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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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gesamten Familie zunächst als Arbeitssklavin gehalten worden sei. Nach ihrer Flucht in das Selber Frauenhaus sei sie von dort mit Gewalt wieder auf den Hof gebracht und von Hans-Jürgen Nürnberger jetzt auch ständig sexuell missbraucht worden. Auch ein Bayreuther Bauunternehmer sei in den Fall verwickelt; zum einen sei er Gesellschafter des Heiratsinstituts gewesen, außerdem habe er sich an der sexuellen Ausbeutung der genannten Frau beteiligt. Mit der Gründung des Heiratsinstituts sei auch die Absicht der Geldwäsche verbunden gewesen.
    Sehr zum Ärger der Presseleute war Dr. Wohlfahrt der Meinung, nun den Fahndungserfolg höchstpersönlich ausführlich würdigen zu müssen. Er sprach von einem entscheidenden Schlag gegen das organisierte Verbrechen, der für die Zukunft Mut mache. Beispielhaft hätten hier die Polizeibehörden der beiden Länder zusammengearbeitet und einen kriminellen Sumpf trockengelegt.
    Ein Pressemann unterbrach den Staatssekretär, indem er ihn höflich darauf hinwies, dass sich der Major aus Tschechien zu Wort gemeldet habe. Grantig und unwirsch gab er das Wort weiter: »Bitte, Herr Major!«
    Der verzichtete, wie nicht anders zu erwarten, auf die Übersetzerin und richtete das Wort an Dr. Wohlfahrt: »Ein schönes Bild, das Sie da gewählt haben. Bleiben wir dabei: Ich muss Ihnen aber leider sagen, dass wahrscheinlich zu dieser Stunde schon neue Truppen Gewehr bei Fuß stehen, um unseren Sumpf wieder in seinen Originalzustand zu versetzen, schlichter gesagt: Neue Gangster werden die Plätze der alten einnehmen. Deshalb auch mein Appell an die Presse. Machen Sie deutlich, dass diese Form der Versklavung nur dann aufhört, wenn die Kunden aus Deutschland ausbleiben. Danke!«
    Der Staatssekretär hatte keine Chance zu weiteren Profilierungsversuchen, denn die Journalisten bestürmten Schuster und Brückner mit Fragen nach Details, wobei die »Sexsklavin von Kolkenreuth« von besonderem Interesse war. Eine gute halbe Stunde lang, bis alle Besucher entschwunden waren, musste Wohlfahrt noch tapfer lächeln, aber dann würde jemand abgestraft werden. Bleibt eigentlich nur Schuster, dachte Kral.
    Erst nach dem Ende der Pressekonferenz bekam er die Gelegenheit, ein paar Worte mit Aneta zu wechseln. »Schön, dass du gekommen bist.«
    »Fast wäre ich zu Hause geblieben und hätte die Brocken hingeschmissen«, lachte sie, »aber ich habe dann noch ein Gespräch mit einer guten Bekannten geführt, einer Psychologin, die auch für die Polizei arbeitet.«
    »Und?«, reagierte Kral neugierig.
    »Ich habe da Sachen erfahren, die ich nicht für möglich gehalten habe.«
    »Du machst mich neugierig.«
    »Sie meint, ich habe völlig normal reagiert, nur mit dem Unterschied, dass mir diese Schießhemmung unmittelbar danach bewusst geworden ist. Sie ist davon überzeugt, dass die meisten Menschen, auch Polizisten und Soldaten, diese Hemmung haben. Nur es wird oder, besser gesagt, es kann in den meisten Fällen nicht darüber gesprochen werden, weil es eben schon zu spät ist.«
    »Interessant!«
    »Sie hat Recht, wenn sie sagt, dass dieses Thema bei der Polizeiausbildung gar nicht thematisiert wird. Mit mir hat auf jeden Fall niemand darüber gesprochen.«
    »Was schlägt sie vor?«
    »Sie hat ein ganz bestimmtes Trainingsprogramm entwickelt, bei dem diese Gefährdungslage intensiv durchgespielt wird, um diese, ich sag’ jetzt mal, Beißhemmung zu überwinden.«
    »Und du machst das jetzt mit ihr?«
    »Ja, sozusagen als Versuchskaninchen. Ich hätte da niemals zugestimmt, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass diese Frau wirklich Ahnung von dem Problem hat.«
    Kral grinste: »Wie hat denn unser Josef reagiert?«
    »Du kennst ihn doch: ›Psychologen-Schnickschnack! Brauchen wir nicht!‹ Also die üblichen Sprüche! Aber schließlich war er doch froh, dass ich nicht gekündigt habe.«
    »Freut mich wirklich! Nicht nur für euch beide«, reagierte Kral, »Policie České Republiky Cheb ohne Kučerová und Brückner! Unvorstellbar für mich!« Er drückte die junge Frau an sich und stellte fest, dass sich Tränen in seine Augen drängten.

Epilog
     
    ABSCHIEBUNG NACH PROZESS
    Ukrainerin muss die Bundesrepublik verlassen
     
    von Peter Hodek
     
    Hof – Als Skandal bezeichnet die Hofer Bundestagsabgeordnete Berta Ebersburger die Entscheidung der Behörden, die ukrainische Staatsbürgerin Alena S. in ihre Heimat abzuschieben, obwohl diese durch ihre Aussage erst die Zerschlagung eines
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