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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen
Autoren: Karin Slaughter
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einfach keine Zeit hatte, sich einen Termin bei ihrem Friseur zu besorgen, aber seit einiger Zeit sah man Amanda ihr Alter an.
    Amanda hatte wieder angefangen, mit den Knöpfen auf ihrem Armaturenbrett herumzuspielen, offensichtlich versuchte sie, das GPS zum Laufen zu bringen. Das Radio sprang an, und sie schaltete es schnell wieder aus, doch Will bekam noch ein paar Takte einer Swing-Band mit. Sie murmelte etwas und drückte auf einen anderen Knopf, wodurch Wills Fenster heruntergelassen wurde. Er spürte einen Schwall heißer Luft, als hätte jemand eine Backofenklappe geöffnet. Im Außenspiegel sah er eine Joggerin oben auf dem Hügel und die Blätter der Hartriegel, die sich in einer Brise bewegten.
    Amanda ließ von der Elektronik ab. »Das ist ja lachhaft. Wir sind die oberste Ermittlungsbehörde in diesem Staat und finden nicht einmal den gottverdammten Tatort.«
    Will drehte sich um, und der Sicherheitsgurt schnitt ihm in die Schulter, als er den Hügel hochsah.
    Amanda fragte: »Was machen Sie da?«
    »In diese Richtung«, sagte er und deutete nach hinten. Die Äste der Bäume über ihnen waren miteinander verwachsen und tauchten die Straße in einen dämmerigen Schatten. Zu dieser Jahreszeit gab es keine Brise, nur erbarmungslose Hitze. Was er gesehen hatte, waren nicht raschelnde Blätter gewesen, sondern die blauen Signallichter eines Streifenwagens, die über die Schatten huschten.
    Amanda seufzte noch einmal schwer, als sie den Rückwärtsgang einlegte und den Lexus wendete. Ohne Vorwarnung trat sie auf die Bremse und riss ihren rechten Arm vor Wills Brust, als könnte sie ihn so davon abhalten, durch die Windschutzscheibe zu krachen. Ein großer, weißer Transporter raste heftig hupend an ihnen vorbei, der Fahrer schüttelte die Faust und stieß unhörbare Verwünschungen aus.
    »Channel Five«, sagte Will, als er das Logo des lokalen Nachrichtensenders auf der Seite des Transporters erkannte.
    »Die sind fast so spät dran wie wir«, bemerkte Amanda und folgte dem TV-Transporter den Hügel hoch. Sie bog rechts ab und stoppte vor einem einzelnen Streifenwagen, der die nächste linke Abzweigung blockierte. Eine ganze Reihe von Reportern war bereits vor Ort. Vertreter aller Lokalsender wie auch von CNN, der seine internationale Zentrale nur wenige Meilen entfernt hatte. Eine Frau, die einen Mann erdrosselte, der ihre Tochter ermordet hatte, wäre in jedem Teil der Welt eine fette Schlagzeile, aber die Tatsache, dass die Tochter weiß war, dass die Eltern wohlhabend waren und die Familie zu den einflussreichsten der Stadt gehörte, gab der Nachricht eine schwindelerregende, beinahe skandalöse Note. Irgendwo in New York sabberte eine Managerin von Lifetime Movies bereits in ihren BlackBerry.
    Amanda zog ihre Marke hervor und zeigte sie dem Uniformierten, während sie an der Absperrung vorbeirollte. Weiter oben standen mehrere Streifenwagen und einige Krankenwagen. Die Türen waren offen, die Bahren leer. Sanitäter standen rauchend herum. Der jagdgrüne BMW X5 vor dem Haus wirkte inmitten der Einsatzfahrzeuge irgendwie unpassend, aber der riesige Geländewagen brachte Will auf die Frage, wo der Transporter des Coroners war. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn sich auch der Leichenbeschauer verfahren hätte. Ansley war kein Viertel, in dem sich jemand mit einem Beamtengehalt gut auskannte.
    Amanda legte den Rückwärtsgang ein, um zwischen zwei Streifenwagen einzuparken. Die Parkhilfesensoren fingen an zu lärmen, als sie das Gaspedal berührte. »Kein Herumtrödeln da drin, Will. Wir bearbeiten den Fall nur, wenn wir ihn ganz übernehmen.«
    Will hatte Variationen dieses Themas schon mindestens zweimal gehört, seit sie die City Hall verlassen hatten. Der Großvater des toten Mädchens war ein milliardenschwerer Bauunternehmer, der sich im Lauf der Jahre einige Feinde gemacht hatte. Je nachdem, mit wem man redete, war Bentley entweder ein geachteter Sohn der Stadt oder ein Kumpel aus der alten Zeit, einer dieser geldschweren Gauner, die im Hintergrund die Fäden zogen, ohne sich je selbst die Hände schmutzig zu machen. Welche Version der Geschichte des Mannes auch korrekt war, seine Taschen waren auf jeden Fall so tief, dass er sich seinen Anteil an politischen Freunden kaufen konnte. Bentley hatte nur einmal kurz beim Gouverneur angerufen, der hatte sich mit dem Direktor des Georgia Bureau of Investigation in Verbindung gesetzt, und der wiederum hatte Amanda den Auftrag gegeben, sich diesen Mordfall
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