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Wild und frei

Wild und frei

Titel: Wild und frei
Autoren: Elizabeth Lane
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aufzuziehen. Und gestern, als ich die beiden zusammen im Stall erwischt habe …” Von seinen Gefühlen überwältigt, brachte er kein Wort mehr heraus. Er starrte seine Hände an und bebte am ganzen Körper.
    “Es ist vorbei”, sagte Rowena mit ruhiger Stimme. “Dickon hat gesehen, wie du meinen Vater getötet hast. Ich habe ihn losgeschickt, damit er den Wachtmeister holt. Sie werden jeden Augenblick hier sein.”
    “Dickon? Dieser schwachsinnige Bengel?” Bosley hatte schnell seine Fassung wiedergewonnen. “Kein Mensch wird ihm ein Wort glauben. Und selbst wenn sie es tun, du weißt genau, dass ich mich aus allem herausreden kann. Niemand hat Beweise dafür, dass ich irgendjemand getötet habe, nicht einmal du.”
    Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Es waren jetzt die Augen eines Raubtieres, ihr Blick hart und bösartig. Rowena war die Angst zum ersten Mal anzumerken, ihr schauderte und sie drehte und wand sich vergeblich, um ihre Fesseln abzustreifen. Er stand über ihr, ein grausames Lächeln auf dem böse zugerichteten Gesicht, während er einen schweren Lederbeutel vor ihren Augen hin und her baumeln ließ.
    “Stell dir nur dies vor, meine süße Rowena: Ich lasse die Türen unten verriegelt, bis ich meine Lust an deinem Körper gestillt und dich ins Jenseits zu deinem teuren verblichenen Vater geschickt habe. Dann verstecke ich diesen Schmuckbeutel, gehe nach unten, begrüße den Wachtmeister und berichte ihm, dass du törichterweise dem Wilden in deiner Kammer Unterschlupf gewährt hast, woraufhin er dich gegen Morgengrauen geschändet und ermordet hat, das Zimmer durchwühlte und sich mit allem, was seinem heidnischen Geschmack zusagte, aus dem Staube gemacht hat.”
    Seine Hand glitt an ihrem bloßen Bein nach oben, sodass sie sich in hilfloser Abscheu wand. Er grinste dämonisch, während er den Schmuck zur Seite warf, und begann, an seinem Hosenlatz herumzufummeln. “Siehst du nicht, wie einfach alles ist, meine Liebe? Mit deinem Schmuck kann ich überall, wo ich will, ein neues Leben anfangen. Und für alles, was hier geschieht, wird man ihm die Schuld geben, deinem Wil…”
    Der Rest des Satzes blieb Bosley im Halse stecken, als die Fensterflügel nach innen aufflogen. Glassplitter schossen durch die Luft und zerschellten, während Black Otter mit einem Satz in der Kammer landete.
    Schnell wie ein angreifender Puma sprang er Bosley an, schleuderte sich mit voller Wucht gegen ihn. Bosley war ein großer Mann, der gut und gern seine zweieinhalb Zentner wog. Die Wucht, mit der der Wilde sich gegen ihn warf, brachte ihn zwar nicht zu Fall, aber immerhin völlig aus dem Gleichgewicht. Er taumelte nach hinten, stolperte über eine zerbrochene Schublade und krachte gegen den Kleiderschrank.
    Augenblicklich war Black Otter über ihm. Er hatte zwar keine Waffe, aber mit seinen Fäusten versetzte er Bosley unablässig Schlag auf Schlag ins Gesicht, sodass die Haut aufplatzte und die Knochen zersplitterten. Rowena drehte und wand sich, zerrte an ihren Fesseln und versuchte verzweifelt, sich zu befreien.
    Rückwärts taumelnd, richtete sich Bosley wieder auf, senkte seinen Kopf, brüllte wie ein Stier und griff an. Durch sein Gewicht und die Wucht, mit der er voranpreschte, gelang es ihm, den Wilden bis ans andere Ende des Raumes zurückzudrängen. Black Otter schwankte, fing sich jedoch an der Tür wieder. Inzwischen hatte Bosley genug Zeit gewonnen, einen langen, gefährlich aussehenden Dolch aus seinem üppig gebauschten Ärmel hervorzuziehen. Statt jedoch damit den Wilden anzugreifen, wandte er sich um und stürzte auf Rowena zu. Er packte sie am Haarschopf und presste ihr die Schneide gegen die Kehle.
    “Nun wollen wir mal sehen, wie weit es mit deiner Tapferkeit her ist, du dreckiger Indianer!” knurrte er. “Einen Schritt näher, und ich schlitze deiner verlogenen Hure den Hals auf!”
    Rowena wurde fast übel von seinem Gestank – einer Mischung aus Schweiß, Bierdunst und Erbrochenem. Sie konnte schon die Galle schmecken, während sie um ihre Selbstbeherrschung kämpfte. Im Schatten hinter dem Fußende des Bettes war der Wilde zu erkennen, wie er sich niedergekauert hatte, bereit, beim ersten Anzeichen von Schwäche loszuspringen, und sie wusste, dass sie um seinetwillen ihre Todesangst nicht zeigen durfte.
    “Hör nicht auf dieses Großmaul!”, sagte sie trotzig. “Er wollte mich sowieso umbringen – das hat er jedenfalls gesagt. Und wenn er es wahr macht, bleibt ihm
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