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Wilder als der Hass, süsser als die Liebe

Titel: Wilder als der Hass, süsser als die Liebe
Autoren: Mary Jo Putney
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wäre aus! Ich war überzeugt, daß es uns beide vernichten würde, wenn ich bei dir bliebe. Daß ich eine Frau werden würde, wie ich sie verabscheute und wie du sie nicht lieben kannst, und daß nur das Pflichtgefühl dich noch an mich binden würde. Dennoch konnte ich nicht über meine Schwangerschaft sprechen - schließlich soll es ein freudiges Ereignis sein, und ich war sicher, daß niemand mich verstehen würde, daß etwas ganz fürchterlich falsch mit meinen Gefühlen war.« Gewaltsam drängte sie die Tränen zurück, die in ihren Augen brannten. »Ich fühlte mich gefangen, eingesperrt in einer ausweglosen Situation. Als du ein paar Tage fort warst, um deinen kranken Paten zu besuchen, stellte ich fest, daß ich waghalsige Ritte unternahm, weil ich insgeheim hoffte, ein Unfall würde mein Problem lösen. Und da begriff ich, daß ich fortgehen mußte, bevor etwas Entsetzliches geschehen würde . . . und bevor meine Schwangerschaft so weit fortgeschritten war, daß es auffallen würde. Ich riß aus reinem Impuls aus und nahm ein Schiff nach Malta, wo meine Familie einmal war und ich mich deshalb in etwa auskannte.«
    Ihr Kopf hämmerte dumpf, und sie hob eine Hand an die Schläfe. Sie wußte, daß der Schmerz daher rührte, daß sie nun zum  schlimmsten Teil kam.
    »Als ich Malta erreicht hatte, ahnte ich bereits, daß ich einen schlimmen Fehler begangen hatte, doch ich dachte auch, daß ich die Brücken hinter mir so gründlich eingerissen hatte, daß ich niemals würde zurückkehren können. Ich wußte, daß du das Baby vielleicht aus Gründen der Erbfolge hättest haben wollen, vielleicht auch, weil du dich dafür verantwortlich fühltest, aber vor allem glaubte ich, du könntest niemals einer Frau verzeihen, die dich öffentlich gedemütigt hatte.«
    Kurz schloß sie bei der Erinnerung die Augen. »Wenn ich gewußt hätte, daß du mir nachkommen würdest ~ wenn du nur ein paar Stunden früher angekommen wärest . . . alles wäre anders geworden«, brach es in wilder Verzweiflung aus ihr hervor. »Aber die >Wenns< sind nicht das Pulver wert, das es brauchen würde, um sie zur Hölle zu schicken.«
    Zitternd atmete sie tief ein. »Ich verstehe selbst noch immer nicht, warum ich tat, was ich tat. Auf keinen Fall habe ich irgendwann bewußt die Wahl getroffen, dich zu betrügen. Aber ich war erst achtzehn, dumm und schrecklich einsam. Der Comte dAuxerre war amüsant und charmant, und er sah ein bißchen wie du aus.« Sie schluckte mühsam. »Ich dachte, er könnte mir wenigstens für eine Nacht die Einsamkeit ein wenig mildern. Und als er dann fragte, ob er mit in mein Zimmer kommen durfte, da ... da ließ ich ihn.«
    Mit einem Tonfall, der wie Glassplitter schnitt, unterbrach Ross sie: »Um Himmels willen, Juliet, erzähl mir nichts mehr davon.« »Bitte hör es dir an«, flehte sie. »Du mußt es wissen, um das, was später kommt, zu begreifen.« Ihre Miene verzog sich in tiefer Reue. »Es ist schwer zu glauben, wie naiv ich war. Mädchen werden stets gewarnt, niemals mit einem Mann allein zu bleiben, weil die männliche Berührung angeblich hilflose Wollust in einem erregt, und mehr oder weniger glaubte ich daran, denn wenn du mich angefaßt hast, habe ich immer meine Selbstbeherrschung und alle Vernunft verloren. Oh, ich wußte schon damals, daß es nicht dasselbe mit einem anderen Mann sein würde, aber ich hoffte wirklich, ich könnte für ein paar Stunden mein Elend vergessen.«
    Ihre rastlose Wanderung hatte sie bis an die Wand gebracht, und  nun stand sie da und starrte blind auf den groben Putz. »Ich habe mich furchtbar geirrt! Ich bemerkte schnell, daß ich wieder einen schrecklichen Fehler begangen hatte, aber . . . aber ich konnte doch keinen Rückzug mehr antreten - nicht nachdem ich einmal ja gesagt hatte. Ich verfluchte jeden Augenblick dieser Nacht. Ich fühlte mich wie eine Hure, und ich haßte diesen Mann. Aber noch mehr haßte ich mich selbst. Ich schämte mich zu sehr, um zuzugeben, wie ich empfand, also tat ich so, als wäre alles in Ordnung und sah zu, daß er so schnell wie möglich wieder verschwand.«
    Juliet wandte sich zu Ross um. Grenzenlose, unendliche Qual schimmerte in ihren Augen. »Und das war das einzige Mal, daß ich Ehebruch begangen habe, Ross. Ich verabscheute so sehr, was ich getan hatte, daß ich die Berührung eines anderen Mannes nicht mehr ertragen hätte. Die Gerüchte, die bis England durchdrangen, waren nichts weiter als . . . Gerüchte! Ich schätze, sie
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