Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
stellte sich dicht vor sie. Mit einer Hand umfasste er ihr Kinn. »Wovor hast du solche Angst, Bridget? Du weißt doch, dass weder du noch Skye etwas von mir zu befürchten habt.«
    Ihre Augen funkelten im Licht der Sterne. Zunächst glaubte Trace, sie wolle ihn kränken und tatsächlich behaupten, Angst vor ihm zu haben, doch nach einer Weile nickte sie. »Ich weiß. Es ist nur ... wenn ich dich ansehe, muss ich an Mitch denken und daran, dass er noch bei mir sein könnte.«
    Trace gab sie frei und trat einen Schritt zurück. »Und was hätte er zu Hause getan?«, fragte er mühsam beherrscht. »Kartoffeln und Mais gepflanzt und Kühe gemolken?«
    »Es hat keinen Sinn, darüber zu reden«, erwiderte Bridget trotzig. Dann nahm sie Trace den Becher aus der Hand und ging ins Haus. Hätte Noah nicht bereits geschlafen, wäre sie sicher der Versuchung erlegen, die Tür hinter sich zuzuschlagen.
    Kurze Zeit später beobachtete Trace, wie in der Hütte die Lampen gelöscht wurden, erst die eine, dann die andere. Plötzlich fühlte er sich unendlich einsam, gleichsam ausgeschlossen von aller Wärme und Behaglichkeit. Nicht zum ersten Mal empfand er so. Schon als Kind hatte er sich danach gesehnt, ein Mitglied der Familie McQuarry zu sein, und nicht der uneheliche Sohn eines Fremden, der längst das Weite gesucht hatte. Auch auf den Schlachtfeldern, weit entfernt von dem Land und den Menschen, die er liebte, war er nur von dem Wunsch beseelt gewesen, ins Shenandoah— Tal zurückzukehren. Und mit dem Tag, an dem Mitch im Fluss ertrunken war; weil man sein Pferd unter ihm erschossen hatte, war alles nur noch viel schlimmer geworden.
    Lange saß Trace regungslos da und trauerte. Doch schließlich kehrte er der Hütte den Rücken zu und ging zu dem notdürftigen Zelt, das er in der Nähe errichtet hatte, im Schutz einiger mächtiger Eichen, die am Flussufer wuchsen. Aus seinen Satteltaschen förderte Trace ein Stück Seife und ein sauberes Hemd zu Tage und zog dann seine noch immer leicht feuchten Stiefel aus. Ein Stück weiter flussabwärts, außer Sichtweite des Hauses, entkleidete er sich und stieg zähneklappernd in das eisige Wasser des Primrose Creek. Er nahm ein kurzes Bad, trocknete sich dann mit seinem schmutzigen Hemd ab und zog die Hosen wieder an. Die ganze Zeit über ging ihm Bridget nicht aus dem Sinn.
    Was würde sie wohl sagen, wenn er ihr erst eröffnete, dass er sie zu heiraten gedachte?

2
     
    Bridget nahm die Nachricht alles andere als gefasst auf.
    »Heiraten?«, fragte sie am nächsten Morgen so ungläubig, als hätte Trace von ihr verlangt, auf dem Scheunendach entlangzulaufen und dabei einen Milcheimer auf der Nase zu balancieren. Sie suchte das hohe Gras nach Eiern ab und legte die gefundenen vorsichtig in einen alten Weidenkorb. »Lieber lasse ich mich einem Berglöwen an die Hinterbeine binden und ihn die Stricke durchbeißen.«
    Zornesröte stieg Trace ins Gesicht. Es gab sicher einige Frauen - vielleicht sogar viele, bedachte man die Zahl der gefallenen Soldaten auf beiden Seiten -, die ihn als gute Partie betrachten würden. Schließlich war er erst vierundzwanzig und weder ein Feigling noch ein Schürzenjäger, dafür aber ein Mann, der hart arbeitete. Auf dem Grund seiner Satteltaschen lagen ein paar Dollar in wertbeständigem Gold, und überdies machte er selbst alles andere als eine schlechte Figur. Trace warf einen bedauernden Blick hinüber zum Pferch. Vor einigen Tagen hatte er sogar noch ein gutes Pferd besessen.
    Bridget lächelte, zweifellos belustigt von seiner Sprachlosigkeit. »Man sollte meinen, du hättest schon längst mit dem Dach begonnen«, bemerkte sie, legte schützend die Hand an die Stirn und blickte in den Himmel, als betrachtete sie abschätzend die Morgensonne. »Wir vergeuden wertvolles Tageslicht, und das Frühstück ist in einer halben Stunde fertig.«
    Trace schluckte schwer und fand seine Stimme wieder. »Ich habe bereits den Ring«, sagte er und zog zum Beweis einen schmalen goldenen Ehering aus der Hosentasche. Das Schmuckstück glänzte im Sonnenlicht, als er es zwischen Daumen und Zeigefinger nahm und Bridget hinhielt.
    Sie hob ein Ei auf, betrachtete es prüfend, zog ein Gesicht und warf das Ei mit Schwung weg. Es zerplatzte am Stamm einer Birke in der Nähe. »An Selbstvertrauen hat es dir nie gefehlt«, bemerkte Bridget leichthin, ohne Trace dabei anzusehen. Ihr Gesichtsausdruck machte deutlich, dass sie längst jegliches Interesse an seinen Worten verloren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher