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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr
Autoren: Christopher Ross
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noch keine dieses Jahr.« In ihrer Stimme schwang eine gehörige Portion Arroganz mit. Ihr Pferd hatten ihre Eltern von einem Züchter in Kentucky gekauft, eine Prachtstute, die arabisches Blut in den Adern haben musste, so elegant bewegte sie sich. Obwohl Dixie schon als Kind geritten war, hatte die Familie im vorletzten Winter einen der besten Rodeoreiter des Landes als Trainer verpflichtet, um sie noch schneller zu machen.
    »Du kannst nicht immer gewinnen«, sagte Peggy.
    Dixie lächelte spöttisch. »Bis jetzt schon. Aber mach dir nichts draus, nicht mal in Texas gibt’s eine, die schneller ist als ich. Sogar die Männer, die gegen mich angetreten sind, waren langsamer.« Sie lächelte und zeigte ihre perlweißen Zähne. »Wir sehen uns später, Peggy.«
    Peggy blickte ihr nach und bewunderte ihre lässige und zugleich sehr vornehme Art, im Sattel zusitzen. An ihr war nichts Derbes oder Burschikoses. Wie eine Prinzessin ritt sie dahin, den Rücken gerade, das Kinn stolz erhoben, ein herablassendes Lächeln in den dunklen Augen. Ihre rot-weiße, mit silbernen Pailletten besetzte Bluse und der weiße Gürtel mit bunten Strasssteinen funkelten im Sonnenlicht. Die Blicke aller Männer folgten ihr.
    »Blöde Angeberin«, flüsterte Peggy ihrem Wallach zu. »Was meinst du, was die für Augen machen würde, wenn wir sie wirklich mal schlagen?« Sie stieg in den Sattel und folgte der Texanerin. Ihr war klar, dass sie lange keinen so imposanten Eindruck machte wie ihre Rivalin, dazu war ihr Wallach nicht edel genug und der Sattel viel zu schäbig. Auch ihre weiße Bluse mit den blauen Fransen und ihr einfacher Stetson verblassten gegenüber der edlen Kleidung der Texanerin. Von dem silbernen Stern an Dixies Bluse, den sie von den Texas Rangers geschenkt bekommen hatte, ganz zu schweigen.
    Immerhin jubelten die Zuschauer auch Peggy begeistert zu, als sie zur Siegerehrung in die Arena ritt. Eigentlich konnte sie mit ihren dunklen Haaren, die sie wie immer während des Reitens zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, und ihren leuchtenden blauen Augen jeder Rodeo-Queen das Wasser reichen.

    Mit ihrer Urkunde und dem Scheck ritt sie eine Ehrenrunde, natürlich hinter Dixie, aber vor derDrittplatzierten, einem Mädchen aus Wyoming. Obwohl sie wusste, dass der meiste Beifall der Gewinnerin gehörte und die Augen aller Männer auf Dixie gerichtet waren, genoss sie den Jubel. Irgendwann würde sie als Erste durch die Arena reiten, den großen goldenen Pokal in beiden Händen. Sie träumte noch immer davon, eines Tages genug Preisgeld zu gewinnen, um davon leben zu können und die Reiterei zu ihrem Beruf zu machen.
    Sie nahm den Stetson ab und winkte dem Publikum ein letztes Mal zu, dann ritt sie zu ihrem angerosteten Pick-up und dem Pferdeanhänger zurück, die hinter der Absperrung am Koppelzaun standen. Anders als Dixie, die ihre Stute von einem Angestellten abreiben ließ und gleich in ihrem vornehmen Wohnwagen verschwand, kümmerte Peggy sich selbst um ihr Pferd. Sie nahm ihm den Sattel ab, wuchtete ihn auf den Koppelzaun und griff dankbar nach dem Wasserschlauch, den ihr eines der anderen Mädchen reichte. Sie nahm einen kräftigen Schluck von dem kühlen Nass, bevor sie Dusty abspritzte.
    Nachdem sie den Wallach abgerieben hatte, führte sie ihn in den Anhänger und schloss die Klappe. Sie verabschiedete sich von den anderen Mädchen, winkte einem Cowboy zu, der Pretty, pretty Peggy Sue vor sich hin pfiff, als sie an ihm vorbeiging, und stieg in den Wagen. Sie musste lachen, als sie den Motor anließ. Wenn ihre Eltern gewusst hätten, dass Buddy Holly einmal diesen Song schreiben würde, hätten sie sich bestimmt einenanderen Namen ausgedacht. Seit der Song im Radio lief, stimmte ihn fast jeder an, der sie kannte. Wenn die wüssten, dass mein zweiter Name tatsächlich Susan ist, dachte sie. Aber das blieb ihr Geheimnis.
    Der 53er Pick-up, den sie vor einem Jahr von einem Farmer gekauft hatte, zitterte in allen Fugen, als sie mit dem Pferdeanhänger vom Gelände fuhr. Staub drang durch die geöffneten Fenster, und die rhythmischen Klänge der Kapelle folgten ihr bis zur Hauptstraße. »Hey, Peggy, kommst du noch auf einen Drink ins Outlaw Café?«, rief ihr ein Cowboy zu, und sie antwortete: »Nein, Bill! Keine Zeit. Wir sehen uns in Virginia City auf der Fair!«
    Der wahre Grund war, dass es Tage wie heute gab, an denen sie einfach keine Lust hatte, mit den anderen Cowgirls und Cowboys zu feiern. Sie war viel zu müde, um
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