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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos
Autoren: Erwin Kohl
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hätte ich Ihnen nicht zugetraut, diese Spürnase meine ich. Ist der Fall wasserdicht?«
    »Der versuchte Anschlag auf meinen Vater, ja. Bartram hat sich erst geziert, aber nachdem das Ergebnis der Blutprobe und die Auswertung der Handys vorlagen, ist er eingebrochen.«
    »Das bedeutet, Leon Bartram hat den Opfern allesamt per Handy die Anweisungen zu den Morden gegeben. Ferngesteuerte Mörder, keine Spuren vom wahren Täter am Tatort.«
    Joshua nickte.
    »Er hatte mit Sicherheit Sichtkontakt zu seinen Handlangern«, fuhr Zimmer grübelnd fort, »wir haben den Tatort nicht weiträumig genug abgesucht.«
    »Damit konnte niemand rechnen.«
    »Wann wusste Ulrich, dass sein Bruder die Drohungen wahr macht?«
    »Direkt nach dem Tod Riegers. Rieger hatte als Schöffe darauf bestanden, Dahlmann noch einmal zu befragen. Das angebliche Geständnis Bartrams gelangte so noch einmal ins Protokoll und kurz vor Urteilsverkündung ins Bewusstsein der Entscheidungsträger. Ulrich Bartram wusste nun, dass sein Bruder es ernst meinte und er um sein Leben fürchten musste. Er begriff seine Chance, musste uns irgendwie auf Leons Spur bringen, ohne selber Gefahr zu laufen, mit hineingezogen zu werden. Deshalb konnte er seinen Bruder auch nicht töten und weil er nicht wissen konnte, ob Leon irgendwo eine schriftliche Absicherung hinterlegt hatte. Ich vermute, ein solches Schreiben befindet sich im Haus des Vaters, der damit sofort zu uns gekommen wäre.«
    »Aber das hatte Leon Bartram doch nicht alles planen können.«
    »Doch. Er hatte hoch gepokert, wusste genau, dass wir ihm nichts nachweisen können und irgendwann aufgrund der Ähnlichkeit bei seinem Bruder landen würden. Leon Bartrams Verhaftung war für ihn ein Glücksfall gewesen. Dadurch erhielt er sozusagen die polizeiliche Absolution. Dass wir auf der Suche nach einem Motiv zwangsläufig den Fall von damals noch einmal unter die Lupe nehmen würden, war ihm ebenfalls klar.«
    »Und der Rest? Wo hatte Leon Bartram das Dormicum her?«
    »Vermutlich von seinem Stiefvater. Der Alte war nicht damit klargekommen, dass sein Stiefsohn ungestraft seine Schwiegertochter hatte umbringen können. Der Hauptgrund war aber ein anderer: Daniel hat herausgefunden, dass es um die Klinik seit den letzten Gesundheitsreformen immer schlechter bestellt war. Die Klinik wiederum hatte der Alte mit dem Geld seiner verstorbenen Frau finanziert. Ulrich wollte seinen Pflichtteil, um ein neues Leben zu beginnen. Sie hatten ihn seit Jahren vertröstet. Es hätte seinem Stiefvater wirtschaftlich das Genick gebrochen. Laut der Haushälterin des Professors hatte Ulrich Bartram damit gedroht, den Anteil gerichtlich einzufordern, letztendlich sein Todesurteil. Der Alte hatte selbst eine solche Wut auf die Justiz, dass es ihm nichts ausmachte, seinem Stiefsohn noch einmal zu helfen, obwohl sein Anliegen nach dem Tod Ulrich Bartrams bereits erfüllt war.«
    »Feine Familie.«
    »Ja. Leider behauptet der feine Professor, aus seinem Haus seien zwei Schachteln Dormicum gestohlen worden. Angeblich habe er Ulrich vor einem Jahr in seinem Haus erwischt, auf eine Anzeige gegen seinen Stiefsohn aber gnädigerweise verzichtet. ›Ich konnte doch nicht ahnen, was er damit vorhat‹«
,
 imitierte Joshua höhnisch die Stimme des Professors.
    »Was geschieht mit den dreien im Gefängnis?«
    Joshua senkte den Blick. Ihnen blieb nur die Hoffnung, dass die Richter die Parallelen zum Fall Dollinger erkennen und im Zweifel für die Angeklagten entscheiden würden. Wachmann hob ein volles Tablett von der Theke. Joshua nahm zwei Gläser auf einmal. Es galt, die bitterste Niederlage seiner bisherigen Laufbahn zu verarbeiten. Leon Bartram war ein harter Hund. Ohne das nicht zu erwartende Geständnis konnten sie ihm im günstigsten Fall versuchten Mord nachweisen. Selbst dies dürfte schwierig werden, da der einzige Zeuge zur Tatzeit unter Drogeneinfluss gestanden hatte. Hastig trank Joshua das Glas leer. Nach langen und zähen Ermittlungen hatten sie ihn, den dreifachen Mörder, und standen doch mit leeren Händen da.
     
     

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Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
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Alle Rechte vorbehalten
1. Auflage 2008
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von sxc.hu
Gesetzt aus der 10/13 Punkt GV Garamond
ISBN
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