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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos
Autoren: Erwin Kohl
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umzubringen.
    »Kommen Sie, wir gehen.«
    Leon legte einen Geldschein auf den Tisch und zog Dollinger am Ärmel hoch. Er folgte ihm wie ein dressierter Hund. 20 Minuten später standen sie vor seinem Haus im Willicher Stadtteil Moosheide.
    »Ist jemand zu Hause?«
    »Nein, meine Frau ist in Kur und die Kinder sind längst aus dem Haus, wieso? Wollen wir noch einen süppeln?«
    »Besitzen Sie eine Pistole?«
    »Klar, ich bin doch Jäger. Die brauche ich für den Fangschuss.«
    Noch besser als eine auffällige Schrotflinte, dachte Leon.
    »Sehr gut. Holen Sie die Pistole mit genügend Munition und kommen Sie sofort wieder zum Wagen zurück, verstanden?«
    »Ja, mache ich.«
     
     

59
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Ja.«
    »Danke, Herr Dr. Nordmann.«
    Joshua hatte alle Berichte, die Vernehmungsprotokolle, die Ergebnisse der Hausdurchsuchungen Wort für Wort gelesen, miteinander abgeglichen. Dabei war es ihm aufgefallen. Er hatte die Nadel gefunden, sich vor die Stirn geschlagen, als habe er seinen Verstand dafür strafen wollen.
    »Würdest du uns an deinen Einsichten teilhaben lassen?«, fragte Karin, die das Telefonat mit fragendem Gesichtsausdruck verfolgt hatte.
    »Ulrich Bartram war nur ein einziges Mal bei Nordmann, hat nur eine Packung Dormicum gewollt und bekommen.«
    »Die wir bei ihm gefunden haben …«
    Karin zögerte, die Gesichtshaut spannte sich an.
    »Woher stammt dann das Päckchen, das wir im Schlafzimmer seines Bruders gefunden haben?«
    »Eben.«
    Joshua deutete mit dem Zeigefinger in ihre Richtung.
    »Wird er halt mehrere Lieferanten gehabt haben«, mischte Daniel sich ein.
    »Wenn Nordmann sich geweigert hätte, aber Ulrich Bartram hat es überhaupt nicht versucht. Er hat nur dieses eine Päckchen benötigt.«
    »Hätte er mehr gewollt, wäre es aufgefallen.«
    »Mehrere Mitwisser sind noch gefährlicher. Im Übrigen bekommst du das Zeug nicht einfach so. Nordmann schuldete ihm einen Gefallen, darum hat er es ihm gegeben. Im Übrigen war die Packung aus Leon Bartrams Schlafzimmer noch voll.«
    »Das bedeutet …«
    Daniel sprach die Konsequenz nicht aus. Sie hing wie eine düstere Ahnung im Raum.
    »Auf jeden Fall können wir von vorn beginnen«, konstatierte Daniel schließlich.
    »Nicht unbedingt, vielleicht lagen wir gar nicht so falsch.«
    »Für den Fall müssen wir die Observierung Bartrams wieder aufnehmen. Dollinger und dein Vater brauchen sofort Polizeischutz.«
    »Nein«, unterbrach Joshua sie, »das mache ich selbst. Ich will ihn erwischen, vielleicht bleibt er in der Nähe.«
    Seine Anspannung wuchs, er war sich des Risikos bewusst. Die Tatsache, seinen Vater als Lockvogel einzusetzen, brachte für eine Sekunde Zweifel hervor. Dann riss er die alte Lederjacke vom Haken und stürmte hinaus. Karin und Daniel rannten hinterher.
     
    20 Minuten später erreichten sie den Hof seiner Eltern. Unterwegs gab Karin die Anweisung durch, Leon Bartram zu observieren.
    Joshua fuhr über die Wiese auf die Rückseite des Hauses. Durch den Waschraum gelangten sie in die Wohnküche. Seine Eltern aßen zu Mittag, sahen die Ermittler perplex an. Joshua beruhigte sie, versuchte es zumindest, aber sein Vater realisierte die Situation sofort. Er wischte sich den Mund ab und ging ans Fenster zum Hof.
    »Weg vom Fenster«, schrie Joshua. Sein Vater fuhr herum.
    »Also, noch ist das mein Haus.«
    »Vater, es ist ernst. Bitte geh mit Mutter nach oben, wir regeln das.«
    Karin verständigte vorsorglich das SEK, sie sollten sich auf dem Hof von Blankenagel bereithalten. Anschließend informierte sie die Rufbereitschaft, um im Ernstfall die Umgebung hermetisch abzuriegeln.
    »Die sollen sich hier vorher nicht sehen lassen!«, schrie Joshua dazwischen. Gunther Trempe schickte seine Frau nach oben und blieb. Joshua seufzte. Er kannte den Dickschädel seines Vaters.
    Daniel begab sich in die Scheune, blieb hinter einem geöffneten Tor unsichtbar stehen, Karin lief in den Anbau. Auf diese Weise konnten sie einen möglichen Angreifer aus drei Richtungen attackieren. Es verging über eine Stunde, bis eine dunkle Limousine auf der Landstraße hinter dem Wäldchen auftauchte. GuntherTrempe reichte seinem Sohn ein Fernglas. Nun konnte er die Person erkennen, es handelte sich um Leon Bartram, der jetzt in den Weg zum Hof einbog. Wenige Meter, bevor der schmale Weg aufhörte und in den ausladenden Hof überging, stoppte Bartram den Wagen. Sie sprachen kurz miteinander, Joshua
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