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Wilde Flucht

Wilde Flucht

Titel: Wilde Flucht
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Straßen, die die Einheimischen jahrelang benutzt haben, lässt Schilder mit der Aufschrift BETRETEN VERBOTEN aufstellen und einen Helikopterlandeplatz bauen und schließt alle Welt aus. Sagen Sie mir, inwiefern er besser ist als eine Ölgesellschaft, die irgendwo nach Öl bohrt, oder als eine Holzfirma, die im großen Stil Bäume fällt. Und dabei ist er einer von uns!«
    » Das habe ich mich schon immer gefragt«, sagte Joe.
    » Und ich verstehe, warum«, pflichtete Stewie ihm bei. » Einige von uns verhalten sich schlimmer als die Rancher, deren Ländereien sie gekauft haben, und oft auch schlimmer als die Unternehmen, die das Land pachten und ausbeuten. Sie bekämpfen die Entwicklung, weil sie ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben. Diese Art Selbstsucht zerstört die Glaubwürdigkeit der Bewegung.«
    Joe merkte, dass er inzwischen davon ausging, Charlie Tibbs folge ihnen nicht länger. Es kümmerte ihn nicht mehr, ob sie Spuren hinterließen, und er hielt es nicht länger für erforderlich, etwas anderes zu tun, als sich nach Süden zu halten. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Tibbs versuchte, den Canyon so zu queren wie sie. Sein Pferd und den Großteil seiner Ausrüstung zurückzulassen würde seinen Vorteil verringern, und es war unvorstellbar, dass er sich so ungeschützt in den Canyon begeben würde, wie Joe, Stewie und Britney das getan hatten.
    Diese Annahme ließ den unmittelbaren Druck sinken, und Joe spürte, wie hungrig er war. Sein letztes Essen war das Frühstück am Samstag gewesen. Nun war es – welchen Tag haben wir eigentlich? – Montagmorgen.
    Er überlegte, ob einer seiner Schüsse Tibbs getroffen hatte, bezweifelte es aber. Angesichts der großen Entfernung dürften die Kugeln keine saubere ballistische Kurve beschrieben haben, sondern geflattert und getrudelt sein. Sollte ich Tibbs dennoch erwischt haben, dachte Joe, dann schwer. Trudelnde .357er Magnum-Munition schlägt mächtige Löcher.
    Nein, entschied Joe – Tibbs ist uns nicht gefolgt; er ist umgekehrt. Als Reiter würde er seinen Wagen rascher erreichen, als Joe und Stewie den Berg hinabwanderten. Ums Gebirge zu rasen und sich ihnen entgegenzustellen, war zeitlich schwierig, aber machbar. Im Hinblick auf Tibbs’ Unbarmherzigkeit und seine Fähigkeiten als Spurenleser beschloss Joe, die ganze Nacht durchzuwandern.
    » Joe, erzählen Sie mir von Marybeth«, bat Stewie nach fast einer Stunde Schweigen. » Ist sie noch immer eine Süße?«
    Joe blieb stehen, und Stewie wäre fast gegen ihn geknallt.
    » Waren wir uns nicht darüber einig, dass Marybeth kein Gesprächsthema ist?«
    » Doch, aber ich überlege gerade, wie Sie überhaupt zur Hütte gekommen sind«, sagte Stewie in vernünftigem Ton.
    » Überlegen Sie, was Sie wollen.« Joe wandte sich zum Weitergehen. » Verkneifen Sie sich einfach, alles, was Sie denken, auszusprechen.«
    Ein Donnergrollen rollte über den Himmel.
    » Ja«, sagte Joe nach langem Schweigen, » sie ist noch immer eine Süße.«
    Der Regen hörte auf, und an die Stelle der Wolken trat ein funkelnder Sternenhimmel, der den Boden und die tropfenden Bäume und Büsche klar erkennen ließ. Das aus dem Dunkel vor ihnen dringende Flattern, mit dem Vögel Wasser aus dem Gefieder schütteln, verriet Joe, dass sie sich einer Schar Tannenhühner näherten. Die Vögel hatten sich für die Nacht auf niedrigen Ästen und umgestürzten Bäumen niedergelassen und wurden von Mond und Sternen romantisch blau von hinten angeleuchtet.
    Tannenhühner waren keine klugen Vögel, sondern galten bei den Jägern als » dumme Hennen«. Joe und Stewie tauschten einen Blick und verstanden sich sofort: Schnappen wir uns welche!
    Joe hob einen dicken Ast auf, hielt auf die Schar zu, holte aus, als wollte er einen Baseball schlagen, und traf ein Huhn voll am Kopf. Er trat zurück, holte erneut aus und erwischte ein Huhn, das eben auffliegen wollte. Stewie traf ein drittes Tier mit einem gezielten Steinwurf. Der Rest der Schar, der die Gefahr endlich erkannt hatte, strich schwerfällig durch die Bäume ab. Die drei getroffenen Tiere flatterten und zappelten im Gras herum.
    Sie fanden im Gesträuch trockene Kiefernzapfen, die sich als Anmachholz verwenden ließen, und entzündeten sie mit einem Plastikfeuerzeug, das Stewie in der Hosentasche gefunden hatte. Als das Feuer anging, breiteten sie kurze Äste darüber. Stewie kümmerte sich um die Flammen, während Joe die Vögel rupfte und ausnahm. Sie waren noch warm, und ihr Blut
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