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. Sie zitterte und fror. Ihre Zähne schlugen aufeinander. Dabei hatte sie das Gefühl, von ihren Freunden Abschied nehmen zu müssen. Sie gingen weg, waren noch zu sehen, aber die drei schritten einer gewaltigen Gruft entgegen, in der sie für immer verschwinden würden.
    Kelly konnte sich von diesen Gedanken einfach nicht lösen. Sie schaffte es auch nicht, wegzuschauen, und so bekam sie mit, wie sich die Tür öffnete.
    Kelly hatte nicht sehen können, wer die Klinke gedrückt oder einen Knauf gedreht hatte. Jedenfalls schwang die Tür nach innen auf, und der letzte Rest des Fernlichts verlor sich auf der Schwelle, die sehr bald von ihren drei Freunden übertreten wurde.
    »Mein Gott«, flüsterte Kelly nur immer wieder und schüttelte dabei den Kopf. »Mein Gott, mein Gott, ich fasse es nicht. Sie gehen mit offenen Augen in ihr Verderben. Das ist nicht mehr unsere Welt. Das ist etwas Böses, unheimlich Schlimmes…«
    Sie waren im Haus. Dunkelheit umgab sie. Kelly glaubte, daß sich die Schatten bewegten, um ihre Freunde der Reihe nach zu verschlucken, aber es war nur die Tür, die sich wie von Geisterhänden gestoßen wieder schloß.
    Kellys Arme sanken nach unten. Die Bewegung wirkte wie bei einer Person, die sich entspannen wollte, doch das traf bei ihr nicht zu. Es war mehr eine Reaktion der Verzweiflung, die auch mit ihrer Hilflosigkeit zusammenhing. Es brachte nichts mehr. Sie
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