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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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der Bar, will wohl erst mal pinkeln. Ich ziehe mich jetzt zurück zum Eingangsbereich.«
    Kral blickte auf seine Armbanduhr. »Pinkelt aber lange«, wollte er gerade sagen, als ihm ein Mann auffiel, der das Stundenhotel verließ und zügig, aber nicht besonders schnell in Richtung Bahnübergang lief. »Aneta, schau, der Mann dort!«
    Die Polizistin, die sich entspannt in den Sitz geschmiegt hatte, war sofort hellwach: »Das is’ er, da bin ich mir ziemlich sicher.« Sie stieg aus und bedeutete Kral, die Plätze zu tauschen. Nun gab sie auf Tschechisch die Anweisung: »Du fährst jetzt ganz normal in die Richtung, in die er geht. Den Rest mache ich!«
    »Aber Aneta, wir haben einen klaren Befehl!«
    »Mach zu! Schon mal was von einem Notstand gehört! Wenn wir die anderen rufen, hat der schon längst die Tankstelle dort oben erreicht, und was dann passiert, male ich mir lieber nicht aus!«
    Der Mann drehte sich kurz um, nahm aber nur einen blauen Škoda Felicia wahr, dessen Blinker schon den Richtungswechsel hin zum Grenzübergang anzeigte.
    Aneta kurbelte das Seitenfenster herunter, lehnte sich dann, die Dienstpistole in beiden Händen, ziemlich weit aus dem Fenster. »So, jetzt langsamer, jetzt stopp!« Vorschriftsmäßig der Anruf: »Halt, Polizei! Auf die Knie! Hände über den Kopf!«
    Der Mann drehte sich leicht zur Seite und blickte erstaunt in die Mündung der Waffe.
    Was, wenn jetzt der Griff in den Hosenbund folgte? Würde Aneta wirklich schießen?
     
    Auf der kurzen Fahrt zur Ascher Polizeistation sprachen die beiden kein einziges Wort. Erst nachdem Aneta den Wagen im Hof geparkt hatte und Anstalten machte, auszusteigen, wagte sich Kral an die Frage, die ihn heftig bewegte: »Hättest du …?«
    »Geschossen? Ist es das, was du wissen willst?«
    Er nickte.
    »Ich habe noch nie auf einen Menschen geschossen und hoffe, dass das auch so bleibt. Aber gerade hätte ich schießen müssen, wenn Wolski zur Waffe gegriffen hätte. Ich fürchte allerdings, dass ich ihm den ersten Schuss gelassen hätte. Jan«, sie hatte jetzt Tränen in den Augen, »wenn du dir so etwas eingestehen musst, weißt du, dass du eine schlechte Polizistin bist, denn du setzt nicht nur dein eigenes Leben aufs Spiel, auch dich hätte es gerade erwischen können.«
    »Und?«
    »Ich werde mit Brückner sprechen, auf jeden Fall! Ein Anpfiff ist mir sowieso sicher, ich habe mich mal wieder nicht an seine Anweisungen gehalten. Auch keine gute Voraussetzung für eine Polizistin!«
    »Aber du musstest doch handeln! Hast du selbst gesagt!«
    »Lass gut sein, Jan, es wird sich zeigen, was werden wird.«
    Kral nickte und schwieg zunächst. Es war wohl besser, jetzt das Thema zu wechseln! »Was mir nicht eingehen will«, begann er zögerlich, »der Wolski hat doch im Casino deutlich gezeigt, dass er der Aufforderung folgen will, und dann verschwindet er mal einfach so durch eine Hintertür.«
    »Tja, kein schlechter Plan!«, nickte Aneta, »aber ich fürchte, da hat der Josef nicht gründlich genug nachgedacht. Leute dieser Preisklasse, der Mann war schließlich mal beim KGB, lassen sich nicht mit einem so simplen Trick aushebeln. Mal sehen, was der Herr Major sagt, wenn ich ihn darauf anspreche«, schloss sie und beide betraten die Polizeistation.

17
     
    Die Besprechung im GPZ Selb wurde von Hauptkommissar Schuster eröffnet: »Also, die Frau Smirnov haben wir verhört. Ihr geht’s inzwischen wieder ganz gut, aber sie muss noch einige Zeit im Krankenhaus bleiben. Bevor ich euch das alles erzähle, lest selbst!« Er schob Brückner und Kral je einen Auszug aus dem Vernehmungsprotokoll zu.
     
    Polizeipräsidium Oberfranken  VNr. ST/0123456/1998
     
    Kriminalpolizeiinspektion Hof  Datum: 10.03.1998
     
    K 11
     
     
  Verhandlungsleiter/in: 
     
      EKHK Schuster 
     
      Schriftführer/in: 
     
      KOK Ploß 
     
         Dolmetscher/in: Frau Solowjowa 
     
     
  Zeugenvernehmung 
     
      Blatt -2- 
     
    Zur Sache:
     
    A.S.: Auf Nachfrage teile ich mit, dass ich zum Sonntag, dem 11. Januar 1998, Folgendes aussagen kann: Fritz Nürnberger hat mich gegen 4.30 Uhr geweckt. Ich habe mich zu dieser Zeit im Frauenhaus Selb aufgehalten. Er hat mich beschworen, zurück nach Kolkenreuth zu kommen. Er hat behauptet, er habe den Hof übernommen und es werde jetzt alles besser werden. Auch hat er mir versprochen, dass er mich heiraten werde. Ich habe zunächst gezögert, aber als er dann geweint und angedeutet hat, dass etwas ganz Schlimmes
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