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Will Trent 02 - Entsetzen

Will Trent 02 - Entsetzen

Titel: Will Trent 02 - Entsetzen
Autoren: Karin Slaughter
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fast wie Columbo. Dadurch sah er aus wie ein aufgeregter Affe. »Was, zum Teufel, tust du denn hier?«
    Will deutete auf die Kameras und gab Leo damit die glaubhafteste Erklärung. Jeder wusste, dass das GBI ein Baby in den Chattahochee werfen würde, nur um damit in die Abendnachrichten zu kommen. »Das ist meine Chefin, Dr. Wagner.«
    »Hey«, sagte Leo und nickte ihr kurz zu, bevor er sich wieder an Will wandte. »Wie geht's Angie?«
    »Wir sind verlobt.« Will spürte, dass Amandas prüfender Blick mit kalter Intensität auf ihm ruhte. Er versuchte abzulenken und deutete mit einem Kopfnicken auf die offene Tür. »Was haben wir hier?«
    »Eine geballte Ladung Hass auf dich, mein Freund.« Leo zog eine Zigarette heraus und zündete sie an. »Du solltest auf dich aufpassen.«
    Amanda fragte: »Ist die Mutter noch drin?«
    »Erste Tür links«, antwortete Leo. »Mein Partner ist gerade bei ihr.«
    »Gentlemen, wenn Sie mich entschuldigen.« Amanda ließ Leo stehen wie einen Bediensteten. Der Blick, den sie Will zuwarf, war auch nicht viel angenehmer.
    Leo stieß eine Rauchschwade aus und schaute ihr nach, wie sie die Treppe hochging. »Kalt wie ein Eiszapfen, was?«
    Will verteidigte sie automatisch, so wie man einen nutzlosen Onkel oder eine versaute Schwester verteidigt, wenn jemand von außerhalb der Familie sie angreift. »Amanda ist eine der besten Polizistinnen, mit denen ich je gearbeitet habe.«
    Leo gab seiner Beurteilung etwas mehr Schliff. »Kein schlechter Arsch für 'ne Oma.«
    Will dachte an die Situation im Auto, als sie bei der Beinahekollision mit dem TV-Transporter den Arm vor ihm ausgestreckt hatte. Es war das Mütterlichste, was er sie je hatte tun sehen.
    Leo meinte: »Wette, die nimmt einen im Bett ganz schön her.«
    Will versuchte, sich nicht zu schütteln, als er die Vorstellung aus seinem Kopf verscheuchte. »Wie geht's?«
    »Meine Prostata lässt mich tröpfeln wie ein verdammtes Sieb. Habe seit zwei Monaten keine Nummer mehr geschoben, und ich habe diesen Husten, der einfach nicht vergeht.« Wie zum Beweis hustete er und zog dann wieder an seiner Zigarette. »Und bei dir?«
    Will straffte die Schulter. »Kann nicht klagen.«
    »Nicht wenn man Angie Polaski zu Hause hat.« Bei Leos anzüglichem Lachen musste Will daran denken, wie ein asthmatischer Kinderschänder klingen würde, wenn er drei Packungen pro Tag rauchen würde. Angie hatte fünfzehn Jahre bei der Sitte gearbeitet, bevor sie die Truppe aus gesundheitlichen Gründen verließ. Leo hatte geglaubt, sie wäre eine Hure, nur weil ihr Job es erfordert hatte, dass sie sich wie eine anzog. Oder vielleicht waren es die vielen Männer, mit denen sie im Lauf der Jahre geschlafen hatte.
    Will entgegnete: »Ich richte ihr schöne Grüße von dir aus.«
    »Tu das.« Leo starrte zu Will hoch und nahm einen tiefen Zug an seiner Zigarette. »Was willst du wirklich hier?«
    Will versuchte, ausweichend zu antworten. Er wusste, dass Leo sehr wütend werden würde, wenn man ihm den Fall entreißen würde. »Bentley hat jede Menge Beziehungen.«
    Leo hob skeptisch die Augenbrauen. Trotz seines zerknitterten Anzugs und der fliehenden Neandertalerstirn war er lange genug Polizist, um zu erkennen, wenn jemand eine Frage nicht beantwortet hatte. »Bentley hat euch bestellt?«
    »Das GBI kann sich an Fällen nur dann beteiligen, wenn es von der örtlichen Polizei oder der Regierung angefordert wurde.«
    Leo lachte schnaubend, und Rauch quoll aus seinen Nasenlöchern. »Du hast Entführungen vergessen.«
    »Und Bingo«, ergänzte Will. Das GBI hatte eine Sondereinheit, die sich um die Bingo-Hallen im Staat kümmerte. Es war die Art von Job, den man bekam, wenn man die falsche Person verärgert hatte. Vor zwei Jahren hatte Amanda Will ins Exil in die Berge von North Georgia geschickt, wo er seine Zeit damit zugebracht hatte, mit Meth dealende Hinterwäldler zu verhaften und über die Gefahren des Ungehorsams gegenüber direkten Vorgesetzten nachzudenken. Er hatte keinen Zweifel daran, dass die Bingo-Abteilung sein Schicksal sein würde, falls er sie je wieder verärgerte.
    Will deutete zum Haus. »Was ist hier passiert?«
    »Das Übliche.« Leo zuckte die Achseln. Er nahm noch einen langen Zug an seiner Zigarette und drückte sie auf der Schuhsohle aus. »Mom kommt vom Tennisspielen nach Hause, die Tür ist offen.« Er steckte den Stummel in seine Jackentasche und führte Will ins Haus. »Sie geht nach oben und sieht ihre Tochter, missbraucht und
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