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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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gekommen, da war die Straße von der Polizei gesperrt.«
    »Wir probieren’s!«
    Die Witterungsbedingungen zwangen den Fahrer, langsam zu fahren, denn es hatte in den letzten Tagen stark geschneit und selbst das Salz der Streufahrzeuge war angesichts der inzwischen hohen Minusgrade kaum in der Lage, die mächtige Schneedecke aufzutauen. Zudem lagen links und rechts der Straße ansehnliche Schneehaufen, die die Straßen zum Teil auf eine Spur verengten.
    Der Polizist mit der umgehängten Maschinenpistole gab mit einer deutlichen Handbewegung zu verstehen: Diese Zufahrt ist gesperrt!
    Also aussteigen und die Sache klären: »Bitte, hören Sie, meine Frau«, Kral deutete in Richtung des Frauenhauses, »ist da beteiligt.«
    Kopfschütteln: »Ich darf niemand durchlassen.« Dann doch noch ein kurzes Abwägen, angesichts eines Mannes, dessen Verzweiflung nicht zu übersehen war: »Also, fahren Sie mal von der anderen Seite rein. Da sehen Sie dann linker Hand die Feuerwehr. Fragen Sie dort nach, da ist im Moment die Einsatzleitung.«
    Natürlich kannte Kral die Feuerwache, schließlich war er ja aktives Mitglied der Selber Wehr.
    Der Hubschrauber auf dem Übungshof und eine stattliche Anzahl von Polizeifahrzeugen waren ein sicheres Zeichen dafür, dass hier ein Großeinsatz ablief.
    Kral stieg vor dem Eingangstor aus dem Taxi.
    »Soll ich warten?«, fragte der Fahrer.
    Kral schüttelte den Kopf: »Die werden mich schon rein lassen und irgendwie komme ich schon wieder nach Hause.«
    Beim Gang über den Parkplatz kroch Kral die eisige Kälte unter die eilig übergestreiften Klamotten, die ganz und gar nicht zu der klirrenden Kälte passten.
    Ob sie ihm so einfach Zutritt gewährten? Kaum! Er konnte nicht damit rechnen, dass er auf jemanden traf, der ihn von seinen diversen Kontakten mit der Polizei noch kannte. Der Hinweis, er sei Mitglied der Wehr, würde nicht genügen, da könnten ja auch die anderen 80 Aktiven kommen, um dem Spektakel beizuwohnen. Wahrscheinlich würde er auf so einen Sturkopf treffen, dem er erst lange und breit den Grund für sein Begehren erklären musste.
    Dass er dann ungehindert und ohne auch nur mit einer Frage belästigt zu werden das Gerätehaus betreten und bis zur Küche vordringen konnte, wunderte ihn ziemlich. Schließlich war der Gang angefüllt mit Polizisten in Uniform und in Zivil, die in kleinen Grüppchen zusammenstanden und sich, mit Kaffeetassen in der Hand, unterhielten, ihn aber nur mit kurzen, neugierigen Blicken musterten.
    Was soll’s, dachte Kral ein bisschen geschmeichelt, vielleicht hält man mich ja auch für einen Bullen. Gar nicht so abwegig! Mitte 50, Bauchansatz, leicht ungepflegter Vollbart, Haupthaar eine Spur zu lang. Könnte als Kripo-Mann durchgehen, Laufbahngruppe gehobener Dienst! Aber Schlamperei bleibt’s trotzdem!
    Auch die Küche, ein schmaler Schlauch, der bis zu dem einzigen Fenster führte, war voller kaffeetrinkender Polizeikräfte. Das laute Gelächter klang, als sei gerade ein Witz erzählt worden. Jetzt aber wieder nur fragende, auf Kral gerichtete Blicke.
    Ganz hinten, nahe beim Fenster, machte er Max aus, den Kommandanten, der an der Kaffeemaschine hantierte.
    »Hallo, Max, ich suche meine Frau, weißt du …?«
    »Gerade habe ich sie noch gesehen, die unterhält sich wahrscheinlich mit der Kriminalpolizei in einem der Büros vorne.«
    Kral war es, als würden Angst und Beklemmung schlagartig aus Kopf und Brust absacken, und ein wohliges, ja fast euphorisches Gefühl der Erleichterung erfasste ihn, so dass er am liebsten laut herausgeschrien hätte: Habt ihr gehört, meiner Frau ist nichts passiert!
    Ungehindert machte er sich auf den Weg zu den Büros. Jetzt sah er auch die eher lockere Haltung des Polizeipersonals in einem anderen Licht: Du Trottel, so entspannt, wie die sich geben, hättest du doch gleich merken müssen, dass der Einsatz gelaufen ist und nicht Ernstes passiert sein kann!
    Er klopfte an die Tür des Kommandantenzimmers, öffnete und blickte in das Büro. Eva unterhielt sich mit einem Mann, der ihm den Rücken zuwandte. Krals kurzes »Hallo!« beantwortete Eva lächelnd: »Bin gleich soweit!« Der Beamte hatte zwar zu einer Drehung angesetzt, konnte Kral aber kaum sehen, denn der hatte den kleinen Spalt schon wieder geschlossen.
    Als er wieder in Richtung Küche ging, überlegte Kral: Der Mann, besonders seine Frisur, kam ihm irgendwie bekannt vor: Das musste doch Hauptkommissar Schuster von der Hofer Kriminalpolizei sein!
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