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Wilde Chrysantheme

Wilde Chrysantheme

Titel: Wilde Chrysantheme
Autoren: Jane Feather
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Herzogs zu seiner Zufriedenheit auszuführen würde mit einigen Komplikationen verbunden sein. Ein Frauenzimmer zu finden, das noch im Besitz ihrer Jungfräulichkeit war und sich dazu zwingen ließe, dem Diktat des Herzogs zu gehorchen, dürfte nicht einfach sein.
    Jungfrauen waren leicht zu finden, das bedeutete keine Schwierigkeit… unschuldige Mädchen vom Lande, die ohne Freunde oder Verwandte in die Großstadt kamen, gab es zu Hunderten. Aber eine, die einen triftigen Grund haben würde, den Bedingungen des Herzogs zuzustimmen…
    Und es handelte sich nicht etwa um Forderungen, wie sie bei dieser Art von Vertrag üblich waren, wie der Herzog mehrfach ausdrücklich betont hatte. Er wollte keine gewöhnliche Hure, denn er hatte eine höchst ungewöhnliche Verwendung für sie. Worin dieses Vorhaben bestand, darüber ließ er jedoch kein Sterbenswörtchen fallen.
    Elizabeth Dennison zuckte ihre molligen, elfenbeinweißen Schultern. Sie würde Richard die Sachlage schildern, denn bei ihrem Ehemann und Geschäftspartner konnte man sich darauf verlassen, daß er sich schon einen Aktionsplan ausdenken würde. Es war nicht ratsam, einem so wohlhabenden und einflußreichen Kunden wie Tarquin, Herzog von Redmayne, eine Bitte abzuschlagen.

1 Kapitel
    Juliana war kurz davor zu ersticken. Ihr Ehemann unternahm jedoch keinen Versuch, um sie vor der enormen Last seines Gewichts zu schützen, als er sich – krebsrot im Gesicht und mit glasigen Augen von dem reichlichen Alkoholgenuss während der Hochzeitsfeierlichkeiten – schnaufend und keuchend auf ihr bewegte. Sie hatte sich durchaus damit abgefunden, diesen Vollzug der Ehe über sich ergehen zu lassen; tatsächlich war sie Sir John trotz seines fortgeschrittenen Alters und seiner Leibesfülle sogar aufrichtig zugetan – aber allmählich dämmerte ihr, daß sie, wenn sie ihn nicht irgendwie auf ihre Zwangslage aufmerksam machte, in Kürze ihren Geist unter ihm aufgeben würde.
    Ihre Nase wurde gegen seine massige Brust gequetscht, und ihre Kehle schnürte sich mehr und mehr zu. In ihrer Benommenheit konnte sie nicht mehr klar genug denken, um herauszufinden, was mit dem Rest ihres Körpers geschah; doch nach Johns Flüchen und hilflosen Anstrengungen zu urteilen, kam die Sache offenbar nicht so recht voran. Schwarze Flecken begannen vor ihren Augen zu tanzen, das Zimmer drehte sich schwindelerregend um sie, und ihre Brust hob sich in einem verzweifelten Versuch, Luft zum Atmen zu ergattern.
    Von plötzlicher Panik erfasst, schlug Juliana wild mit den Armen zu beiden Seiten ihres eingeklemmten Körpers um sich, und dabei berührte ihre linke Hand zufällig den glatten Messinggriff des Bettwärmers.
    In instinktiver Selbstverteidigung packte sie den Gegenstand, schwang ihn hoch und schlug ihrem Ehemann damit auf die Schulter. Es war bei weitem kein harter Schlag, und er diente auch lediglich dem Zweck, Sir John wieder zur Vernunft zu bringen, doch bedauerlicherweise schien er genau den gegenteiligen Effekt zu erzielen.
    Sir Johns glasige Augen weiteten sich erschrocken, als er sekundenlang auf die Wand hinter Julianas Kopf starrte, sein Kiefer sank schlaff herab, dann kam ein seltsamer kleiner Seufzer über seine Lippen, der dem Entweichen von Luft aus einem geplatzten Ballon ähnelte, und im nächsten Moment brach er reglos über ihr zusammen.
    Wenn er ihr vorher schon unerträglich schwer vorgekommen war, so lastete das Gewicht seines Körpers jetzt wie ein Felsbrocken auf ihr und presste sie tief in die Matratze hinunter. Juliana schob und zerrte und stieß mit aller Kraft, während sie wiederholt seinen Namen rief in dem vergeblichen Versuch, ihn aufzuwecken.
    Die beginnende Panik, die sie wenige Minuten zuvor empfunden hatte, war nichts im Vergleich zu der ohnmächtigen Angst, die jetzt in ihr emporstieg. Ihre Hilferufe wurden von Johns Körper gedämpft und verloren sich endgültig an den dicken, reich bestickten Bettvorhängen aus Brokat. Es war ausgeschlossen, daß jemand sie hinter der fest verriegelten, massiven Eichentür hören konnte. Der Haushalt schlief bereits, und George war nach seiner dritten Flasche Portwein sinnlos betrunken auf der Couch in der Bibliothek zusammengebrochen. Nicht, daß sie es hätte ertragen können, in dieser höchst peinlichen Situation von ihrem verabscheuungswürdigen Stiefsohn aufgefunden zu werden.
    Juliana, deren ganzer Körper vor Anstrengung in Schweiß gebadet war, wand sich wie ein Aal hin und her, bis es ihr gelang, die
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