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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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seriös, intelligent und ehrbar war, schien er doch nicht besonders aufregend.« Ross überlegte einen Augenblick. »Wahrscheinlich machten ihn all diese langweiligen Tugenden zu einer Person, die ein bißchen schwer von Begriff war.«
    Juliet öffnete den Mund zum Protest, aber er ließ keinen Einwand zu. »Ruhe. Das ist mein Märchen, und ich werde es auf meine Art erzählen.«
    Flüssig fuhr er fort: »Der Kerl träumte versponnen von Reisen in  ferne Länder und von Abenteuern, aber so nüchtern wie er war -  eher ein Beobachter als ein Aktiver -  hätte er wahrscheinlich niemals gewagt, seine Träume zu  erfüllen.« Er machte eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu  lassen. Jede Einzelheit war wichtig, um den Zusammenhang zu  verstehen.
    »Erzähl weiter«, forderte Juliet schließlich.
    »Er war kein Prinz, nicht mal ein Lord, höchstens durch einen ererbten Titel, doch eines Tages traf er eine Prinzessin namens Juliet. Nicht nur, daß sie das schönste Mädchen der Welt war, nein, sie hatte bereits in diesen fernen Ländern gelebt und wirkliche Abenteuer bestanden und nicht nur davon geträumt. Wenn er mit ihr zusammen war, schien alles möglich, die Sonne  strahlte heller, und sie brachte ihn zum Lachen. Mit ihr konnte er endlich am Leben teilnehmen und war nicht mehr bloß ein Beobachter, denn sie brachte die leidenschaftliche Seite seiner Natur hervor, von der er nicht einmal geahnt hatte, daß er sie besaß. Es war nicht nur eine körperliche Leidenschaft, sondern auch eine geistige.« .
    Ross hob ihre Hand und küßte ihre Innenfläche. »Er hatte gar nicht gewußt, was ihm entging, bis er sie traf. Da er kein Narr, aber wahnsinnig verliebt war, bedrängte unser Held diese sehr junge Prinzessin, ihn zu heiraten, bevor sie es sich noch einmal überlegte. Zuerst war er davon überzeugt, daß sie, wie im Märchen, bis an ihr Lebensende glücklich sein würden.« Er seufzte unterdrückt. »Aber jede interessante Geschichte braucht eine Verwicklung, und die kam, als ein schrecklicher Drache von Ungewisser Herkunft die Prinzessin davonschleppte. Oder vielleicht lief sie auch freiwillig mit dem Drachen davon ..  dieser Teil des Märchens ist ein wenig unklar, aber nicht wirklich bedeutend. Was allein zählte, war, daß das Lachen erstarb und die Sonne unterging, als die Prinzessin verschwand.«
    Ross spürte, wie Juliet vor ihm zurückzuckte, aber er legte ihr einen Arm um die Schulter und hielt sie fest. »Keine Angst, die Geschichte ist ja noch nicht vorbei. In den nächsten zwölf Jahren vollbrachte unser Held anständige Heldentaten, wie es sich gehörte. Er reiste in exotische Länder, bestand aufregende Abenteuer, sah wunderschöne Landschaften und lernte faszinierende Menschen kennen. Manchmal ging er nach Hause und schrieb Bücher und hielt Vorlesungen und hörte immer wieder, was für ein toller, tapferer Kerl er war. Manchmal, aber nicht sehr oft, traf er eine Frau, die er mochte, aber niemals eine, die ihn dazu brachte, seine Prinzessin zu vergessen. Es war ein recht schönes Leben, denn er erfüllte viele seiner Träume, und irgendwie, ganz nebenbei, wurde er auch ein bißchen interessanter. Doch niemals konnte er sich seinen tiefsten, innigsten Traum erfüllen. Und der war, seine verlorene Prinzessin wiederzufinden.«
    Eine Träne löste sich von Juliets Wimpern und fiel auf seine Hand. Eindringlich sprach er weiter:
    »Dann, kurz bevor die Zeit der Reisen vorüber sein sollte, da ging  er auf eine letzte Mission. Und da fand er seine Juliet wieder und erkannte, daß sie nicht nur die schönste Frau der Welt war, sondern auch die tapferste. Manchmal wollte er sie zwar am liebsten übers Knie legen und ihr entzückendes Hinterteil vertrimmen, aber noch viel öfter wollte er mit ihr schlafen, und als er es endlich tat, begriff er, daß er sie noch genauso liebte wie damals.«
    Ross drehte sich auf dem Diwan zu ihr. Ihr Körper war nicht mehr so steif, und als er sie nun zu sich zog, glitt ihr Arm um seine Taille, und sie lehnte den Kopf an seine Schulter.
    Sanft fuhr er fort: »Seine Prinzessin dachte, sie hätte ihn verraten, aber er wußte, er konnte ihr sein Leben anvertrauen, und das tat er. Gemeinsam schafften sie das Unmögliche. Ja, sie rettete ihm sogar das Leben, in dem  sie ein häßliches Monster umbrachte, was zwar nicht gerade damenhaft, aber höchst nützlich war.«
    Er strich ihr über das seidige, glänzende Haar und ließ es durch seine Finger gleiten. »Als die Mission
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