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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht
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sich zu Stewie um, der direkt hinter ihm war.
    » Ich weiß nicht, was ich tun soll«, gestand er.
    » Sie wissen also nicht, ob wir reingehen sollen?«
    Joe nickte.
    » Oder ob wir die Finger davon lassen und stattdessen zum Ranchhaus gehen und fragen sollen, ob wir das Telefon benutzen dürfen?«
    Joe nickte erneut. Das ergab für ihn keinen Sinn. Konnte das wirklich der Pick-up von Charlie Tibbs sein?
    Er beschloss, es herausfinden zu müssen, und hob das Tor, um möglichst wenig Lärm zu machen, ganz langsam einen guten halben Meter an. Sollte Tibbs im Wagen oder irgendwo in der Garage sein, wollte Joe ihn nicht aufschrecken. Er legte sich auf den Bauch und kroch hinein. Stewie folgte ihm.
    Der Boden war ein tadellos abgezogener Estrich. Die Garage war groß. Sie schlossen das Tor und erhoben sich. Ein verdreckter Traktor und das Quad, das Buster – Finottas Rancharbeiter – gefahren hatte, waren unter der hohen Decke abgestellt. Das Gebäude bot Platz genug für weitere Fahrzeuge. Die Ecken waren dunkel, und das einzige Licht fiel durch drei kleine, schmutzige Fenster. Der schwarze Ford parkte halb versteckt hinter dem verdreckten Traktor, dessen schlammige Spuren auf dem Estrich noch feucht waren. Von dort, wo der schwarze Ford stand, glomm es trüb aus dem Dunkel.
    Ein Schultertippen ließ Joe herumfahren: Stewie hatte einen Lichtschalter entdeckt. Joe zog seinen Revolver und nickte Stewie zu, der daraufhin das Deckenlicht anknipste.
    An der Wand links von ihnen gab es jede Menge Ranchausrüstung: Schweißgeräte, Standbohrmaschinen, Werkbänke voller Zangen, Hämmer und Sägen sowie Stacheldrahtrollen und stapelweise Zaunpfähle. Und es gab eine Holztreppe, die zu einer geschlossenen Tür im Obergeschoss führte.
    Sie näherten sich dem Pick-up von hinten. Der Pferdehänger war nicht mehr da. Ein großer Werkzeugkasten aus Metall stand auf der Ladefläche des Wagens. Joe bemerkte die Vorrichtung, auf die sich ein Spektiv schrauben ließ – oder das Gewehr eines Heckenschützen. Das Fahrzeug war in einem seltsamen Winkel geparkt. Die Fahrertür stand offen, und deshalb brannte die Innenbeleuchtung und erzeugte das trübe Glimmen.
    Auf dem Fahrersitz und dem Boden des Führerhauses war Blut, und Blutstropfen führten von der Wagentür zur Treppe.
    » Er ist verletzt«, sagte Stewie staunend. » Vielleicht haben Sie ihn doch getroffen. Donnerwetter!«
    Joe war verblüfft, und ihm war übel, aber etwas stolz war er auch. Während er das Führerhaus inspizierte, kramte Stewie in der Werkzeugkiste auf der Ladefläche herum.
    » Dieser Dreckskerl!«, flüsterte er. » Sehen Sie mal.«
    Stewie hielt ein ziegelgroßes Paket Plastiksprengstoff in der einen und einen blauen Nylongurt in der anderen Hand. » Das braucht man, um ein Rind per Fernsteuerung in die Luft zu jagen.« Er stieß einen leisen Pfiff aus. » Ist das nicht zum Schreien?«
    » Sehen Sie hier irgendwo ein Telefon?«, fragte Joe.
    » Nein«, erwiderte Stewie und zeigte auf die Treppe und die geschlossene Tür. » Aber wenn es eins gibt, dann bestimmt da drin. Sieht so aus, als würden dort die Rancharbeiter wohnen – und als wäre unser Freund Tibbs dorthin gegangen … Fragt sich nur«, fuhr er fort, » ob wir der Blutspur folgen oder türmen.«
    Joe hielt einen Moment inne. Er dachte an Lizzie und an alles, was er mit Stewie durchgestanden hatte. » Wir folgen der Spur – dieser Scheißkerl ist verwundet.«
    » Und wenn dort oben noch andere Bösewichte stecken?«
    Joe schüttelte den Kopf. » Soweit ich weiß, hat Finotta nur einen Rancharbeiter.«
    Stewie grinste wie ein Irrer.
    Joe schlich die Treppe aus rohen, durch lange Benutzung aber glatt gewordenen Brettern möglichst leise hoch. Stewie war direkt hinter ihm.
    Joe hatte große Augen und atmete flach; er hatte Angst vor dem, was ihn hinter der Tür erwarten mochte, und hielt – die vom Seil noch schmerzende Hand schon auf den Knauf gelegt – auf dem oberen Absatz noch einen Moment inne. Die Tür öffnete sich nicht leise, sondern knarrend, deshalb stieß er sie hastig auf und ging mit gestrecktem Revolver in Schussstellung. Ein dunkler Flur führte nach rechts. Nichts rührte sich.
    Joe nahm den Hut ab und spähte vorsichtig in den Gang. Links und rechts lagen je zwei geschlossene Türen. Am Ende des Flurs fiel ein L-förmiger Lichtschein aus einer angelehnten Tür. Gebückt und gewillt, sofort zu reagieren, falls eine Tür aufginge, schlich Joe den Flur entlang auf das helle L zu.
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