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Wildes Herz

Titel: Wildes Herz
Autoren: Elizabeth Lowell
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Partnerin an. Die letzten Akkorde des Walzers sprühten durch den Raum wie ein funkelndes Feuerwerk, wie das Licht der vielen Kerzenflammen, das sich im Kristall der Kronleuchter spiegelte und in allen Regenbogenfarben brach. Janna und Case standen an der Tür. Er hielt ihre Hand und schaute die junge Frau für einen langen Moment an.
    „Cassie hat mir gesagt, Sie seien nicht schwanger“, begann er schließlich. „Das ist schade. Ihr Verstand und Ihre Anmut, verbunden mit Tys Stärke und seiner vornehmen Redeweise, das wäre ein ... bemerkenswertes Kind geworden.“
    Janna versuchte ein Lächeln, das misslang. „Danke“, sagte sie stattdessen.
    „In der Koppel steht eine muntere graubraune Stute. Mein närrischer Bruder hat mehr als hundert Pfund Gold drei Wochen lang durch das Utah-Territorium geschleppt, um diese Zebrastute zu fin
    den. Sechzig Pfund von diesem Gold liegen für Sie auf der Bank bereit. Sie können jederzeit darüber verfügen. Für die MacKenzies ist es Ehrensache, dass Ty sein Versprechen einlöst und die Sprösslinge von Mad Jack ebenfalls ihre Hälfte erhalten.“
    „Die Hälfte meines Goldes gehört Ty.“
    Case schüttelte den Kopf. „Nein.“
    Sie wollte erneut widersprechen. Er betrachtete sie mit unerschütterlicher Ruhe. Sie konnte sich widersetzen, so viel sie wollte, ändern würde sich nichts.
    Er sah, dass sie verstanden hatte. Er verneigte sich tiefer vor ihr, als die Förmlichkeit es verlangte, und ließ ihre Hand los.
    „Sie sind frei, Janna. Alle Versprechen sind eingelöst.“

45. Kapitel
    Das Licht der Öllampen in Jannas Zimmer verwandelte ihre Tränen in goldene Perlen. Die Tränen waren das einzige äußere Zeichen ihres Unglücks. Ihre cremefarbenen Tanzschuhe standen gerade ausgerichtet neben dem Schrank. Die seidenen, mit Spitzen besetzten Pantalettes hingen sauber gefaltet über einem Stuhl. Die Unterröcke waren in den Schrank gehängt. Die Ohrringe, die Perlenkette und die Brosche lagen in der offenen, mit Samt bezogenen Schmuckschatulle. Von ihrer Freiheit trennten Janna nur die lästigen Haken, mit denen das Ballkleid am Rücken geschlossen wurde. Das Kleid war für Damen genäht, die sich von einer Zofe bedienen ließen. Janna kannte diese Verfeinerungen nicht. Sie gehörte in die Wildnis. Während sie mit ihren ungeübten Fingern an den Haken nestelte, war sie von dem brennenden Wunsch beseelt, nie wieder Seide anrühren zu müssen oder nur an sie zu denken.
    „Erlaubst du?“
    Mit einer heftigen Bewegung wandte sie sich um. Die Kerzenflammen flackerten im Luftzug.
    Ty stand unbeweglich da und betrachtete Janna. Er hatte sich völlig verändert. Nichts erinnerte mehr an den Pferdejäger aus der Wildnis. Bis auf den schwarzen Schnurrbart war sein Gesicht glatt rasiert. Er duftete nach Seife, trug schwarze Lackschuhe, eine schwarze Tuchhose und ein weißes Hemd aus feinster Baumwolle, die wie Seide glänzte. Seine Erscheinung zeigte, was er war: ein mächtiger, äußerst attraktiver Mann, wohlhabend und aus vornehmem Hause. Ein solcher Mann konnte zu Recht erwarten, dass die Mutter seiner Kinder aus den gleichen Verhältnissen wie er stammte.
    Janna wandte sich ab. „Danke, ich komme zurecht“, sagte sie bestimmt. „Bitte mach die Tür zu, wenn du gehst.“
    Stille folgte. Dann hörte sie, wie hinter ihr die Tür geschlossen wurde. Sie biss sich auf die Lippe, um den schneidenden Schmerz
    auszuhalten, der sie bei dem Geräusch durchfuhr.
    „Ein Gentleman hilft einer Dame in Not.“
    Janna fuhr zusammen. Sie kämpfte noch immer mit den schwer erreichbaren Haken, die sie in ihrem seidenen Gefängnis festhielten.
    „Ich bin keine Dame. Deine Manieren sind bei mir vergeudet. Schwanger bin ich auch nicht. Also kein Grund, dich verpflichtet zu fühlen. “
    Ty hörte die Traurigkeit in ihrer Stimme. Seine Augen wurden schmal. Er trat hinter Janna, so nah, dass er ihre Wärme spüren konnte.
    „Case hat es mir gesagt“, erklärte er.
    Seine Nasenflügel bebten. Er roch den Duft von frisch zerriebenen Rosenblättern, den ihre Haut und ihr Haar verströmten. Für einen Moment flammten Erinnerungen in ihm auf. Er schob ihre Hände von den Haken am Rücken weg.
    „Du bist ein Seidenschmetterling.“ Ty löste langsam einen Verschluss nach dem anderen. Ein wilder Hunger, Janna zu berühren, der anders war als reine Begierde, ergriff ihn. Bei jedem Haken, der aus der Öse glitt, wurde mehr von ihrer Haut sichtbar. Seine innere Anspannung wuchs. „Ich werde dich
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