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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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getroffen hat.«
    »Und dass er mit dem Auto überhaupt so weit gekommen ist.«
    »Außerdem hat er Schlaftabletten genommen, wenn auch keine letale Dosis.«
    »Aber genug, um dösig zu werden und die Wirkung des Alkohols zu verstärken. Alles andere als ungewöhnlich.«
    »Drei Details fallen auf. Das erste ist der Mund. Haben wir ja schon im Wald bemerkt. Hat sich bestätigt. Der Lauf war nicht in den Rachen geschoben. Er muss an den zusammengebissenen Zähnen angelegen haben.«
    Freunds Problem in diesen Fällen war seine bildhafte Phantasie. Während die Ärztin erzählte, malte er sich die Situation aus. Er merkte, wie er selbst die Zähne aufeinanderpresste.
    »Ich täte mich auch schwer, so ein Ding in den Mund zu nehmen.«
    »Das ist zumindest auffällig. Vom Gebiss ist praktisch nichts übrig. Aber, wie gesagt, gelegentlich hatte ich das schon.«
    Jetzt nahm sie das Leintuch doch und lupfte es ein wenig, sodass Dorins rechte Hand freilag.
    »Die zweite Sache habe ich an der Hand gefunden, mit der er abgedrückt hat. Äußerlich ist praktisch nichts zu erkennen. Ich musste schon sehr genau hinschauen.«
    Sie deckte die Hand wieder zu.
    »Es gibt ein paar Druckstellen. Und das Gelenk des rechten kleinen Fingers ist ausgerenkt sowie das anschließende Fingerknöchelchen gebrochen.«
    »Der Rückstoß. So eine Jagdflinte …«
    »Hatte ich zuerst auch überlegt. Würde uns die Sache einfach machen. Kann es aber nicht sein. Erinnere dich, wie wir ihn gefunden haben. Sein Daumen hing im Abzug. Er hat sich die Waffe also so« – sie hielt sich ein imaginäres Gewehr vor den Kopf – »angesetzt und mit dem Daumen abgedrückt.«
    Dabei wackelte sie mit dem freien kleinen Finger ihrer rechten Hand.
    »Der da hat damit nichts zu tun, siehst du? Warum sollte er durch den Rückstoß brechen? Wenn schon, dann der Daumen.«
    »Ist die Verletzung vielleicht schon älter?«
    »Kaum. So etwas tut weh. Das lässt man behandeln, bekommt eine Schiene. Und wenn man es nicht tut, schwillt es an. Geschwollen war es aber nicht.«
    »Die Verletzung entstand also kurz vor seinem Tod?«
    »Sehr kurz. Ich würde sagen, unmittelbar davor.«
    »In welche Richtung ist er gebrochen?«
    »Was meinst du damit?«
    »Wurde der Finger zu stark in Richtung Handfläche oder in Richtung Handrücken bewegt?«
    »Interessant, dass du fragst. Richtung Handfläche.«
    Freund dachte nach.
    »Und die Druckstellen?«
    »Schwer zu sagen. Als hätte er sich davor nervös die Hände geknetet – ein bisschen zu fest.«
    »Wäre nicht weiter verwunderlich. Wer so etwas vorhat …«
    »Möglich.«
    »Wahrscheinlich hat er sich in der Aufregung irgendwo gestoßen oder verhängt.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Was ist mit Pulverrückständen?«
    »Einigermaßen normal.«
    »Was heißt ›einigermaßen‹?«
    Sie zeigte ihm den Paraffinabdruck.
    »Das ist das dritte Detail: Siehst du hier, zwischen Daumen und Zeigefinger und am Handrücken? Da sind sie schwach. An dieser Stelle könnte – und ich benutze ausdrücklich den Konjunktiv – etwas die Hand abgedeckt haben.«
    »Muss aber nicht?«
    »Es sind Spuren da, aber ungewöhnlich wenig.«
    »Hat er die Waffe gehalten und selber abgedrückt?«
    »Er hat sie auf jeden Fall gehalten, als sie abgedrückt wurde.«
    »Du hast Zweifel?«
    Wanek warf die Arme in die Luft.
    »Was heißt schon Zweifel? Ich habe dir gesagt, was ich gefunden habe. Der Inspektor bist du.«
    »Du glaubst aber nicht, dass ihm jemand geholfen haben könnte? Gegen seinen Willen. Auf das läuft dein Gerede doch hinaus.«
    »Ich glaube gar nichts. Ich halte mich an die Fakten. Und die zeigen mir drei ungewöhnliche Details.«
    »Der Einschusswinkel stimmt?«
    »Ja.«
    »Was auch dafür spricht, dass er es selber war.«
    Wanek nickte.
    »Großartig. Du bist mir vielleicht eine Hilfe. Alles spricht für Selbstmord. Bis auf drei winzige Details.«
    »In denen bekanntermaßen der Teufel liegt.« Sie zuckte mit den Schultern. »Welche Bedeutung du ihnen beimisst, liegt an dir.«
    Sie drehte sich um, zeigte auf ein paar durchsichtige Plastiksackerln in unterschiedlichen Größen.
    »Sein Zeug«, sagte sie.
    Freund warf einen kurzen Blick darauf. Kleidung, die Brieftasche, eine Schreibfeder, ein Schlüsselbund, zwei Mobiltelefone, ein Papierfetzen mit einer Notiz: » CD  1934«.
    »Woher ist der?«, fragte Freund.
    »Aus seiner Hosentasche«, sagte Wanek und wandte sich wieder anderem zu.
    Ein Telefon klingelte. Wanek zog ein Handy hervor, hörte kurz
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