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Wildes Erwachen

Wildes Erwachen

Titel: Wildes Erwachen
Autoren: Rainer Koenig , Birgit Koenig
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mich fragen, bleibt eigentlich nur die deutsche Seite. Man muss sich ja nur mal umhören, haben Sie selbst gesagt.«
    Verdecktes Ermitteln im Nachbarland! Der korrekte deutsche Beamte machte dann auch entsprechend erregt deutlich, dass er das für eine unerhörte Zumutung hielt.
    Brückner konterte kühl: »Was regen Sie sich so auf? Wer sagt denn, dass Sie das machen sollen?«
    Erleichtertes Durchatmen bei Schuster. Sein Blick auf Kral machte dem dann deutlich, dass nun genau die Frage gestellt werden würde, die er schon seit einiger Zeit erwartet hatte: Er musste sich entscheiden, ob er sich an der vielleicht nicht ganz ungefährlichen Aktion beteiligen wollte.
    Er musste an einen »Spiegel«-Artikel denken, den er vor einiger Zeit gelesen hatte. Das rationale Abwägen, das menschlichen Entscheidungen vorangeht, hatte es geheißen, sei eindeutig eine Selbsttäuschung, denn schon lange vor der Pro-Kontra-Bilanz gebe es bereits eine Entscheidung, die weitgehend vom Unterbewusstsein gesteuert sei.
    Irgendetwas musste an dieser These dran sein, denn noch während er die Argumente gegen eine Beteiligung sichtete, war da eine Stimme, die ihm befahl: Du machst das jetzt, basta!
    Howgh! Der Bauch hatte gesprochen!
    Aber das mussten die beiden Polizisten ja nicht unbedingt wissen. Sie würden sich die allergrößte Mühe geben müssen, um ihn zu überzeugen. Und das taten sie dann auch. Mit immer neuen Argumenten versuchten sie, ihn für die Mission zu gewinnen. Als er fand, sie hätten sich tapfer genug geschlagen, leitete er den Rückzug ein, indem er die Bedingung ins Spiel brachte, dass er nur einmal, allerhöchstens zweimal in Asch recherchieren würde.
    Mit einer weiteren Runde Schnaps, gegen die sich Schuster nun nicht mehr wehrte, fanden die Verhandlungen ihren Abschluss. Gegen halb neun, als die Frau des Kommissars in dem Wirtshaus aufkreuzte, hatten die drei eine ansehnliche Zeche zusammen, obwohl sie keine einzige Krone in Essbares investiert hatten.
    Spätestens beim Gang zum Wagen, Brückner sollte bis nach Asch mitgenommen werden, merkte Frau Schuster, dass die Herren etwas über den Durst getrunken hatten. Bei der fälligen Kritik an ihrem Mann bekamen auch die Begleiter ihr Fett weg: »Dirts Manna, mit enk is a G’freck! Du woist doch, dass’d nix verdräggst!«

3
     
    Nur mit einem Slip und den ausgetretenen Filzpantoffeln bekleidet stand sie am Waschbecken und putzte sich die Zähne. Das kaum hörbare Knarren einer Diele lenkte ihren Blick über den Spiegel auf die Zimmertüre, die sich langsam öffnete. Eine Weile stand er in der Tür, kam dann vorsichtig näher und betrachtete sie. Sie tat so, als habe sie ihn nicht bemerkt, und verlängerte die Prozedur zu einer ganz und gar unüblichen Intensivreinigung ihrer Zähne.
    Was wollte der Kerl, der sie einmal seine Prinzessin genannt hatte und sie jetzt behandelte wie den letzten Dreck? Es war gerade mal halb acht. Die ersten Freier würden frühestens in einer Stunde auftauchen.
    Der heftig geführte Schlag mit der flachen Hand auf ihre rechte Pobacke ließ sie zusammenzucken und laut aufschreien. Dabei verschluckte sie sich am Zahnputzschaum und begann zu husten. Sie wollte zum Handtuch greifen, um ihre Blöße zu bedecken, aber Igor, der gerne »Dschingis Khan« genannt werden wollte, hatte schon mit beiden Händen ihre Schultern umfasst und zerrte sie vom Spiegel weg.
    »Schau dich genau an!«, befahl er eindringlich und drehte sie mit festem Griff um 180 Grad.
    »Aua, du tust mir weh!«, wimmerte sie, wohl wissend, dass ihn Gegenwehr oder lauter Protest nur noch aggressiver machen würden.
    »Halt die Fresse und dreh dein Gesicht nach hinten, damit du den Arsch eines Ackergauls betrachten kannst! Deine schwabbeligen Kuheuter wirst du ja wohl nicht übersehen haben.«
    Als er sie losließ, zog sie hastig ihren Bademantel über, um sich dann auf das Bett zu setzen.
    »Aber du weißt doch, dass es auch Freier gibt, die es mollig wollen!«, flötete sie versöhnlich.
    Igor war nicht bereit, dem Argument zu folgen und konterte wütend: »Die paar alten Knacker, die auf dich abfahren, bringen nichts für den Umsatz, die trinken gerade mal ein Bier, weinen sich an deinen Titten aus und weg sind sie wieder. Die meisten Kunden wollen es jung und knackig und die lassen hier die Kohle. Das weißt du genau, du Schlampe!«
    Der Russe, dessen Barttracht ganz auf sein Vorbild abgestimmt war, sah sich im Zimmer um.
    Das war vielleicht die Chance, das Zeug
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