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Wiedersehen mit Vamperl

Wiedersehen mit Vamperl

Titel: Wiedersehen mit Vamperl
Autoren: Renate Welsh
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Sie das Kamel links oben.«
    »Selber Kamel«, murmelte Dennis. »Das sind Liebespaare in einem Zaubergarten. Sieht doch ein Blinder!«
    Frau Lizzis Blicke wanderten unruhig an den Wänden entlang. Da! Dahinten bewegte sich ein Schatten!

    Sie ging näher. Doch der Schatten war nur ihr eigener, vom Scheinwerfer an der gegenüberliegenden Wand auf den Fels geworfen.
     Enttäuscht folgte Frau Lizzi der Reisegruppe.
    Plötzlich ging das Licht aus. Frau Pfeiffer schrie auf.
    »Mama, was ist mit dir, Mama?«, fragte Leonora besorgt.
    »
Er
hat mich berührt«, stammelte Frau Pfeiffer. »Mit seinen kalten Händen hat er meinen Hals umfasst.« Sie seufzte tief. Ein Schauer
     durchzitterte sie und ließ sie gegen Frau Lizzi schwanken.
    Das Licht flammte wieder auf.
    Alle umringten Frau Pfeiffer, die an ihren Hals griff.
    »Hier – hier hat er mich angefasst.« Ein neuer Schrei: »Meine Perlen! Meine Perlen sind weg!«
    »Nicht bewegen«, befahl der Reiseleiter. »Wahrscheinlich ist der Verschluss aufgegangen und die Kette liegt aufdem Boden. Vorsicht, sonst zertreten Sie sie noch.« Er ging in die Hocke und fühlte den Boden mit beiden Händen ab. »Nichts«,
     sagte er knapp, als er wieder hochkam.

     
    Der Führer ging mit Dennis und Denise zurück zum Eingang, aber auch sie fanden keine Spur von den Perlen.
    Frau Pfeiffer lehnte schwer atmend an der Wand, alle anderen tasteten den Boden ab.
    »Vielleicht sind sie in Ihre Bluse gerutscht«, meinte Herr Schmied.
    »Da würde ich sie doch spüren«, sagte Frau Pfeiffer. »Nein, es hat keinen Sinn. Die Perlen werde ich nie wieder sehen.
Er
hat sie geholt.«
    »Wozu braucht ein Vampir Perlen?«, fragte Lucinda.
    Eusebius rief: »Ich hab sie!« Aber er hatte nur ein Kügelchen aus Kalk gefunden.
    Es bildeten sich zwei Gruppen. Die eine war überzeugt, dass ein Vampir oder ein anderer Geist die Perlen geholt hatte. Die
     zweite war ebenso überzeugt, dass diese Idee völlig absurd war.
    Frau Lizzi gehörte zur zweiten Gruppe. »Ach, Vamperl, wenn du wüsstest, was man dir und deinesgleichen hier andichtet«, seufzte
     sie, doch niemand hörte ihr zu.
    Fest stand, dass die Perlen verschwunden waren und keine Spur davon gefunden werden konnte. Lucinda krallte sich mit beiden
     Händen an ihren vielen Ketten fest, Herr Schmied ließ seine Frau nicht mehr aus den Augen.
    Die Tropfsteinhöhle erhielt nur mehr einen Bruchteil der Beachtung, die sie verdient hätte.
    »Sie sind doch hoffentlich versichert«,sagte der Reiseleiter, als sie wieder in den Bus stiegen.
    »Erinnerungen kann man nicht versichern«, wies ihn Frau Pfeiffer zurecht. »Diese Perlen sind unersetzlich. Mein Mann hat sie
     mir zum 25.   Hochzeitstag geschenkt.«
    Sie setzte sich auf ihren Platz und nahm keinen Anteil an den erregten Gesprächen ringsum. Die Hände hatte sie im Schoß gefaltet.
     Neben ihr schluchzte Leonora in ein triefnasses Taschentuch.
    »Wir sollten alle unsere Taschen ausräumen«, sagte Frau Lizzi.
    »Wozu?«, fragte Frau Pfeiffer.
    Frau Lizzi zählte bis zehn, bevor sie antwortete: »Um sicher zu gehen, dass keiner von uns Ihre Perlen genommen hat. Sonst
     verdirbt das Misstrauen die ganze Stimmung.«
    Sie fing an ihre Siebensachen auf den Sitz zu legen.
    Frau Pfeiffer winkte müde ab. »Das hatkeinen Sinn. Ich habe die eisigen Hände gespürt, lebendige Menschenhände waren das nicht, glauben Sie mir.«
    Lucinda nickte, Herr Stanzer setzte zu einem Vortrag an. Es gäbe Hinweise, behauptete er, dass Geister sehr wohl an irdischen
     Gütern interessiert sein könnten. So sei zum Beispiel verbürgt, dass ein Gespenst in Lower Thistlewhite wertvolle Schmuckstücke
     an sich gebracht und im Kamin seines ehemaligen Hauses versteckt habe.
    Frau Lizzi hörte seinen weiteren Ausführungen nicht zu. Sie beobachtete die Mitreisenden. Nur Eusebius warihrem Beispiel gefolgt und hatte den Inhalt seiner Taschen auf den Sitz gelegt. Alle anderen machten keine Anstalten, ihre
     Taschen auszuräumen. Eifrig nickten sie zu jedem Satz, den Herr Stanzer sagte. Wenn das nicht verdächtig war!

    Augen auf, Elisabeth, sagte sie zu sich selbst. Ihren vollen Namen verwendete sie nur in besonders ernsten Augenblicken. Du
     selbst hast ja nichts zu befürchten, weder deine Glasperlenkette noch das Medaillon aus echtem Aluminium werden einen Dieb
     in Versuchung führen.
    Jedenfalls wusste sie jetzt mit Sicherheit, dass Vamperl nicht in dieser Höhle lebte. Sonst hätte er den Diebstahl verhindert.
    Der Bus holperte
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