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Wienerherz - Kriminalroman

Wienerherz - Kriminalroman

Titel: Wienerherz - Kriminalroman
Autoren: emons Verlag
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jedoch entpuppte er sich als herzlicher, natürlicher Typ, mit dem sie viel Spaß hatte. Ein bisschen zu viel, wie sie in den letzten Monaten hatte feststellen müssen. Sie ertappte sich bei Gedanken, die unter Kollegen nichts zu suchen hatten.
    Sie hatte sich kaum gesetzt, da erschien auch Chefinspektor Laurenz Freund.
    »Frühstück!«, rief er und schwenkte volle Papiersackerl seiner Lieblingsbäckerei.
    Lukas Spazier, dieser Tage mit Rhett-Butler-Schnurrbart, in Jeans und einem Kapuzensweater, der aus Putzfetzen zusammengeflickt schien, lachte und streckte seinerseits einen Papiersack hoch.
    »Verhungern werden wir nicht!«
    Sie schmierten Butter, Marmelade und Honig auf ihr Gebäck, tranken Kaffee. Marietta Varic und Lukas Spazier schnitten ihre Semmel in der Mitte durch, Spazier zupfte den kleinen Teigklumpen, der dabei in der Mitte entstand, herunter und steckte ihn gleich in den Mund, etwas, das Petzold als Kind auch geliebt hatte, aber immer heimlich machen musste, weil ihre Mutter es eigentlich verboten hatte. Dann bestrichen sie die ganze Fläche mit Butter und einem weiteren süßen Aufstrich. Pragmatisch, praktisch, einfach. Freund machte es meist ebenso. Petzold unterschied sich, indem sie nicht gleich alles bestrich, sondern immer nur einen kleinen Teil nach dem anderen mit unterschiedlichen Sorten. Alfons Wagner pflückte ein Stück nach dem anderen vom Gebäck, wie es die Tischsitten eigentlich nur für Mittag- und Abendessen vorsahen. Ein bisschen zu viel Förmlichkeit, das war Wagner. Darauf kleckste er immer nur ein klein wenig Erdbeermarmelade. Andere aß er nicht. Als Einzigem kam ihm auch keine Milch in den Kaffee. Dagegen war Petzold der Milchkaffee- – neudeutsch Caffè Latte – Typ, Varic bevorzugte ihren dunkler, Spazier trank ihn wie Freund meist klein und stark mit wenig Milch.
    Varic und Spazier schilderten ihre Erlebnisse mit der Frau, die ihrem Mann den Hals aufgeschlitzt hatte. Der Typ, wohl Alkoholiker, hatte sie unübersehbar regelmäßig geschlagen, auch an diesem Frühmorgen. Nach eigener Aussage hatte sie sich gewehrt, Varic und Spazier glaubten ihr. Auch die Spuren schienen ihr recht zu geben. Blieb abzuwarten, was die Ärzte sagten. Und ob ihr Mann überlebte. Im besten Fall kam sie mit Notwehr davon.
    Freund sprach nicht viel über seinen Toten. Selbstmörder diskutierten sie selten.
    »Saß in einem teuren Wagen«, erklärte Freund. »Ein gewisser Florian Dorin.«
    Petzold horchte auf.
    »Den kenne ich«, sagte Varic, »aus den Klatschspalten. Groß, rotblond, ganz gut aussehend, Bauch?«
    »Klingt nach unserem Toten.«
    »So etwas«, sagte Varic, schüttelte den Kopf und schob das letzte Stück ihrer Semmel in den Mund.
    Schweigend aßen sie weiter, bis Petzold sagte: »Ich habe den Namen auch unlängst gehört. Erinnert ihr euch an meine Freundin Doreen Niklic, die Journalistin? Sie wollte neulich wissen, ob wir oder andere Kollegen sich mit Florian Dorin beschäftigen.«
    »Sagte sie, warum sie das wollte?«, fragte Freund.
    »Nein. Ich habe mich auch gewundert, dass sie fragt. Sie sollte wissen, dass ich so etwas nicht ausplaudere.«
    Nach dem Frühstück suchte Freund die persönlichen Daten Florian Dorins aus den diversen Registern und Indizes. Gegen Dorin liefen einige Prozesse in Finanzsachen. Anscheinend wurde ihm vorgeworfen, ein Unternehmen in die Pleite geführt zu haben. Da existierte vielleicht ein Motiv für den Selbstmord. Einträge wegen Gewalttaten fand Freund keine.
    Geboren 1969, zweimal verheiratet, zwei Kinder mit der ersten, eines mit der zweiten Frau. Eltern Adalbert und Annemarie, Brüder Leopold und Viktor. Das hieß, er musste die Todesnachricht dreimal überbringen. Wenig erfreuliche Aussichten. Bis er entdeckte, dass eine der Frauen in Salzburg gemeldet war. Dorthin konnte er einen Kollegen vor Ort schicken. Davor brauchte er jedoch eine Identifizierung durch einen Verwandten. Den Eltern wollte er das nicht zumuten, sie waren nicht mehr die Jüngsten. Außerdem gab es für kaum jemanden etwas Schlimmeres, als das eigene Kind tot zu sehen, selbst wenn es bereits erwachsen war.
    Er notierte die Adressen. Dann gab er Dorins Namen in die Internetsuchmaschine ein. Sie spuckte mehrere tausend Treffer aus. Freund überflog die ersten Ergebnisse. Viele verwiesen auf Artikel in Klatsch- und Nachrichtenmagazinen. Freund, der solche Publikationen selten bis nie konsumierte, kannte naturgemäß die Prominenten und jene, die sich dafür hielten oder es gern
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