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Wildes Lied der Liebe

Wildes Lied der Liebe

Titel: Wildes Lied der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
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Stuten von einem so schönen, kräftigen Hengst decken zu lassen.
    Im Schatten einer Eiche in der Nähe graste Bridgets kleine Stute Sis, die gerade freundschaftlich auf das Wiehern des Hengstes antwortete.
    Ein Muskel zuckte in Traces Wange. Selbst nach all den Jahren und den Schwierigkeiten, die sie miteinander erlebt hatten, vermochte Bridget in seinem Gesicht noch zu lesen wie in einem offenen Buch. Er hatte sich schon immer zu Pferden hingezogen gefühlt und stand in dem Ruf, selbst die schwierigsten Tiere bändigen und sogar ihr Vertrauen und ihre Zuneigung erringen zu können. Umso mehr wunderte sich Bridget darüber, dass Trace zu Fuß hierher gekommen war.
    »Wo ist der Junge?«, fragte er. »Ich würde ihn gern sehen.«
    Bridget seufzte. Vielleicht würde Trace wieder seiner Wege ziehen, wenn er Noah gegenübergestanden hatte. Wenn es auf der Welt noch Gerechtigkeit gab, dann sollte die große Ähnlichkeit zwischen Noah und seinem Vater ausreichen, um selbst Trace Qualtrough zu beschämen. »Er hält drinnen seinen Mittagsschlaf«, erklärte sie schroff und deutete auf die Hütte.
    »Was ist denn mit deinem Pferd geschehen?«, erkundigte sich Skye neugierig. Das Mädchen verfügte über eine Vielzahl guter Eigenschaften, doch Diplomatie und Taktgefühl gehörten nun einmal nicht dazu.
    »Das ist eine lange Geschichte«, antwortete Trace, während er bereits auf die offene Tür der Hütte zuging. Skye eilte neben ihm her. »Außerdem hat sie ein unerfreuliches Ende.« An der Türschwelle blieb Trace stehen und zog sich die schmutzigen Stiefel aus.
    »Erzähl sie mir«, verlangte Skye. Ihre Begeisterung hatte für Bridget einen bittersüßen Beiklang. Ihre Schwester war seit dem Tod des Großvaters oft schwermütig gewesen und hatte sich ganz in sich selbst zurückgezogen. Nachdem sie Großvater zu Grabe getragen hatten, waren sie nach Westen aufgebrochen, um ihr Erbe anzutreten: zweitausendfünfhundert Morgen Land zu beiden Seiten des Primrose Creek mitten in den Bergen Nevadas. Zu viel Kummer ... Sie hatten beide zu viel Kummer und Schmerz erlitten.
    Trace trat so selbstverständlich über die hohe Türschwelle in die kleine Hütte, als wäre es sein gutes Recht. Die Hütte war kaum groß genug für Noah und die beiden Frauen. Allein deshalb würde Trace weiterziehen müssen, selbst wenn er Bridget willkommen gewesen wäre. Und das war nicht der Fall. »Es ist mir davongelaufen. Nichtsnutziges Tier.«
    Bridget folgte den beiden ins Haus. Sie glaubte ihm kein Wort, schwieg aber, da sie keinen Streit heraufbeschwören wollte. Trace war zu klug, um sich mit einem dummen Pferd abzugeben. Was die Frauen in seinem Leben anging, war sich Bridget allerdings nicht so sicher. Vermutlich hatte er sein Pferd beim Kartenspiel oder einer Wette verloren. Sein Leben lang war Trace leichtsinnig gewesen und würde es wohl auch bleiben.
    Noah war ein scheuer, aber starrköpfiger Junge, wie Mitch es gewesen war. Mit dem w elligen dunklen Haar und den ha selnussbraunen Augen glich er auch äußerlich seinem Vater. Immer wenn Bridget ihn betrachtete, gab es ihr einen Stich. Der Kleine setzte sich im Bett auf, rieb sich die Augen und blinzelte im Zwielicht der Hütte zu Trace empor.
    »Papa«, sagte er, »das ist mein Papa.«
    Es herrschte betretenes Schweigen. Bridget schluckte schwer und blickte zur Seite. Liebend gern hätte sie ihren Sohn berichtigt, konnte aber kein Wort über die Lippen bringen.
    Trace ging zum Bett und streckte die Hände nach dem Jungen aus, der sich bereitwillig von ihm umarmen ließ. Der kleine Verräter.
    »Guten Tag, Noah«, erwiderte Trace mit rauer Stimme.
    »Er nennt jedes männliche Wesen >Papa<«, erklärte Bridget und wandte sich beschämt zum Herd um. Übertrieben geschäftig hantierte sie mit Töpfen und Pfannen, denn Trace sollte keinesfalls ihren Gesichtsausdruck bemerken.
    Leise lachend stülpte Trace dem kleinen Noah seinen Hut auf, der diesem bis zu den Schultern reichte. Der Junge kicherte. »Tut er das tatsächlich?«
    »Die meisten Leute in der Stadt glauben, Bridget sei ein gefallenes Mädchen«, verkündete Skye. »Schließlich heißt sie noch immer McQuarry, obwohl sie doch mit Mitch verheiratet war. Ich habe ihr geraten, allen zu erklären, dass Mitch ein entfernter Verwandter war, aber sie ...«
    »Skye!«, rief Bridget warnend, ohne sich jedoch umzudrehen. Es war noch viel zu früh, um das Abendessen vorzubereiten, und doch gab sie bereits Bärenfett in eine Pfanne, in dem sie
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