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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr
Autoren: Christopher Ross
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die ganze Nacht zu Country & Western Music oder diesem neuen Rock ’n’ Roll zu tanzen. Die Cowboys würden genug andere Mädchen finden, die mit ihnen zu den Klängen aus der Jukebox rockten. Sie brauchte etwas Zeit für sich allein, einen einsamen Ritt unter dem Sternenhimmel. Seitdem ihre Eltern geschieden waren und sie allein wohnte, zweifelte sie manchmal an sich. Nach einem Ritt durch die Wildnis ging es ihr meist besser.
    Nachdem Walter Corbett aus dem Koreakrieg heimgekehrt war, hatte er nicht mehr in seinem alten Beruf als Automechaniker arbeiten können und die ganzeWelt dafür verantwortlich gemacht. Die Armee, die Regierung, einfach alle. Einen Job als Türsteher hatte er schon nach drei Tagen wieder geschmissen. Es war immer öfter zum Streit gekommen, und einmal, während einer heftigen Auseinandersetzung in der Küche, hatte er ihre Mutter sogar geschlagen. Peggy war weinend aus dem Haus gerannt und erst zwei Tage später wieder zurückgekehrt. »Es geht nicht mehr, es geht einfach nicht mehr«, waren die letzten Worte ihrer Mutter gewesen, bevor sie das Haus verlassen hatte.
    Sie fuhr auf dem Highway 40 nach Osten. Die Sonne neigte sich bereits den Bergen im Westen zu und überzog die zerklüfteten Hügel zu beiden Seiten der Straße mit sanftem Licht. Die Felsen warfen lange Schatten. Es gab hier kaum noch Bäume, nur Greasewood und verfilzte Salbeisträucher, die sich als dunkle Flecken von dem steinigen Boden abhoben. Außer ihr war kaum jemand unterwegs. Einem Station Wagon, einem Greyhound-Bus und einem Lastwagen, mehr Fahrzeugen begegnete sie nicht. Durch die Fenster, die sie immer noch geöffnet hatte, wehte der heiße Wüstenwind in den Wagen.
    Nach einer weiten Kurve parkte sie in einer sandigen Ausbuchtung und stieg aus. Auch am späten Nachmittag glühte die Luft noch vor Hitze. Einige Insekten summten über ihrem Pick-up-Truck. Aus dem Anhänger meldete sich Dusty mit unruhigen Huftritten und leichtem Schnauben. »Wie wär’s mit einem kleinenAusritt, Dusty?«, rief sie. »Du hast doch sicher nichts dagegen.«
    Sie setzte ihren Stetson auf und ließ Dusty aus dem Wagen. Er tänzelte erwartungsvoll und schnaubte zufrieden, als sie den Sattel von der Ladefläche nahm und auf seinen Rücken wuchtete. Sie zog den Gurt fest und schwang sich hinauf. Im lockeren Trab folgte sie der Schotterstraße, die vom Highway in ein Labyrinth aus schroffen Canyons und Felstälern führte.
    Erst nach einer Weile wurde sie auf die tiefen Reifenspuren aufmerksam, die sich über die Schotterstraße zogen. Breite Abdrücke, wahrscheinlich von einem Lastwagen. Sie konnten nicht älter als zwei, drei Stunden sein. Was hatte ein Truck in dieser verlassenen Gegend zu suchen? Die Armee, nahm sie an, die trieb sich gern in Nevada herum, oder ein Rancher, der Bauholz zu seinem Haus transportierte. Aber es gab in dieser Gegend weder ein Sperrgebiet, noch hatte sie den Wegweiser zu einer Ranch gesehen.
    Sie bekämpfte ihre innere Unruhe und verließ die Schotterstraße. Querfeldein hielt sie auf die felsigen Berge zu. Warum sollte sie wegen Reifenspuren auf einer abgelegenen Straße nervös werden? Sie setzte sich im Sattel zurecht, als könnte sie auf diese Weise ihre Gedanken abschütteln, und trieb Dusty in einen leichten Galopp. Ihr Wallach freute sich über die schnellere Gangart, wirkte befreit und gab ihr durch ein Schnauben zu verstehen, dass sie das ruhig öfter machenkönnten. Auch sie genoss den Ritt, den frischen Wind, der ihr ins Gesicht blies, und den würzigen Duft des Salbeis, der abseits der Straße noch intensiver war. Die Felsen leuchteten in allen Farben und wirkten im Licht der tief stehenden Sonne noch unwirklicher, wie in einem der Science-Fiction-Filme, die seit einiger Zeit in den Kinos liefen.
    Über einen schmalen Pfad ritt sie in einen der Canyons, eine lang gezogene Schlucht mit steilen Felswänden, die kaum noch Sonnenlicht einließen. Einige Antilopen rannten erschrocken davon, als sie den Hufschlag hörten. In dem engen Canyon hallte der Hufschlag als vielfaches Echo nach, und selbst das Knarren des Zaumzeugs und das Klappern der Metallteile kamen ihr in dieser Abgeschiedenheit unnatürlich laut vor. Sie folgte dem ausgetrockneten Bachbett durch die Schlucht und erreichte den Ausgang und eine buckelige Hügellandschaft, die in der Nachmittagssonne zu brennen schien.
    Ein seltsames Geräusch ließ sie in die Zügel greifen. Dusty wurde langsamer und schüttelte unwirsch den Kopf, als ein
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