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Wiedersehen mit Vamperl

Wiedersehen mit Vamperl

Titel: Wiedersehen mit Vamperl
Autoren: Renate Welsh
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gleich ein Tablett herauf!«
    Frau Lizzi machte Katzenwäsche, dann sperrte sie die Tür auf und lag ordentlich zugedeckt im Bett, als Denise mit dem Essen
     kam.
    Sie erzählte, dass Herr Stanzer die Stimme verloren und sich in sein Zimmer zurückgezogen hatte, wünschtegute Besserung und eine ebensolche Nacht und versicherte Frau Lizzi, sie könne jederzeit rufen oder klopfen, wenn sie Hilfe
     brauche.
    Frau Lizzi hätte ihr gern die Wahrheit gesagt, aber Denise hätte garantiert alles Dennis verraten, und ob der den Mund halten
     konnte, stand auch nicht fest.
    Kaum hatte Denise die Tür hinter sich geschlossen, stürzten Purzel und Schnurzel zur Suppenschale.
    Sie hockten am Rand, beugten sich vor und schlürften und schlabberten wie zwei kleine Katzen. Einmal verlor Purzeldas Gleichgewicht und tauchte den ganzen Kopf in die Suppe. Prustend und spuckend saß er schließlich auf dem Kopfkissen und
     schaute beleidigt drein.

    Vamperlina fischte mit spitzen Fingern ein paar Nudeln aus der Schale und machte sich dann über den Salat her.
    Vamperl putzte den Reis und die Erbsen weg.
    Frau Lizzi wunderte sich, was die vier vertilgen konnten. Ihr blieb nur das Schnitzel übrig und die Schokoladencreme. Hungrig
     wie sie war, aß sie beides, obwohl sie weder das eine noch das andere mochte. Aber das machte ihr gar nichts aus. Sie war
     glücklich.
    In der Nacht wachte sie einige Male auf und hörte zu, wie Vamperl und seine Familie friedlich schnarchten.
    Eine schönere Musik gab es nicht auf der Welt, fand sie.

Und dann?
    Du willst natürlich wissen, wie es weiterging.
    Also: Am nächsten Abend zeigte der Reiseleiter einen Film, den er von der Gruppe gedreht hatte.
    »Schrecklich, wie meine Haare aussehen!«, rief Frau Schmied.
    »Nein, wie meine Glatze spiegelt«, klagte Herr Schmied.
    »Aber so dick bin ich doch wirklich nicht!«, seufzte Leonora.
    Jede und jeder hatten etwas an sich auszusetzen, nur Dennis und Denise kicherten und winkten sich auf der Leinwand zu.
    Als es im Saal wieder hell wurde, lagen Frau Schmieds Perlen um ihren Hals, wo sie hingehörten, und Frau Pfeiffers Armband
     baumelte an ihrem Handgelenk.
    Lucinda hob beide Arme, tanzte mit fliegenden Tüchern und sang dazu: »Wir danken euch, ihr Unsichtbaren, für eure Güte.«
    Schließlich sank sie anmutig zwischen ihren wehenden Schleiern zu Boden.
    Eusebius eilte zu ihr, streckte ihr beide Hände entgegen um ihr aufzuhelfen. Sie zögerte, dann sprang sie auf und umarmte
     Eusebius.
    Alle umringten Frau Schmied und Frau Pfeiffer, betasteten die Schmuckstücke, nur Herr Stanzer und Frau Lizzi hielten sich
     etwas abseits.
    Herr Schmied rief eins ums andere Mal: »Ich kann es einfach nicht glauben!«
    Frau Schmied rügte ihn: »Das ist eben der Unterschied zwischen uns. Du glaubst nicht einmal, was du mit eigenen Augen sehen
     und mit eigenen Händen greifen kannst.«
    Plötzlich sagte Frau Pfeiffer: »Nach dieser Erfahrung fühle ich mich verpflichteteinen kleinen Beitrag zu leisten. Wir sind ja in der glücklichen Lage, einen Mann unter uns zu haben, der seine ganze Kraft
     dieser immer noch traurig unterschätzten Wissenschaft widmet.«
    Sie nahm Herrn Stanzer an der Hand und führte ihn in die Mitte. »Es wird mir eine Freude und eine Ehre sein, das erste unterstützende
     Mitglied Ihrer Forschungen zu sein.«
    »Und ich das zweite!«, rief Frau Schmied.
    Herr Stanzer wurde dunkelrot, schnappte mit offenem Mund nach Luft und warf Frau Lizzi einen verzweifelten Blick zu.
    Sie nickte ihm zu und lächelte.
    Langsam entspannte sich Herr Stanzer und dann fing auch er an zu lächeln und plötzlich platzte er los, lachte und weinte.
     Seine Schultern zuckten. Alle drängten sich zu ihm, klopften ihn auf Schultern und Rücken, packten seineHände, schüttelten sie. Er setzte mehrmals zum Sprechen an, aber jedesmal schüttelte Frau Lizzi den Kopf und er machte den
     Mund wieder zu.
    »Danke«, presste er heraus, »danke, danke, danke!«
    Ein allgemeines Umarmen und Abküssen begann. Leonora ging auf Mirko zuund umarmte ihn, einen Augenblick lang schaute er verwirrt, dann aber drückte er sie an sich und ließ sie nicht mehr los.

    Sie bemühte sich allerdings auch nicht besonders, freizukommen und ihre Küsse und Umarmungen gerecht auf den Rest der Gesellschaft
     zu verteilen, wie Frau Lizzi feststellte.
    In ihrer Tasche rumorte es, sie fürchtete jeden Augenblick, Vamperls Familie könnte herauskrabbeln und zur allgemeinen Verwirrung
     beitragen.
    Der
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