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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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darauf. Er steckte den Führerschein zurück und öffnete das Lederheftchen. Die Autopapiere.
    Dann der Briefumschlag. Darin ein Blatt Papier. Freund entfaltete es.
    »›Es tut mir leid. Florian‹«, las er.
    Freund schob den Zettel zurück und reichte alles Canella.
    »Bleiben wenig Fragen offen«, sagte er.
    »Kurz und knapp, wie bei Männern üblich«, sagte Canella. »Wenn sie eine Notiz überhaupt für notwendig halten.«
    Auf dem Weg zu den Polizisten und dem Hundebesitzer fiel Freund auch nicht ein, ob er den Namen Dorin schon einmal gehört hatte.
    »Sie haben den Mann so gefunden?«, fragte er den Alten, dessen Tier jetzt leise winselte.
    »Ja. Ich habe nichts angegriffen. Sieht man ja immer im Fernsehen. Aber natürlich bin ich dort herumgelaufen und Freddi hier auch. Ich hoffe, wir haben dabei keine wichtigen Spuren zerstört. Wir konnten ja nicht wissen …«
    »Ist schon gut«, sagte Freund. »Sie haben sich völlig richtig verhalten. Die Kollegen haben Ihre Aussage aufgenommen?«
    Ein Polizist winkte mit seinem Notizblock.
    Freund bedankte sich bei allen und kehrte zu seinem Auto zurück. Den wartenden Polizisten fragte er: »Haben Sie die Zulassung des Kennzeichens schon überprüft?«
    Der Mann, ein sportlicher junger mit dunklem Schnurrbart, antwortete: »Der Wagen ist zugelassen auf einen gewissen Florian Dorin.« Er nannte eine Adresse im achtzehnten Bezirk.
    Teure Lage, viel Glas, eigenwillige Proportionen, dezente Überwachungskameras. Am Schild neben der Klingel kein Name. Sieben Uhr ist früh für eine Todesnachricht, dachte Freund. Aber er wollte diesen unangenehmen Moment hinter sich bringen. Er läutete, wartete. Klingelte noch einmal. Nach fünf Minuten und weiteren Versuchen gab er auf. Hier war niemand zu Hause.
    Er überlegte, ob er kurz in ihrem Gartenhäuschen am Nussberg nach dem Rechten sehen sollte, entschloss sich aber dann dagegen. Bei einem kleinen Bäcker im neunten Bezirk, einem der letzten, die ihr Brot und Gebäck noch jeden Morgen aus natürlichen Zutaten selbst backten, statt Backmischungen zu formen oder gar halb garen Schaumgummi aufzuwärmen, nahm er ein paar Semmeln und Kipferl mit.
    Müde stand Lia Petzold in der kleinen Küche der Gruppe Gewalt Zwei der Wiener Kriminalpolizei und schaute dem Kaffee zu, wie er in die Tasse rann. Sie hatten eine lange Bereitschaftsnacht hinter sich. Eine Wirtshausschlägerei hatte einen der Beteiligten mit Schädel-Hirn-Trauma ins Krankenhaus gebracht, beim Einbruch in ein Juweliergeschäft war ein Securitymann schwer verletzt worden, und schließlich hatten sich zwei polizeibekannte Gruppen von Tschetschenen und Albanern auf offener Straße eine Messerstecherei geliefert.
    »Die glauben wohl, sie sind in der ›West Side Story‹«, hatte eine Anwohnerin festgestellt.
    Ein Mann war am Tatort gestorben. Noch waren die Verdächtigen nicht verhaftet, aber ein Dutzend Beamte durchkämmte gerade die bekannten Verstecke der Banden.
    Petzold setzte sich zu den anderen an den Tisch. Sie war am kürzesten dabei. Vor einem guten Jahr war sie noch Inspektorin im Regionalkommissariat West gewesen. Im Rahmen eines ziemlich ekelhaften Falles war Laurenz Freund, damals noch Ober-, heute Chefinspektor, auf sie aufmerksam geworden. Gemeinsam waren sie durch die Hölle gegangen.
    An die Arbeit im neuen Team hatte sie sich erst gewöhnen müssen. Auf ihrer vorigen Dienststelle hatte sie einen Haufen Machokollegen und einen unausstehlichen Chef ertragen müssen. Hier dagegen hatte sie eine zweite Frau als Kollegin, auch wenn sie selten im Team arbeiteten. Chefinspektor Freund hatte sich für die Kombinationen erfahren/jung und Mann/Frau entschieden. So saß sie mit Alfons Wagner im Zimmer und bearbeitete die meisten Fälle mit ihm. Wagner war ein paar Jahre älter als Freund und hatte gegen diesen im Kampf um den Posten des Gruppenleiters den Kürzeren gezogen. Er war einer der korrektesten Menschen, die sie kannte. Viele hielten ihn für trocken und steif. Doch im Lauf der Zeit hatte sie seine humorige Seite kennengelernt. Außerdem war er ein wandelndes Lexikon.
    Marietta Varic arbeitete seit sieben Jahren in der Mordkommission. Wie die alleinerziehende Mutter zweier halbwüchsiger Söhne ihr Leben organisierte, rang Petzold immer wieder Respekt ab.
    Dann war da noch Lukas Spazier. Anfangs hatte er sie genervt, seine jugendliche Art, sich zu kleiden, die wechselnden Bart- und Haartrachten schienen ihr nur ein Heischen um Aufmerksamkeit. Schnell
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