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Willkommen im Land der Liebe

Willkommen im Land der Liebe

Titel: Willkommen im Land der Liebe
Autoren: Jane Porter
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schwieg und wartete darauf, dass sie fortfuhr. Und nach sieben Jahren des Schweigens sprudelten nun plötzlich die Worte aus ihr heraus. „Ich wollte es jedem recht machen und dachte, wenn Gott – oder das Schicksal – bemerkt, wie viel Mühe ich mir gebe, dann würde ich eine zweite Chance bekommen. Ein neues Leben, weil ich gut war, weil ich … es verdient habe.“
    Zitternd lagen ihre Hände auf ihrem Schoß. Seit damals hatte sie ihr Leben damit verbracht, den Schmerz, den ein Fremder ihr zugefügt hatte, wiedergutzumachen, und sich von einer Schande zu befreien, die sie nicht verschuldet hatte.
    „Ich will eine zweite Chance, und vielleicht bist du derjenige, der mir diese Chance gegeben hat … Aber ich muss es von dir hören. Ich muss von dir hören, dass du mich verstehst, dass du mich akzeptierst, so wie ich bin.“
    „Was hast du getan, das so schlimm war?“
    „Ich bin auf eine Party gegangen. In Atiq. Als Teenager.Ich habe einen Cocktail getrunken …, eins führte zum anderen …“ Kalens Gesichtsausdruck änderte sich, jetzt sah er sie argwöhnisch an. „Schließlich bin ich mit einem Mann mitgegangen. Ich weiß nicht, warum. Er hatte mich angesprochen, und ich …“
    So formuliert, klang es schrecklich und auch falsch. „Es ist außer Kontrolle geraten.“ Bei dem Gedanken daran verfinsterte sich ihr Blick.
    „Außer Kontrolle? Hattest du Sex mit ihm?“
    Er verstand sie nicht. Er würde ihr nicht glauben … Männer, speziell barakanische Männer, gaben immer den Frauen die Schuld.
    „Ich …“
    Doch er ließ sie nicht ausreden. „Was für eine Party war das?“ Seine Stimme überschlug sich vor Zorn. „War es meine Party, die Party, als ich aus London zurückgekehrt bin?“
    Er wusste es …
    Stumm nickte sie.
    „Du warst das also.“ Der Abscheu in seiner Stimme war vernichtend.
    „Ich habe alles über dich gehört. Du warst monatelang Stadtgespräch. Dein Partyfreund hat damit angegeben, dass er dich ins Bett gekriegt hat und was du ihn alles hast machen lassen. Freiwillig, eifrig. Du warst unersättlich.“
    Nein. In ihren Augen standen Tränen. Aber der Protest erklang nur in ihrem Inneren, sie konnte ihn nicht aussprechen.
    Sehr lange sah Kalen sie an, und der Blick in seinen Augen verhieß nichts Gutes. „Wer bist du?“
    „Du kennst mich, Kalen.“
    „Nein. Du besteht aus tausend Widersprüchen.“
    Jetzt hatte sie sein wahres Gesicht gesehen und wusste, wie er empfand. Es war aus. Auch wenn er es nicht gesagt hatte, wusste sie es. Aber auch für sie war es vorbei.
    Kalen stand auf, zog einen Bademantel über und ging imZimmer auf und ab. „Ich kann es nicht glauben, kann nicht glauben, was du mir da gerade erzählt hast.“
    Reglos sah sie ihn an, in ihr war kein Gefühl mehr übrig. Sollte er doch wüten und reden. Wie die anderen …
    Ein heiseres Geräusch, eine Mischung aus Verzweiflung und Wut, entfuhr seinen Lippen. „Weißt du, wie oft ich die Geschichte von jener Nacht gehört habe? Hast du eine Ahnung, wie viele Männer im Detail wissen, was dort passiert ist?“ Sein Entsetzen hing im Raum, stand zwischen ihnen.
    „Aber sie wissen nicht, dass ich es war“, sagte Keira leise.
    Er fluchte laut. „Aber ich weiß es.“
    Die nächsten vierundzwanzig Stunden waren die längsten, die Keira je erlebt hatte. War es wirklich nur ein Tag gewesen? Waren erst vierundzwanzig Stunden vergangen, seit sie Kalen erzählt hatte, was passiert war?
    Sie war wieder in London. Kalen hatte sie so schnell in ein Flugzeug gesetzt, dass sie gar nicht zur Besinnung kam. Während er eine Tasche für sie packte, brachte sie kein Wort heraus. „Es ist besser, wenn du gehst“, sagte er.
    Sie sah ihm stumm zu. In ihr war alles gestorben. „Wohin soll ich gehen?“
    „Zurück nach London.“
    „Ich würde lieber nach Hause fahren.“
    „London ist dein Zuhause.“
    „Nein. Es ist dein Zuhause, meins ist in Dallas.“ Sie musste die Tränen zurückhalten.
    „Vorher müssen wir einige Dinge regeln. Unsere Ehe zum Beispiel.“
    Ah ja. Juristische Angelegenheiten. Keira versuchte kühl und gelassen zu erscheinen, aber es gelang ihr nicht. „Können wir das nicht jetzt regeln?“
    Er schloss den Reißverschluss der Reisetasche. „Nein. Ich bin zu wütend. Ich brauche Zeit. Raum. Und du wahrscheinlich auch.“
    Nein, sie brauchte weder Zeit noch Raum. Sie brauchte Liebe, Zärtlichkeit und Zuneigung.
    Aber das war ihm offensichtlich egal.
    Wie betäubt saß sie im Flugzeug nach London,
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