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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme
Autoren: Jane Feather
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erbarmungswürdig dankbar für den Umhang, obwohl sie wußte, daß George ihn ihr nicht der Wärme wegen gegeben hatte, sondern um zu verhindern, daß sie Aufmerksamkeit erregte. Lucien zitterte unter einem heftigen Anfall von Schüttelfrost, und es schien, als besäße er nicht mal mehr die Kraft zu husten.
    Ein Pferdeknecht führte zwei Pferde aus dem Stall und sattelte sie,wobei er immer wieder neugierige Blicke auf das Trio warf. Er hütete sich jedoch, in Gegenwart seines Herrn irgend etwas zu sagen, sondern half geflissentlich Lucien in den Sattel. Der sank wie ein Sack Kartoffeln in sich zusammen, griff mit bebender Hand nach den Zügeln und ließ den Kopf hängen.
    George hob Juliana auf sein Pferd und saß hinter ihr auf, um sie mit einem Arm festzuhalten, während er hin- und herrutschte. Juliana versuchte, so weit wie möglich von der heißen, schwitzenden, triumphierenden Männlichkeit seines Körpers abzurücken, aber er riß sie sofort wieder an sich, und sie gab widerwillig nach, bevor er auf noch schlimmere Ideen verfiel.
    Sie trotteten aus dem Hof hinaus und nahmen die Straße nach Forsett Towers.
    Tarquin fuhr in den Hof des »Rose and Crown« in Winchester ein. Quentin sprang von dem Phaeton und streckte seine verkrampften, durchgefrorenen Glieder in der feuchten Morgenluft. »Wohin jetzt?«
    Tarquin wandte sich zu ihm um, nachdem er einen Stallknecht angewiesen hatte, die Pferde zu wechseln. »Das weiß ich noch nicht genau. Laß uns erst einmal frühstücken und ein paar Erkundigungen einziehen.«
    Quentin folgte ihm in das Gasthaus. Wenige Minuten später wurden sie in ein privates Wohnzimmer geführt, während eine Magd die Holzscheite im Kamin anzündete.
    »Einen Schluck Porter gegen die Kälte, Mylord?« schlug der Wirt vor und sah sich mit kritischem Blick in dem holzgetäfelten Raum um, um ihn auf angelaufenes Kupfer, verschmutzte Fensterscheiben oder einen etwaigen Staubfleck zu überprüfen.
    »Ja, bitte.« Tarquin streifte seine Handschuhe ab. »Und Kaffee, Lendenfilet und Eier.« Er schlenderte zum Fenster und spähte auf die Straße hinaus. »Wo finden wir den nächsten Richter?«
    »In der Castle Street, Mylord.«
    »Schicken Sie mir einen Hausburschen. Ich brauche jemanden, der eine Besorgung für mich erledigt.«
    Der Wirt wich unter einer Verbeugung rückwärts zur Tür.
    »Und was dann?« Quentin beugte sich über das Feuer und rieb seine eiskalten Hände. Regen tropfte von seinem durchnäßten Umhang.
    »Dann finden wir heraus, ob Ridge Juliana geradewegs zu dem Richter gebracht hat«, erklärte Tarquin, als er seinen eigenen triefenden Umhang auf einen Stuhl warf. »Ah, danke!« Er nickte dem Mädchen zu, das zwei Zinnhumpen mit Porter auf den Tisch stellte.
    »Sie wollten 'ne Besorgung erledigt haben, Sir?« Eine fröhliche Stimme ertönte von der Tür her, wo ein pausbäckiger Junge in einer Lederschürze stand, dessen störrisches Haar jedem Disziplinierungsversuch mit Wasser und Bürste zu trotzen schien.
    Tarquin gab ihm präzise Instruktionen. Er sollte den Richter aufsuchen und sich erkundigen, ob ihm in den letzten Stunden eine junge Frau vorgeführt worden war.
    »Und wenn nicht?« Quentin nahm einen dankbaren Schluck von dem Porter.
    »Dann gehen wir davon aus, daß Ridge sie zu sich nach Hause gebracht hat.«
    »Und wenn sie dort auch nicht ist?« Quentin warf seinen feuchten Umhang auf eine Bank vor dem Kamin, wo er in der Hitze des Feuers zu dampfen begann.
    »Dann bleibt nur noch Forsett Towers.« Tarquin trank durstig aus seinem eigenen Humpen. Seine Stimme war ausdruckslos. »Wenn ich mich irre, dann… ach, ich weiß es nicht.« Er zuckte die Achseln, doch seine betont gelassene Geste tat nichts, um seine knochentiefe Besorgnis zu verbergen.
    Das Frühstück wurde serviert, und sie aßen schweigend, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Der Hausbursche kehrte mit der Nachricht zurück, der Richter läge noch im Bett und hätte eine ungestörte Nacht verbracht.
    Tarquin nickte und gab ihm eine Münze, dann rief er den Wirt zu sich. »Kennen Sie das Gut von Sir Ridge?«
    »Ja, Sir. Zehn Meilen südlich von hier.« Der Mann lieferte ihm eine genaue Wegbeschreibung. »Dicke steinerne Torpfosten … bröckeln schon ein bißchen. Sie können es nicht verfehlen, M'lord.«
    »Bist du marschbereit, Quentin?«
    »Selbstverständlich, Bruder.« Quentin trennte sich von dem segensreichen Getränk und folgte Tarquin die Treppe hinunter in den Hof hinaus. Der
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