Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
mithören zu können. Joe legte die Hand über die Sprechmuschel und lauschte. Es war eine Konferenzschaltung, an der mindestens sechs Männer teilnahmen. Die Besprechung schien von Jim Finotta geleitet zu werden. Eine der Stimmen nannte ihn » Vorsitzender«.
    » Wissen Sie, was das ist?«, flüsterte Stewie mit weit aufgerissenen Augen. » Wissen Sie, was das ist?«
    Joe warf ihm einen mahnenden Blick zu und drückte die Hand fester auf die Sprechmuschel.
    » Das«, sagte Stewie mit zusammengebissenen Zähnen, » ist eine Sondersitzung des Viehzüchtertrusts!«
    Die Diskussion war mitunter stürmisch, und die Teilnehmer fielen einander ins Wort. Die einzige Stimme, die Joe klar erkannte, war die von Jim Finotta, der sich hundertfünfzig Meter weiter im Ranchhaus aufhielt.
    Was Joe hörte, war hochinteressant, beunruhigend und empörend. Er wünschte, er hätte seinen Taschenrekorder dabei, um das Gespräch aufzunehmen, damit es später als Beweismittel in der Mordverhandlung hätte dienen können.
    Finotta: » Er liegt tot in meiner Schlafbaracke. Ich weiß nicht, was ich mit ihm machen soll. Will ihn jemand?«
    Gelächter.
    Barsche Stimme: » Was ist mit John Coble passiert? Hat er das erzählt?«
    Finotta: » Er sagte, Coble sei abgehauen, um Stewie Woods zu warnen. Charlie hat ihn bei der Hütte erwischt und erledigt. Seine Leiche ist verbrannt, als Charlie die Hütte abgefackelt hat.«
    Barsche Stimme: » Gott sei Dank.«
    Hastige Stimme: » Ich bin über Coble erstaunt. Ich hatte ihn für belastbarer gehalten.«
    Finotta: » Man weiß nie, wie die Leute unter Druck reagieren. Aber wir haben noch was zu besprechen.«
    Texanischer Akzent: » Also, Sie haben eine Leiche und wissen nicht, wohin damit. Haben Sie Schweine auf Ihrer Ranch, Jim? Die fressen fast alles.«
    Finotta: » Nein, das ist eine Rinderranch.«
    Neue Stimme: » Jim, Sie müssen uns reinen Wein einschenken, was den Jagdaufseher angeht. Es beunruhigt mich wirklich, dass er in die Sache reingezogen wurde. Er hatte mit unseren Aktionen nichts zu tun.«
    Schroffe Stimme: » Das sehe ich genauso.«
    Finotta: » Tibbs sagte, der Jagdaufseher sei bei der Hütte gewesen, als er hinkam. Er hat mich deshalb angerufen und mir die Lage geschildert, und ich hab gesagt, er soll weitermachen. Es war ein blöder Zufall, dass der Aufseher aufkreuzte, als Charlie zu Werke ging. Außerdem kenne ich ihn. Ich wohne in seinem Bezirk. Er heißt Pickett, Joe Pickett. Und er ist mir neulich sehr auf die Nerven gegangen.«
    Stille.
    Neue Stimme: » Ich finde noch immer, dass Charlie weit über die Stränge geschlagen hat. Sie hätten uns darüber informieren sollen, Jim.«
    Barsche Stimme: » Und zwar nicht erst jetzt. Jetzt ist es zu spät.«
    Neue Stimme: » Der Vorstand ist schließlich dazu da, über solche Dinge vorab Einverständnis zu erzielen. Niemand ist befugt, aufs Geratewohl zu entscheiden, wer leben darf und sterben muss. Nicht mal Sie. Darum haben wir die Liste ja aufgestellt – um alle Zielpersonen klar zu bestimmen.«
    Finotta: » Können wir das nicht später besprechen? Charlie Tibbs liegt in meiner Schlafbaracke, und wir wissen nicht, wo Stewie Woods und der Jagdaufseher sind.«
    Barsche Stimme: » Wahrscheinlich erfroren. Sie sagen, der zuständige Sheriff habe einen Helikopter losgeschickt, um sie zu finden?«
    Finotta: » Ja, doch das Wetter wurde schlecht, und der Hubschrauber musste landen. Aber der Pilot und sein Ausguck haben niemanden gesehen.«
    Barsche Stimme: » Die beiden Trottel sind längst Futter für die Würmer.«
    Texanischer Akzent: » Aber ich habe gehört, Charlie hat den Anwalt und die Wolfsaussetzerin erwischt?«
    Finotta: » Das hat er gesagt.«
    Barsche Stimme: » Dann hat er die komplette Liste abgearbeitet, was?«
    Texanischer Akzent: » Dieser Charlie war schon eine große Nummer, stimmt’s?«
    Joe verachtete diese Leute. Er hielt den Hörer fassungslos vom Ohr weg. Stewie war ihm beim Zuhören so nah gekommen, dass er sich unwohl gefühlt hatte. Stewie hatte fast auf ihm gelegen, um möglichst viel mitzukriegen. Sie rochen beide schlecht nach der langen Zeit in den Bergen, doch Joe fand, dass Stewie noch schlimmer miefte als er. Er spürte ein Zerren am Gürtel. Dann wand Stewie ihm plötzlich den Hörer aus der Hand und hielt ihn an den Mund.
    » Ihr fragt euch, was Stewie Woods treibt?«, mischte er sich ein. » Wisst ihr was? Heute ist euer Glückstag, ihr Arschlöcher!«
    » Wer war das denn, Jim?«, hörte Joe die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher