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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht
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fragte Joe beinahe flüsternd. » Er war schwer verwundet, doch Sie haben ihn zu seinem Wagen zurückreiten sehen, nicht wahr? Und als Sie Jim Finotta angerufen haben, waren Sie mit ihm der Meinung, dass Sie rasch verschwinden sollten, um keinen Kontakt zu Tibbs zu haben und alles abstreiten zu können.«
    Barnum hustete und blickte alles im Zimmer an, nur Joe nicht.
    » Ich kann es nicht beweisen, und das wissen Sie«, fuhr Joe fort. » Genau wie ich nicht beweisen kann, dass Sie zum Viehzüchtertrust gehören – es sei denn, Sie gestehen es mir.«
    Barnum scharrte mit den Stiefeln auf dem Linoleumboden und blickte kurz zu ihm auf. Joe entdeckte, dass seine Unterlippe kaum wahrnehmbar zitterte. Dann setzte der Sheriff den Hut auf, drehte sich um und griff nach dem Türknauf.
    » Sheriff?«, sagte Joe vom Bett aus. » Ich weiß jetzt, dass Sie zu denen gehören, die wegsehen.«
    Er senkte die Stimme und setzte ruhig, aber mit bösem Unterton hinzu: » Eines Tages müssen wir uns unterhalten.«
    Barnum, der Joe bereits den Rücken zugewandt hatte, zögerte kurz und verließ dann das Zimmer.
    Stewie Woods bekam die meiste Aufmerksamkeit. Altgediente Umweltaktivisten hatten nun einen so mythischen wie edlen und militanten Märtyrer. Die Organisation Eine Welt übertraf – was das Spendenaufkommen anging – all ihre Rekorde. Ein Foto von Stewie vor der Explosion zierte Briefpapier, Umschläge, Visitenkarten, Website und Titelblatt des Magazins von Eine Welt. Er wurde als » Che Guevara der Umweltbewegung« gepriesen, und man startete eine Initiative, Savage Run in » Naturschutzgebiet Stewie Woods/Savage Run« umzubenennen. Das war verlorene Liebesmüh, gab der Gruppe aber eine neue Aufgabe. Politiker und andere, die dagegen waren, wurden als » Umweltrassisten« tituliert und zum Ziel künftiger Bosheiten ausersehen. Joe lächelte bitter, als er davon las, denn er wusste, dass Stewie sich kurz vor seinem Tod als jemand gesehen hatte, den die Organisation, die er gegründet und gefördert und für die er gelebt hatte, ausgestoßen hatte. Nun hatte Eine Welt Stewie wieder in die Arme geschlossen. Schließlich war er gut fürs Geschäft.

39
    Zu Hause stellte Joe die ramponierte Puppe der Cheyenne aufs Bücherregal. April und Lucy wollten damit spielen, und Joe erlaubte es ihnen, nachdem sie versprochen hatten, behutsam mit ihr umzugehen. Doch sie bevorzugten alsbald ihre Barbie-Puppen, denn schöne Kleider und langes Haar waren ihnen lieber als gestaltloses Leder, und Joe fand die Puppe später auf dem Fußboden und legte sie aufs Regal zurück.
    Nach einem Brathuhn, das Joe sich als Willkommensessen gewünscht hatte, spülte er mit Marybeth das Geschirr ab, während die Mädchen draußen spielten.
    Marybeth berichtete Joe, erneut habe ein Journalist angerufen und um eine Stellungnahme gebeten. Dem Reporter zufolge gehe in Kreisen der Umweltbewegung das Gerücht um, Stewies Leiche sei nicht sicher identifiziert worden. Joe erwiderte nur spöttisch, der Schaden sei so groß gewesen, dass Stewie, Finotta und das Rind kaum zu identifizieren seien; nur gut, dass der Vorfall von sieben Ordnungshütern und Marybeth beobachtet worden sei und kein medizinischer Test vorgenommen werden müsse.
    » Ich konnte dem Journalisten nicht sicher sagen, dass ich Stewies Leiche gesehen habe«, meinte Marybeth. » Da war so viel Rauch, und es regnete so viel Zeug vom Himmel, dass wir alle den Kopf eingezogen und die Augen zugemacht haben. Und als der Schreck der Explosion nachließ, habe ich nur nach dir Ausschau gehalten.«
    Das hörte Joe gern. Marybeth fragte, ob er noch immer eifersüchtig sei. Ja, ein bisschen, sagte er, setzte aber hinzu, es sei schwer, Stewie nicht zu mögen. Und er erzählte ihr, dass er ihm eins auf die Nase gegeben hatte.
    » Irgendwie gefällt es mir besser, dass niemand sicher weiß, was mit Stewie passiert ist«, sagte Marybeth. » So hätte er es gewollt. Das ist genau sein Stil.«
    Joe lächelte.
    Joe saß im letzten Abendlicht auf einem Heuballen und sah Marybeth zu, wie sie Toby in der Rundkoppel traben ließ. Sheridan saß neben ihm und las Harry Potter. Lucy und April spielten im Hof. Es war ein perfekter, ruhiger und warmer Sommerabend. Joe wünschte, er könnte ihn sich einverleiben. Stattdessen musste er sich mit einem Glas Bourbon mit Wasser begnügen.
    » Werden wir ein neues Pferd bekommen?«, fragte Sheridan, während Tobys Hufe über den weichen Boden donnerten.
    » Irgendwann schon.« Joe
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