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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme
Autoren: Jane Feather
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Wohin?« Lucien lehnte im Türrahmen. Seine Augen brannten vor Fieber, Krämpfe schüttelten seinen mageren Körper, und er hielt das Glas umklammert, als wäre es seine einzige Verbindung zum Leben.
    »Zu den Forsetts«, sagte George und stürzte den Rest seiner Portion hinunter. »Die Forsetts werden sie vor einem Richter identifizieren, und Sie werden sie als Ihre Ehefrau identifizieren und berichten, wie und wann sie Ihre Frau wurde. Daraufhin wird sie festgenommen und eingesperrt werden. Und dann…« Er wischte sich mit einer langsamen, lüsternen Geste mit dem Handrücken über den Mund. »Und dann…meine liebe Stiefmutter… werde ich dir ein paar Besuche in deiner Zelle abstatten!«
    Juliana sagte noch immer kein Wort. Alle Kraft war aus ihrem Körper gewichen, ein zweites Mal würde sie George nicht entkommen. Nicht hier… nicht jetzt. Vielleicht würden ihr die Forsetts Schutz gewähren. Aber sie wußte, daß in dieser Hinsicht kaum Hoffnung bestand.
    Sie wollten bestimmt nicht in einen Skandal um das Mündel hineingezogen werden, das sie so herzlich wenig gemocht hatten und das ihnen eine solch lästige Bürde gewesen war. Nach einem Blick auf sie würden sie sich schleunigst abwenden.
    »Kommen Sie, Edgecombe«, sagte George brüsk. »Wir werden reiten. Ich nehme das Biest vor mir in den Sattel.«
    Lucien schüttelte den Kopf, öffnete den Mund, um zu sprechen, und wurde prompt von einem Hustenkrampf erfaßt, schlimmer als jeder, den Juliana je miterlebt hatte. Als er wieder bei Atem war, erklärte er keuchend: »Kann nicht reiten, mein Lieber. Könnte in diesem Zustand unmöglich auf einem Pferd sitzen. Werde hierbleiben… mich etwas ausruhen… tun Sie nur, was Sie zu tun haben.« Hastig bediente er sich aus der Flasche.
    »O nein«, entgegnete George gefährlich leise. »Sie kommen mit, Edgecombe. Ich brauche Sie. Sie werden keinen Pfennig von dem Geld zu sehen bekommen, bis Sie das erledigt haben, was vereinbart ist.«
    Der Viscount starrte ihn an, und der Ausdruck seiner Augen spiegelte die Erkenntnis wider, daß er sich ergeben müßte…
    und zwar einem ländlichen Flegel, den er verachtet und von dem er geglaubt hatte, er könnte ihn für seine eigene Rache einspannen. Lucien benutzte Ridge nicht, sondern
wurde
benutzt, und George trat jetzt mit all der kalten, kalkulierenden Entschlossenheit eines Mannes auf, der von seiner Idee besessen war.
    Der Junker machte einen aggressiven Schritt auf ihn zu, seine großen Hände zu Fäusten geballt. Lucien wich zitternd zurück, und all die Kraft seiner eigenen Bösartigkeit löste sich in Nichts auf angesichts dieser Bedrohung und machte ihn so schwach und erbärmlich wie jeden Feigling, der sich einem brutalen Angreifer gegenübersieht.
    »In Ordnung«, krächzte er und preßte sich sein blutbeflecktes Taschentuch vor den Mund. »In Ordnung. Ich bin ja schon da.«
    George nickte schroff und wandte sich dann wieder Julianas zusammengesunkener Gestalt zu. Sie hatte die Augen geschlossen als die einzige mögliche Art, sich von dem Geschehen zu distanzieren. Grob zog er sie auf die Füße und packte ihr Kinn, während sich seine andere Hand in ihrem Haar vergrub. »Du willst doch nicht, daß ich dir weh tue, nicht wahr, meine Liebe?«
    Sie schüttelte den Kopf, die Augen noch immer geschlossen.
    »Dann wirst du tun, was ich von dir verlange, richtig?«
    Sie nickte und fühlte dann seinen Mund auf ihrem, hart, fordernd und gnadenlos, während er ihre Lippen gegen ihre Zähne preßte. Er zwang seine Zunge in ihren Mund hinein, so daß sie die schale Säuerlichkeit seines mit Cognac vermischten Atems eingeblasen bekam. Heftig würgend erschlaffte sie plötzlich in seinem Arm.
    George wich zurück und blickte hinunter in das bleiche, verschlossene Gesicht. Er hielt sie an den Haaren fest, als sie gegen ihn sank, und lächelte. »Jetzt sind Sie wohl nicht mehr ganz so von sich eingenommen, was, Lady Edgecombe?« höhnte er.
    »Und wenn Sie eine Woche oder so in der Gefängniszelle verbracht haben…« Er grinste hämisch und schubste sie energisch vorwärts. »Los, gehen wir.«
    In der Halle hielt er kurz inne, um einen schweren Reitumhang von einem Haken an der Wand zu nehmen und Juliana in seine dicken, muffig riechenden Falten einzuhüllen. Sie ging wie in Trance, als er sie vor sich her aus dem Haus schob und hinüber zu den Ställen, während Lucien hinter ihnen herstolperte. Der Wind wehte noch immer kalt und feucht von der See herüber, und Juliana war
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