Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Willkommen im Totenhaus

Willkommen im Totenhaus

Titel: Willkommen im Totenhaus
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Stufen, und dort schimmerte das Holz wie altes Gebein.
    Etwas zog sie an. Es war ein unsichtbarer Strom. Jeder von ihnen fühlte sich leicht. Sie blickten nach vorn und sahen die geschlossene Eingangstür.
    Sie war ihr nächstes Ziel.
    Gemeinsam betraten sie die Treppe. Weiche Stufen, Holz, das seine Härte verloren hatte. So hatten sie das Gefühl, nicht über normales Material zu gehen, sondern über tote, weiche Leiber, aus denen die Stufen gebildet waren.
    Hin und wieder hörten sie seltsame Laute unter ihren Sohlen. Dann war es ihnen, als würde das Material stöhnen wie Menschen, die unter einer schrecklichen Qual litten.
    Die Geländer begannen erst, als sie die Treppe hinter sich gelassen und die Höhe der breiten Vorbauten erreicht hatten. Sie alle waren überdacht. Wahrscheinlich wies das alte Holz dort Lücken auf, in die der Wind hineinfahren konnte und mit losen Balken spielte. Manche klapperten, andere wiederum rieben nur gegeneinander. Es hörte sich an, als wären Hände dabei, sich zu kratzen. Die Freunde gingen noch die letzten Schritte und blieben vor der Tür stehen.
    Nichts tat sich.
    Sie selbst sprachen nicht. Noch hätten sie zurückgehen können, wenn alles normal gewesen wäre. Hier war nichts normal. Graystone Hall besaß seine eigenen Gesetze, und denen mußten sie folgen, ob sie wollten oder nicht. I her lauerten die Dinge noch im Verborgenen, aber sie waren dabei, von den Lebenden Besitz zu ergreifen.
    Sie schauten sich an.
    Keiner sprach.
    In keinem Gesicht regte sich etwas. Niemand schaffte es, zu lachen. Ihr Humor war verschwunden. All die Lockerheit hatten sie verloren.
    Der Leichengestank blieb. Er drang ihnen entgegen. Die alten Hohlteile waren damit gefüllt, und auch aus dem Boden floh der Geruch. Trotzdem machten sie sich keine Gedanken darüber. Wahrscheinlich hatten sie alles andere verdrängt. Sie wußten, daß sie, wenn sie Graystone Hall betreten wollten, die Tür öffnen mußten, nur das genau taten sie nicht.
    Sie brauchten es auch nicht.
    Es begann mit einem Knarren, das sich schlimm anhörte, obwohl es gar nicht mal so laut war, in der Stille jedoch viel stärker zu hören war. Altes Holz beschwerte sich. In den vergammelten Scharnieren kratzte der Rost, und die Tür öffnete sich immer weiter, als wäre jemand dabei, sie nach innen zu ziehen, der sich bewußt nicht zeigte, denn die Blicke richteten sich in die Dunkelheit, die von keinem einzigen Lichtfunken erhellt wurde und sich im Haus ausbreitete wie dichte, grau eingefärbte Watte.
    Immer weiter öffnete sich die Tür. Wer immer dafür die Verantwortung trug, er wollte sie einladen und ihnen soviel Platz schaffen, daß sie nebeneinander über die Schwelle treten und in das Haus hineingehen konnten.
    Sie taten es. Soldaten, die im Gleichschritt gingen. Sie blieben dabei zusammen, atmeten sogar gleichzeitig, setzten zuerst die rechten, dann die linken Beine vor, überschritten die Schwelle und drangen ein nach Graystone Hall, das sie förmlich in sich runeinsaugte, denn ihre Beine bewegten sich von allein.
    Das Dunkel schnappte zu.
    Es war ein großes Maul. Eines, das alles in sich hineinschluckte. Sei es nun Mensch oder Tier. Jede Kreatur wurde aufgesaugt und zu einem Teil des Hauses gemacht, denn es nahm ihnen den eigenen Willen. Graystone Hall beherrschte alles. Nicht nur die Umgebung, auch die Menschen, die sich ihm ergeben hatten.
    Keiner sprach den anderen an. Nicht nur die Umgebung, auch die Menschen, die sich ihm ergeben hatten.
    Keiner sprach den anderen an. Sie blieben stumm in der Finsternis stehen, und es wurde noch dunkler um sie herum, denn die Tür schwang wieder zu. Als sollten die drei Freunde gewarnt werden, hörten sie noch das Knarren und Schaben.
    Danach den dumpfen Laut.
    Zu. Geschlossen!
    Sie standen im Bereich des Eingangs. Sie sahen keine Türen, auch keine Treppe. Das Haus war nicht bewohnt, es stand schon seit Jahren leer. Sie waren die einzigen Eindringlinge, die es mal wieder geschafft hatten.
    Leer?
    Nein, das Haus war nicht leer.
    Es gab etwas, das sie irritierte. Sie kamen damit nicht zurecht, denn dieses ANDERE verbarg sich in der Dunkelheit.
    Es hielt sich versteckt. Es lauerte. Es war nicht tot, wie es eigentlich hätte sein müssen, denn es lebte aul seine Art und Weise und bewies den drei Freunden, daß es auch akustisch vorhanden war.
    Um sie herum entstanden Geräusche. Sie hörten das langgezogene Ächzen und Stöhnen, als wäre ein Riese dabei, sich nach jahrhundertelangem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher