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Wilde Pferde in Gefahr

Titel: Wilde Pferde in Gefahr
Autoren: Christopher Ross
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lautes Brummen über ihren Köpfen ertönte, das Peggy an den Flying Circus erinnerte, den sie mit ihren Eltern kurz nach dem Weltkrieg besucht hatte. Und wie damals raste auch jetzt ein Flugzeug über sie hinweg, eine kleine Maschine, die so tief flog, dass Peggy befürchtete, sie würde an einem der Hügel zerschellen. Doch der Pilot verstand sein Handwerk, zogrechtzeitig nach oben und ging in eine steile Rechtskurve. Peggy blieb atemlos im Sattel sitzen und blickte dem Flugzeug nach, bis es hinter den felsigen Hügeln verschwand.
    »Schon gut«, beruhigte sie ihren Wallach, »der tut dir nichts. Der gehört bestimmt zu einem Flying Circus, der hier irgendwo in der Nähe gastiert.«
    Doch ganz überzeugte sie diese Antwort selbst nicht. Zur selben Zeit wie das Rodeo fand bestimmt keine zweite Großveranstaltung in der Umgebung von Reno statt. Und wenn doch, hätten auf den Fairgrounds einige Plakate hängen müssen. Vielleicht ein Pilot, der trainierte, oder einer dieser waghalsigen Flieger, die über die Felder flogen und Gift gegen Schädlinge versprühten. Unsinn, sagte sie sich, hier ist weit und breit kein Feld zu sehen.
    Das Brummen verstummte nicht, im Gegenteil, es wurde wieder lauter. Sie duckte sich unwillkürlich, als die Maschine erneut über den Hügeln auftauchte, sich stark zur Seite neigte und in die Senke hinter den Felsen hinabstieß.
    Und noch ein anderes Geräusch war jetzt zu hören: der Hufschlag zahlreicher Pferde. Als hätte der Pilot eine Herde wilder Mustangs aufgescheucht.
    Neugierig lenkte Peggy den Wallach auf einen der Hügel.

2
    Was sie dort sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Wie eine wütende Hornisse trieb die Maschine eine Herde wilder Pferde vor sich her. Ungefähr zwölf verängstigte Tiere, darunter auch ein Fohlen, das kaum Schritt halten konnte mit den anderen. Die Maschine flog so dicht über die Herde hinweg, dass sie die Tiere mit den Rädern zu berühren schien. Tatsächlich stolperte eines der Tiere und stürzte, kam aber gleich wieder hoch und galoppierte weiter. Obwohl Peggy mindestens eine halbe Meile entfernt war, glaubte sie die Verzweiflung und Todesangst in seinen Augen zu sehen.
    Peggy war viel zu entsetzt, um sich zu bewegen oder etwas zu tun. Mit geweiteten Augen beobachtete sie, wie der Pilot seine Maschine nach oben zog, noch einmal über die Hügel flog und erneut auf die Herde zuhielt. Es machte ihm Spaß, die Pferde zu jagen. Wie ein Cowboy trieb er sie vor sich her, nur viel schneller und erbarmungsloser. Anscheinend war es ihm egal, was mit den Pferden geschah, ob sie sich verletzten oder erschöpft zusammenbrachen.
    Als der schwarze Hengst, der die Herde anführte, nach rechts ausbrechen wollte, peitschte ein Schuss durch das Tal. Der Knall war so laut, dass er das Motorengeräusch übertönte. Die Kugel traf den Hengst indie Schulter und trieb ihn zur Herde zurück. Er war schwer verwundet und blutete, doch er galoppierte weiter. Die Wunde ließ ihn immer langsamer werden und er hielt sich nur noch mühsam auf den Beinen.
    Ihre Hände umkrampften die Zügel. Dusty spürte, dass etwas nicht stimmte, und schüttelte schnaubend den Kopf. Peggy merkte gar nicht, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen und sich mit dem feinen roten Staub auf ihrem Gesicht vermischten. Durch einen Tränenschleier nahm sie wahr, wie der Pilot abdrehte, zweimal mit den Tragflächen schaukelte, als würde er sich von irgendjemand verabschieden, und über die Hügel in der Ferne verschwand.
    Schon im nächsten Augenblick sah Peggy, wem das Schaukeln der Tragflächen gegolten hatte. Zwischen den Felsen raste ein Pick-up-Truck hervor und folgte der Herde mit röhrendem Motor. Auf der Ladefläche standen drei Männer, jeder mit einem wurfbereiten Lasso in der Hand. Sie lehnten mit dem Rücken an der Fahrerkabine und stützten sich mit den Füßen an den Seitenklappen ab, gingen bei jedem Holpern in die Knie, um die Erschütterung auszugleichen. Auf der Ladefläche lagen etliche Autoreifen und weitere Lassos.
    Peggy wischte sich die Tränen vom Gesicht und blickte genauer hin. Wenn sie sich nicht täuschte, waren die Lassos an den schweren Reifen befestigt. Aber warum? Was hatten diese Männer vor? Ohne darüber nachzudenken, in welche Gefahr sie sich begab, folgtesie ihnen. Steif im Sattel sitzend lenkte sie den Wallach ins Tal hinab. Der Schock saß ihr tief in den Gliedern. Der Schuss hallte in ihren Ohren nach, und der Anblick des blutenden Hengstes, der
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