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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos
Autoren: Erwin Kohl
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erkannte Dollinger von einem Foto, das Daniel ihm besorgt hatte. Obwohl nur knapp 50 Meter entfernt, betrachtete Joshua die Szene immer noch durch das Fernglas. Er sah Dollinger, der eine Pistole entsicherte. Mit der Waffe in der Jackentasche und einem Handy am Ohr stieg der Rechtsanwalt aus. Joshua spürte eine Hand an seiner Kehle. Mit unsicheren Schritten kam Dollinger auf das Haus zu.
    Joshua hielt per Handy die Verbindung mit Karin aufrecht.
    »SEK geht in Stellung«, flüsterte die Kollegin, »die Straße wird gesperrt.«
    »Gut, aber kein Zugriff, Dollinger ist unberechenbar.«
    Die Türklingel ertönte. Joshua gab seinem Vater ein Zeichen, an die Wand neben dem Fenster in Sicherheit zu gehen. Dollinger ist eine lebende Waffe, dachte Joshua. Für einen winzigen Augenblick erkannte Joshua eine vermummte Gestalt, die sich im toten Winkel der Spiegel von schräg hinten im Schutz einiger Sträucher an die Limousine vortastete. Sekunden später vernahm er einen zweiten Schatten. Plötzlich peitschten Schüsse. Dollinger feuerte auf das Türschloss.
    »Zugriff!«, brüllte Joshua durch das gekippte Fenster, dann ging alles sehr schnell. Ein Schuss fiel, Dollinger schrie auf. Sechs Kollegen des SEK überrumpeltenBartram. Joshua, Karin und Daniel stürmten mit der Waffe im Anschlag auf den Hof. Vor der Tür lag Björn Dollinger, sie hatten ihm ins Bein geschossen, um ihn daran zu hindern, das Haus zu betreten. Wenige Meter neben ihm lag ein Handy auf dem staubigen Boden. Von der Straße drang Sirenengeheul. Joshua nahm dem wie gelähmt wirkenden Anwalt die Waffe aus der Hand. Im Hintergrund klickten Handschellen, ein Notarztwagen bremste hinter Dollingers Limousine, der Arzt sprang aus dem Wagen und rannte auf den Verletzten zu. Karin und Daniel steckten die Waffen weg. Joshua ging zu dem Notarzt.
    »Wir benötigen dringend eine Blutprobe. Der Mann steht unter dem Einfluss von Dormicum, wir müssen das nachweisen«, Joshua sprach hektisch. Der Arzt sah ihn über den Rand seiner Brille erstaunt an.
    »Bring mal Anexate mit!«, rief er dem Sanitäter am Wagen zu. In der Zwischenzeit entnahm der Notarzt eine Blutprobe. Zu Joshuas Verwunderung bekam Dollingerwährenddessen einen Lachanfall.
    »Ein fröhlicher Patient, wären mal alle so«, sagte der Mediziner. Danach setzte er Dollinger eine zweite Spritze.
    »So, gleich ist der Herr wieder ansprechbar. Eigentlich schade, das Zeug betäubt ihn wirksam. Halten Sie sich schon mal die Ohren zu!«
    »Bitte?«
    »Anexate ist das Gegenmittel zu Dormicum, hebt dessen Wirkung in Sekunden auf.«
    Als wolle er die Antwort des Arztes bestätigen, schrie Dollinger unvermittelt los. Der Notarzt senkte beruhigend den Arm.
    »Das Schmerzmittel wirkt gleich. Wir behandeln ihn noch prophylaktisch, nehmen ihn dann mit.«
    Joshua wandte sich an Leon Bartram. Bartrams Hände waren hinter dem Rücken mit Handschellen gefesselt.
    »Wie sind Sie drauf gekommen?«, knurrte er.
    »Wir haben eins und eins zusammengezählt.«
    Zwei Sanitäter trugen Dollinger auf einer Trage an ihnen vorbei. Neben den Polizisten gab er den Männern ein Zeichen anzuhalten.
    »Was habe ich getan?«, fragte er Richtung Joshua.
    »Nichts, wir kamen gerade noch rechtzeitig.«
    Zwei uniformierte Kollegen führten Minuten später Emanuel Bartram auf den Hof.
    »Guten Tag, Herr Professor, das ist ja eine Überraschung.«
    »Ich kann mir denken, dass Sie wieder einmal die falschen Schlüsse ziehen.«
    »Dann klären Sie uns doch mal auf.«
    »Mein Sohn war so freundlich, Herrn Dollinger hierher zu fahren, nachdem dieser, der Grund entzieht sich meiner Kenntnis, nicht mehr in der Lage war, selbst zu fahren. Leon hat mich gebeten, ihn hier abzuholen.«
    Joshua verschlug die Dreistigkeit des Arztes die Sprache. Er fragte sich, warum der Professor seinen Sohn noch weiter unterstützt hat.
    »Das dürfen Sie dem Haftrichter erzählen, führt ihn ab.«
     
     

60
    Sie waren mit dem feudalen Reisebus eines Duisburger Reiseveranstalters abgeholt worden. Oskar Zimmer hatte nicht nur darauf bestanden, seine verlorene Wette umgehend einzulösen, sondern zusätzlich noch die Partner aller Kollegen eingeladen. Joshua ging direkt zur Theke durch, hinter der der verschwitzte Zimmer, im Kittel eines Kölner Köbes, fleißig zapfte.
    »Bonsai, trab mal’n bissken schneller, die Leute haben Durst!«
    »Danke für die Einladung«, begrüßte Joshua ihn.
    »Wettschulden sind Ehrenschulden. Mann, das
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