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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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Menschenhändlerrings ermöglicht habe.
     
    Die junge Frau wurde Ende 1997 von einem Landwirt aus dem Landkreis Bayreuth mit ihrem Einverständnis aus einem tschechischen Bordell entführt. Rasch musste sie feststellen, dass sie auf dem Hof als Arbeitssklavin missbraucht wurde. Deshalb flüchtete sie in ein Frauenhaus. Im Januar 1998 wurde sie mit Gewalt von dort entführt und wieder auf den Bauernhof verbracht. Bei dieser Aktion wurde der Landwirt von seinem Bruder getötet. Als Grund nannte der bei der Verhandlung vor dem Schwurgericht Bayreuth (wir berichteten) den Streit um die entführte Frau. Für diese Tat und die weitere Versklavung der Ukrainerin wurde er mit 15 Jahren Gefängnis wegen Totschlags, Vergewaltigung und Freiheitsentzugs bestraft.
     
    Alena S. wurde nach ihrer Befreiung durch die Polizei im Februar 1998 als wichtige Zeugin des Verfahrens ein vorläufiges Bleiberecht eingeräumt, das allerdings bis zur Beendigung des Prozesses befristet war. Am Dienstag erhielt sie ein Schreiben, in dem ihr die Abschiebung zunächst nach Tschechien angekündigt wurde.
     
    Berta Ebersburger zeigte sich gegenüber unserer Zeitung empört über diesen Schritt: »Länger als ein Jahr durfte die Frau in der Bundesrepublik bleiben, nur weil man sie als Zeugin gebraucht hat.« Die Abgeordnete erinnerte daran, dass Alena S. nicht nur gegen ihren Peiniger hier in Deutschland ausgesagt habe, sie sei auch in Tschechien als Zeugin gegen eine kriminelle Vereinigung aufgetreten, der Menschenhandel in besonders schweren Fällen vorgeworfen wurde. »Nicht zuletzt mit ihrer Hilfe ist es gelungen, die Mitglieder dieser Bande in Tschechien zu zum Teil hohen Gefängnisstrafen zu verurteilen«, betonte die Abgeordnete, »wenn man diese Frau jetzt nach Tschechien abschiebt, muss sie dort ernstlich um ihr Leben fürchten.« Sie appellierte an die Behörde, die Entscheidung aus humanitären Gründen zurückzunehmen. Sei das nicht der Fall, werde sie das in ihren Möglichkeiten Stehende unternehmen, um »eine menschenwürdige Lösung zu erreichen«, schließlich drohe der jungen Frau letztendlich die Abschiebung in ihre Heimat. »Und was dort auf sie wartet, möchte ich mir gar nicht erst vorstellen.«
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