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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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Fehlende Schmauchspuren an seinen Händen sowie der Verlauf des Schusskanals schlössen Selbstmord aus, da lasse die Gerichtsmedizin überhaupt keinen Zweifel. Außerdem sei ja am Tatort keine Waffe zu finden gewesen. Sehr wahrscheinlich sei eine Jagdwaffe, Kaliber 7x64, verwendet worden. Nürnberger habe zusammen mit seinem um drei Jahre älteren Bruder Hans-Jürgen, auf den auch der Audi zugelassen sei, und seiner Mutter einen Bauernhof bewirtschaftet. Der Hof, verkommen und total rückständig, sei technisch auf einem Stand, »wie er vielleicht in den Sechzigerjahren noch allgemein verbreitet war. Das muss schon eine sehr komische Gesellschaft gewesen sein, die dort zusammengewohnt hat. Die Mutter, eine Giftspritze der besonderen Art, hat ganz schön rumgekeift. Kein bisschen Trauer um ihren toten Sohn! Er war für sie ein arbeitsscheuer Lump, der gemeinsames Geld geklaut und zu den Huren getragen hat.«
    »Und der Bruder, kommt der als Täter in Frage?«, unterbrach ihn Brückner.
    Schuster schüttelte den Kopf: »Da gibt es ein klares Alibi durch die Mutter: Er war ab halb sieben mit Melken und anschließend mit Ausmisten beschäftigt. Außerdem will der Lkw-Fahrer, der gegen acht die Milch abgeholt hat, deutlich gehört haben, dass die Mutter ihrem Sohn, der im Stall zugange war, irgendwelche Anweisungen erteilt hat.«
    »Kein Geländewagen?«, fragte Kral.
    »Nichts gesehen, auch nichts in der Art auf die Familie zugelassen. Übrigens«, fuhr Schuster fort, »die entsprechenden Reifenspuren, die wir bei Mühlbach gefunden haben, könnten von einem ›Pajero‹ stammen. Zumindest hat dessen Hersteller einen großen Teil der Marke mit diesem Reifentyp ausgestattet.« Wie so oft verband sich bei Kral mit lautem Lachen ein kleiner Hustenanfall. Seine Tischgenossen schauten verwundert.
    »Ich bitte die Herren, meine Heiterkeit zu entschuldigen«, begann Kral, als er sich wieder gefasst hatte, »›Patschero‹, klingt so schön spanisch, richtig ausgesprochen müsste es aber ›Pachero‹ heißen.«
    »Danke für die hoffentlich kostenlose Belehrung, Herr Lehrer!«, konterte Schuster säuerlich.
    Kral grinste: »Nichts zu danken! Aber ich bin noch nicht bei der Pointe angekommen: ›Pachero‹ bedeutet im Spanischen ›Wichser‹. Die japanischen Verkaufsstrategen haben sich damals gewundert, dass das Auto im spanischen Sprachraum kaum verkäuflich war. Und flugs haben sie es dort in ›Montero‹ umgetauft.«
    Die Aufklärung wurde von den Zuhörern schulterzuckend zur Kenntnis genommen. Nichts, worüber es etwas zu lachen gab! Und Kral beschloss, sich in Zukunft mit seiner oberlehrerhaften Besserwisserei zurückzuhalten.
    Schuster fuhr fort: »Bleibt der Verdacht, dass der oder die Täter aus Tschechien kommen und dem Milieu zuzuordnen sind. Ein entsprechendes Amtshilfeersuchen ist über das GPZ nach Eger gegangen.«
    »Hat mich leider nicht mehr erreicht«, kommentierte Brückner, »und meine Ergebnisse kennt ihr ja. Nebenbei: Ich habe mich in Asch im ›Blue Moon‹ umgehört, das ist der Club in der Sokolovska oberhalb vom Rathaus. Der Besitzer ist ein Russe und er scheint zu den einflussreichsten Gestalten der Szene zu gehören. Gesprochen habe ich mit einer gewissen Svetlana. Das ist die, mit der ich angeblich gebumst haben soll. Sie scheint irgendetwas gewusst zu haben, ist dann aber urplötzlich verschwunden.«
    Schusters Frage: »Tja, wie geht’s weiter?« war eher rhetorischer Natur. Stattdessen entwickelte er zögerlich so etwas wie einen Plan: »Man müsste sich in dem ›Blue Dingsda‹ …«
    »›Blue Moon‹«, korrigierte Brückner.
    »… o.k., also dort und vielleicht auch in ein paar anderen Puffs umhören, ob jemand weiß, wo sich diese Alena Smirnov aus dem Selber Frauenhaus aufhält. Ich gehe nämlich davon aus, dass sie wieder nach Tschechien zurückgebracht worden ist.«
    »Und was hat die dann in dem Auto von Nürnberger gemacht?«, wollte Kral wissen.
    »Schwer zu erklären«, meinte Schuster, »ich vermute, dass der den Befreier gespielt und sie ins Frauenhaus gebracht hat. Wie die an dem Morgen in sein Auto gekommen ist, keine Ahnung!«
    »O.k.«, Brückner nickte, »aber Sie gehen davon aus, dass sie jetzt bei uns ist. Das glaube ich eher nicht, denn die Burschen aus dem Milieu verwenden mit Sicherheit keine Jagdgewehre. Außerdem wissen Sie genau, dass ich da nicht weiter ermitteln kann. Und Ihre Bitte um Amtshilfe, das kann dauern, wenn da überhaupt etwas gemacht wird! Wenn Sie
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