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Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn

Titel: Wilddiebe im Teufelsmoor - Wer raubte das Millionenpferd? - Vampir der Autobahn
Autoren: Stefan Wolf
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Träge Stille lag über der Landschaft. Die Luft
waberte. Mücken tanzten. Aber nirgendwo war ein Laut. Auch der Wind schwieg.
    Der
Wildpark war nicht groß, umfasste ein Stückchen Wald und eine abgeäste
Waldwiese, wo auch die überdachte Futterstelle war. Drei Hirschkühe lagen dort.
Isolde, Anna und Gretchen hatten es sich bequem gemacht und blickten aus großen
Samtaugen zu ihnen her. Ihre Ohren bewegten sich. Sie wiederkäuten, würgten
also die vorhin gefressene Nahrung aus dem Magen hoch, um sie erst jetzt zu
zerkleinern: Eine weise Einrichtung der Natur.
    Hansi war
nicht zu sehen.
    „Wo ist er
denn?“
    Klößchen
war abgestiegen und nahm den Brotsack vom Gepäckträger.
    Karl hatte
seine Nickelbrille poliert und äugte querbeet unter die Bäume. Die standen so
sperrig, dass man den Zaun auf der anderen Seite sah. Aber da war Hansi auch
nicht, nirgendwo der Schattenriss des mächtigen Rothirsches.
    Die Straße
führte am Zaun entlang. Nur einen Steinwurf entfernt, mündete sie auf die
vielbefahrene Ausflugsstrecke, die aber jetzt — vermutlich wegen des dräuenden
Gewitters — ein Verkaufsaufkommen von null zeigte, also nicht mal einen
keuchenden Pedalritter auf seinem Stahlross.
    Nach einem
halben Kilometer durch Tannenwald und eine enge Kurve führte die Straße zum
Landgasthaus. Doch davon sah und hörte man nichts, hier beim Wildpark.
    „Haaaaansiii...!
GLOUB!!! GLOUB! UNK! UNK! SLURF! MAMPF! KNURPS!“, schmatzte Klößchen.

    Offenbar
hielt er diese Laute für geeignet, um sich dem Rotwild verständlich zu machen.
Gleichzeitig warf er Brotstücke über den Zaun.
    Aber die
Hirschkühe konnten sich nicht mal zu einem müden Lächeln aufraffen, und Hansi
enttäuschte weiterhin durch Abwesenheit.
    „Hansi hat
wohl heute seinen freien Tag“, scherzte Karl.
    „Und ist
ins Kino gegangen.“ Klößchen warf jetzt mit vollen Händen sein Brot auf die
Wiese des Wildparks.
    Gaby sah
Tim an. Sie war ernst. Er spürte ihren Blick, spähte aber weiterhin in den
Schatten, der sich wie Schleier unter den Bäumen ausbreitete. Drüben, auf der
anderen Seite, senkte sich der Boden etwas. Dicht beim Zaun hatte sich eine
wannenartige Vertiefung gebildet. Ein kurzer Ast ragte steil daraus auf.
    Jedenfalls
schien es ein Ast zu sein.
    Aber Tims
Adleraugen erkannten, worum es sich in Wirklichkeit handelte.
    „Wartet
hier!“, sagte er heiser. „Bin gleich wieder da.“
    Er fuhr bis
zur Zaunecke, stellte sein Rad ab und lief an der Schmalseite des Geheges
entlang. An einigen Stellen wuchsen Büsche bis dicht an den Zaun. Dort musste
er sich durchzwängen.
    Seine
Freunde standen noch vorn an der Straße. Sie beobachteten ihn. Aber er winkte
nicht, sondern kämpfte sich durch Farne, Zweige und Ranken. Er erreichte die
nächste Zaunecke
und damit die Rückseite, wo der lichte Baumbestand sich fortsetzte. Hier kam er
rasch vorwärts.
    Tim blickte
zu Boden, um nicht über Wurzeln zu stolpern. Erst als er bei der Mulde ankam,
die jenseits des Zaunes war, hob er den Kopf.
    Der Anblick
traf ihn wie ein Schlag in den Magen.
    Er
verharrte wie angewurzelt, starrte und konnte nicht fassen, was da geschehen
war. Er wurde blass bis unters T-Shirt. Plötzlich würgte ihn Übelkeit. Und ihm
war zum Heulen zu Mute.
    Hansi war
tot. Er lag in der Mulde, rücklings, eingequetscht zwischen feuchte Erde und
einen Baumstumpf. Was wie ein Ast aufragte, war der linke Vorderlauf.
    Getrocknetes,
dunkles Blut überall.
    Denn der
Kadaver (Tierleiche) hatte keinen Kopf mehr.
    Fliegen
schwärmten über der grausigen Halswunde. Sie war ziemlich glatt. Hansis Mörder
hatte offensichtlich eine Säge benutzt. Getötet freilich hatte er den
handzahmen Hirsch mit einem Schuss ins Blatt (Herz).

2. Drei Typen im
Bierbrunnen
     
    Gaby
weinte. Tim hatte die Arme um sie gelegt, und ihre Tränen rannen über seine
Schulter. Sein T-Shirt war schon ganz nass.
    Karls
Gesicht hatte sich fahl gefärbt wie Mehlkleister. Klößchen zwinkerte unentwegt,
als wäre er an einer Wolke Tränengas vorbeigekommen. Entsetzen und
Erschütterung verhinderten jedes Wort. Jetzt jedenfalls, nachdem Tim berichtet
hatte, sachlich und sehr bemüht, nichts auszuschmücken. Aber das war gar nicht
nötig, seinen Freunden saß der Schock auch so tief in den Knochen.
    Sie kannten
Hansi schon lange, waren oft hier gewesen, hatten ihn gefüttert und
gestreichelt — und jetzt war er tot, niedergemetzelt von einem...
    „Scheusal!“,
sagte Gaby in Tims Achselhöhle. „Dieses Scheusal,
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