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Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
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diese jungenhafte Heldenverehrung hatte Mitch das Leben gekostet.
    »Ich habe dir nichts zu sagen«, erklärte Bridget schroff.
    Trace nahm den Hut ab und schlug damit leicht gegen seinen Oberschenkel. Ob diese Geste nun Ärger oder Enttäuschung ausdrücken sollte, vermochte Bridget nicht zu entscheiden. »Nun«, antwortete Trace, »dafür habe ich dir umso mehr zu sagen.« Seine Stimme klang ruhig und beherrscht. Sollte es darauf ankommen, würde er alles daransetzen, Bridget an
    Halsstarrigkeit zu übertrumpfen. »Und du wirst mich anhören, Bridget McQuarry!«
    Er blickte über ihre Schulter hinweg zur Hütte hinüber. Die Steinmauern standen noch, doch das Dach war eingebrochen, schon lange bevor Bridget, ihre jüngere Schwester Skye und der kleine Noah in Primrose Creek eingetroffen waren. Zuvor hatten sie in Fort Grant überwintert, einer Kavalleriegarnison am Fuße der Sierra. Gleich nach ihrer Ankunft vor zwei Monaten hatte Bridget das Verdeck des Planwagens abgenommen und an den Stützbalken der Hütte befestigt, doch dieses Behelfsdach taugte nicht viel. Der Regen hatte die Plane gefährlich tief heruntersinken lassen, und oft tropfte es durch schadhafte Stellen auf die Betten, den Tisch oder den Herd.
    Trace stieß einen leisen Pfiff aus. »Es scheint, als wäre ich gerade rechtzeitig zurückgekommen.«
    In diesem Augenblick kam Skye um die Ecke der Hütte gelaufen. Sie trug einen alten Weidenkorb und strahlte vor Freude übers ganze Gesicht. Die sechzehnjährige Schwester war neben Noah alles, was Bridget von ihrer Familie geblieben war, ihre beiden hochnäsigen Cousinen nicht mitgerechnet, die es vorgezogen hatten, die Kriegsjahre in England zu verbringen. Zweifellos hatten Megan und Christy den Fünf-Uhr-Tee genommen, seidene Abendroben anprobiert und Tennis gespielt, während sie, Bridget, Seite an Seite mit ihrem Großvater vergeblich um den Erhalt der Farm gekämpft hatte und von den Yankees und den Rebellen gleichermaßen bedroht worden war.
    Wenigstens sind wir die beiden los, dachte Bridget bitter. Bei ihrer letzten Begegnung mit Christy hatten sie sich wie zwei kämpfende Katzen im Staub gewälzt. Solange sie denken konnten, waren Bridget und Christy einander spinnefeind gewesen und hatten immer um irgendetwas gestritten.
    »Trace!«, jubelte Skye, und ihre dunklen Augen glänzten.
    Er lachte, nahm sie in die Arme und drehte sich einmal mit ihr um die eigene Achse. »Schön, dich zu sehen, Äffchen«, sagte er sanft und küsste sie auf die Stirn.
    Bridget stand schweigend daneben, beobachtete die beiden und fühlte sich ein wenig betrogen. Sie und Skye standen einander so nahe, wie es Schwestern überhaupt möglich war, sahen einander jedoch überhaupt nicht ähnlich. Die beinahe einundzwanzigjährige Bridget war klein und zierlich, mit blondem Haar und einem hellen Teint. Ihre Augen leuchteten in einem dunklen Veilchenblau, einer Farbe, die Mitch immer als »irisches Blau« bezeichnet hatte. Sie glich einer zerbrechlichen Porzellanpuppe, obwohl dieser Eindruck nicht trügerischer hätte sein können. Bridget war flink und zäh wie eine Raubkatze und auch genauso wenig zimperlich.
    Skye dagegen war groß und so schlaksig wie ein junges Füllen. Ihr Haar leuchtete kastanienfarben, ihre weit auseinander stehenden Augen waren von einem lebhaften Braun und ihre Lippen sinnlich und voll. Die verträumte und ein wenig ungelenke Skye half Bridget eifrig, wo sie nur konnte, diese jedoch erledigte die meiste Arbeit selbst. Das war einfacher, als Skye alles ausführlich zu erklären und zu zeigen, nur um dann die Arbeit ein zweites Mal zu tun, wenn das Mädchen nicht hinsah.
    »Du bleibst doch bei uns, nicht wahr?«, fragte Skye aufgeregt. »Bitte, Trace, sag, dass du bei uns bleibst!«
    Er warf nicht einmal einen flüchtigen Blick auf Bridget - sie hätte es ihm auch nicht raten wollen sondern antwortete: »Ich gehe ganz gewiss nicht mehr fort.«
    Hinter der Hütte hatte Bridget einen Pferch aus alten Fässern und dicken Ästen gebaut, in dem ihr neues Pferd graste. Sie setzte große Hoffnungen auf den stattlichen schwarz-weißen Hengst, der den Namen »Windfall« trug. Erst vor knapp einer Woche hatte sie ihn gegen das Ochsengespann eingetauscht, als ihr einige Paiute-Indianer einen Angst einflößenden Besuch abgestattet hatten. Mit dem Besitz von Windfall war ihr ein Handel gelungen, auf den ihr Großvater mit Recht stolz gewesen wäre.
    Die anderen Farmer würden viel Geld dafür bezahlen, ihre
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