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Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)

Titel: Will Gallows – Der Schrei des Donnerdrachen (German Edition)
Autoren: Derek Keilty
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angelangt.
    »Los, raus hier!«, rief ich und half dem Schaffnerelfen auf die Beine. Wir stiegen über Buck hinweg, der ohnmächtig auf dem Boden lag. Ob das an dem Froschgift lag oder ob er sich irgendwo den Kopf gestoßen hatte, ließ sich nicht sagen.
    Ich machte die Waggontür auf und blinzelte in die helle Sonne. Mit einem Schlag schlug mir das Herz bis zum Hals.
    Dort, wo ich eigentlich den Kohletender erwartet hatte, verbogen und umgekippt, die Ladung überall verstreut, war gar nichts mehr. Nicht einmal die Lokomotive. Voller Entsetzen erkannte ich die Ursache dafür. Es gab keine Brücke mehr. Die Brücke, die den Mittelstamm mit dem westlichen Arm verband, die Brücke, über die Jez und ich erst vor wenigen Tagen nach unserem Besuch bei Yenene geflogen waren, sie hatte den ständigen Beben nachgegeben und war in die Schlucht gestürzt. Unser Erste-Klasse-Waggon hatte sich vom nächsten Wagen losgerissen und war gefährlich dicht an der Felskante zum Stillstand gekommen. Während die eine Hälfte noch im Tunnel steckte, ragte die andere Hälfte bereits ins Freie. Ich stand nur da und starrte hinaus und zitterte dabei fast so sehr wie der ganze westliche Arm, von dem immer wieder riesige Brocken abbrachen. Es sah aus wie ein schrecklicher Wasserfall aus Steinen. Und das schnaubende Herz des Klippenflitzers lag ebenfalls da unten, in hundert Teile zersprungen. Der große Wasserkessel spie blubbernd noch ein paar letzte Dampfwolken aus, bevor er unter herabstürzenden Felsen begraben wurde.
    Der westliche Arm des Großen Kaktusfelsens war nun endgültig dabei, abzubrechen. Und ich musste Grandma retten, bevor es zu spät war!
    »Der Große Geist stehe uns bei!«, stieß der Schaffnerelf neben mir atemlos hervor. »Was sollen wir bloß tun?«
    »Meine Grandma ist da oben auf dem letzten Stück, das noch von diesem Felsarm übrig ist. Ich muss versuchen, sie zu retten!«
    »Sie ist was?« Der Schaffnerelf zuckte zusammen. »Du meinst, sie ist da geblieben, trotz Evakuierungsbefehl?«
    Ich nickte heftig.
    »Sie wollte nicht glauben, dass er abbrechen würde.« Ich stieß einen tiefen Seufzer aus.
    Plötzlich kippte der Waggon unter lautem Kreischen ein Stück nach vorne in Richtung Schlucht, so wie die Wippe, die mein Pa einmal für mich gebaut hat, als ich noch ein Kind war. Mein Magen ballte sich zusammen. Der Schaffner und ich hielten uns krampfhaft am Handlauf fest. Wir wagten nicht, zu atmen. Ich starrte in den Abgrund hinunter. Nur noch ein kleines Stückchen weiter, und wir würden alle beide in den sicheren Tod stürzen. Ich war vor Angst wie gelähmt.
    Als ich mich umdrehte, sah ich, wie der ohnmächtige Buck langsam auf uns zugerutscht kam. Dadurch neigte sich der Waggon noch weiter nach unten. Es sah ganz so aus, als würde Buck uns alle umbringen, und zwar ohne es mitzukriegen.
    »Hier kommen wir jedenfalls nicht mehr raus, das steht fest. Los, versuchen wir’s am anderen Ende hinter Buck, bevor es zu spät ist.«
    Als wir uns gerade an dem Rancher vorbeischleichen wollten, ruckte der Waggon erneut. Buck klappte ein Auge auf. Er war wach. Ich hatte nicht genügend Froschgift auf die Pfeilspitze geschmiert.
    Außerdem blockierte er den einzigen Fluchtweg. Langsam rappelte er sich auf. Ich sah, dass er unbewaffnet war. Wahrscheinlich war ihm der Revolver aus der Hand gefallen, als der Zug entgleist war.
    »Zurück, Buck!«, brüllte ich ihn an. »Die Brücke ist eingestürzt. Der Waggon hängt schon über der Kante. Nicht weitergehen, sonst kippt er in die Schlucht!«
    »Ein Gatlan lässt sich doch von einem Halbblut nicht vorschreiben, was er zu tun und was er zu lassen hat«, stieß er hervor. »Und außerdem muss ich dir den Pfeil hier noch zurückgeben. Am besten stecke ich ihn in deinen verdammten Schädel.«

    Der Schaffnerelf zeigte nach draußen an den Himmel. »Will, sieh doch!«
    »Was ist denn?«
    »Da kommen zwei Pferde. Freunde von dir, glaube ich.«
    »Das ist ja Shy! Ich glaub’s nicht.« Ich stieß einen riesigen Seufzer der Erleichterung aus. »Und Jez, auf ihrem eigenen Pferd. Sie müssen uns hinterhergeflogen sein.«
    Mein Blick huschte zwischen Buck, der durch das Gift noch etwas wackelig auf den Beinen war, und den näher kommenden Windpferden hin und her. Dann traf ich eine Entscheidung.
    »Jez soll Sie retten«, sagte ich zu dem Schaffnerelf. »Halten Sie sich bereit, damit Sie aufsteigen können, wenn sie dicht genug herangeflogen ist. Richten Sie Shy aus, sie soll auf mich
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