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Wilder als Hass, süsser als Liebe

Wilder als Hass, süsser als Liebe

Titel: Wilder als Hass, süsser als Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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bekommen. »Vielleicht hättest du in jedem Fall eine Fehlgeburt gehabt… viele Schwangerschaften enden in den ersten zwei oder drei Monaten. Und wenn irgend etwas nicht in Ordnung war, hat das möglicherweise deinen Seelenzustand auch beeinflußt. Das ist der Frau von einem Freund passiert. Sie ist auch davongelaufen, aber ohne deinen Hang zum Abenteuer hat sie es bloß bis zum Haus ihrer Mutter geschafft.
    Dort hat sie dann ihr Baby verloren. Später hat sie ohne Probleme zwei Kinder bekommen.«
    Ein langes Schweigen legte sich über sie, bis Juliet wieder sprach.
    »Wenn es auch bei mir der Fall war, dann würde es vieles erklären, aber nichts kann mich wirklich von meiner Verantwortung lossprechen. Ich habe jede Variation von Fehlentscheidungen gezeigt.«
    »Wenn man sich nicht mit achtzehn falsch entscheiden darf, wann dann?« Er öffnete ihre Hand und zeichnete die Linien in ihrer Innenfläche nach. »Es richtig zu machen, ist ja wunderschön, aber es sind die Fehler, durch die wir erwachsen werden. Sicher, du hast welche begangen, aber
    du hast dich bereits selbst hart dafür bestraft. Findest du nicht, du hast jetzt genug gelitten?«
    »Aber du hast dadurch genauso leiden müssen«, erwiderte Juliet voller Kummer. »Wie kann ich das je gutmachen?«
    Er lächelte ein wenig. »Das ist leicht: Sei meine Frau, anstatt mich den Rest meines Lebens zu Einsamkeit zu verdammen.«
    Juliet strömte bei diesem Gedanken das Herz über. Trotzdem wandte sie mit einem Hauch von Verzweiflung ein: »Ich verstehe aber einfach nicht, wie du mich noch wollen kannst.«
    Einen Moment fragte er sich verdutzt, was er bloß noch tun konnte, denn er war der Meinung, er hatte eben klar und deutlich ausgedrückt, daß er sie liebte und wollte. Dann dachte er an die Geschichtenerzähler, denen er im Orient immer wieder gelauscht hatte, und die wußten, wie man die Macht der Worte verstärken konnte. Es war einen Versuch wert. »Laß mich dir ein Märchen erzählen.«
    Sie sah ihn verwirrt an, doch nach einem kurzen Widerstand ließ sie sich zu ihm auf die weichen Kissen sinken. Leise begann er:
    »Vor langer, sehr langer Zeit lebte in einem fernen, grünen Land ein junger Mann, der ROSS genannt wurde. Obwohl er verläßlich, seriös, intelligent und ehrbar war, schien er doch nicht besonders aufregend.« ROSS überlegte einen Augenblick. »Wahrscheinlich machten ihn all diese langweiligen Tugenden zu einer Person, die ein bißchen schwer von Begriff war.«
    Juliet öffnete den Mund zum Protest, aber er ließ keinen Einwand zu. »Ruhe. Das ist mein Märchen, und ich werde es auf meine Art erzählen.«
    Flüssig fuhr er fort: »Der Kerl träumte versponnen von Reisen in ferne Länder und von Abenteuern, aber so nüchtern wie er war -
    eher ein Beobachter als ein Aktiver -
    hätte er wahrscheinlich niemals gewagt, seine Träume zu erfüllen.« Er machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen. Jede Einzelheit war wichtig, um den Zusammenhang zu verstehen.
    »Erzähl weiter«, forderte Juliet schließlich.
    »Er war kein Prinz, nicht mal ein Lord, höchstens durch einen ererbten Titel, doch eines Tages traf er eine Prinzessin namens Juliet. Nicht nur, daß sie das schönste Mädchen der Welt war, nein, sie hatte bereits in diesen fernen Ländern gelebt und wirkliche Abenteuer bestanden und nicht nur davon geträumt.
    Wenn er mit ihr zusammen war, schien alles möglich, die Sonne strahlte heller, und sie brachte ihn zum Lachen. Mit ihr konnte er endlich am Leben teilnehmen und war nicht mehr bloß ein Beobachter, denn sie brachte die leidenschaftliche Seite seiner Natur hervor, von der er nicht einmal geahnt hatte, daß er sie be-saß. Es war nicht nur eine körperliche Leidenschaft, sondern auch eine geistige.« .
    ROSS hob ihre Hand und küßte ihre Innenfläche. »Er hatte gar nicht gewußt, was ihm entging, bis er sie traf. Da er kein Narr, aber wahnsinnig verliebt war, bedrängte unser Held diese sehr junge Prinzessin, ihn zu heiraten, bevor sie es sich noch einmal überlegte. Zuerst war er davon überzeugt, daß sie, wie im Märchen, bis an ihr Lebensende glücklich sein würden.« Er seufzte unterdrückt. »Aber jede interessante Geschichte braucht eine Verwicklung, und die kam, als ein schrecklicher Drache von Ungewisser Herkunft die Prinzessin davonschleppte. Oder vielleicht lief sie auch freiwillig mit dem Drachen davon .. • dieser Teil des Märchens ist ein wenig unklar, aber nicht wirklich bedeutend. Was allein
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